Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Per. II. Th. Gesch. d. nördl. Staatensyst.
scher Handelscolonien, aber auch ewiger blutiger Kriege mit
Polen und Litthauen; und zuletzt 1520 zwischen dem Orden
selber, und Land und Städten. Durch die Einführung
der Reformation, Secularisirung
des Landes un-
ter dem Heermeister Albrecht von Brandenburg 1525; und
Umwändelung in ein erbliches Herzogthum, aber als
Polnisches Lehen, (so weit es nemlich nicht schon durch
den Thorner Frieden 1469 Polnische Provinz (Polnisch
Preussen
) geworden war.) Uebergang an die Churlinie
1618, wodurch dessen weitere Schicksale und höhere politi-
sche Wichtigkeit vorbereitet wurden.

Rußland. Unter Iwan Basilewitz I. 1462-1505
ward Rußland durch die Befreyung von der Mogolen Herr-
schaft, und die Eroberung Nowgorods, wieder zu Einem
selbstständigen Reiche gemacht, das -- wenn gleich
meist durch den Dnieper und Don begrenzt, -- doch schon
furchtbar durch seine Masse und seinen Eroberungsgeist wur-
de. Aber für die Ausbildung im Innern fehlte es in einem
Reiche, das gänzlich außerhalb dem Wirkungskreise der Re-
formation -- der allgemeinen Triebfeder der National-Bil-
dung -- lag, an einem bewegenden Princip; und die gesell-
schaftliche Organisation schien hier so wenig als in Polen zu
versprechen, hätte nicht Regentenkraft hier einen viel
freyern Spielraum als dort gehabt. Schon die Regierung
Iwan Basilewitz II., des ersten Czars, 1533-1584
-- des Vorläufers Peter's des Großen -- giebt davon einen
Beweis, wie man ihn in der Polnischen Geschichte vergeblich
sucht.


I. Geschichte der Händel und Kriege über Liefland bis auf den
Anfang des Schwedisch-Polnischen Successions-Streits.
1553-1600.

5. Bis auf die Mitte des 16ten Jahrhunderts
fehlte es zwischen den Staaten des Nordens an ei-

nem

I. Per. II. Th. Geſch. d. noͤrdl. Staatenſyſt.
ſcher Handelscolonien, aber auch ewiger blutiger Kriege mit
Polen und Litthauen; und zuletzt 1520 zwiſchen dem Orden
ſelber, und Land und Staͤdten. Durch die Einfuͤhrung
der Reformation, Seculariſirung
des Landes un-
ter dem Heermeiſter Albrecht von Brandenburg 1525; und
Umwaͤndelung in ein erbliches Herzogthum, aber als
Polniſches Lehen, (ſo weit es nemlich nicht ſchon durch
den Thorner Frieden 1469 Polniſche Provinz (Polniſch
Preuſſen
) geworden war.) Uebergang an die Churlinie
1618, wodurch deſſen weitere Schickſale und hoͤhere politi-
ſche Wichtigkeit vorbereitet wurden.

Rußland. Unter Iwan Baſilewitz I. 1462-1505
ward Rußland durch die Befreyung von der Mogolen Herr-
ſchaft, und die Eroberung Nowgorods, wieder zu Einem
ſelbſtſtaͤndigen Reiche gemacht, das — wenn gleich
meiſt durch den Dnieper und Don begrenzt, — doch ſchon
furchtbar durch ſeine Maſſe und ſeinen Eroberungsgeiſt wur-
de. Aber fuͤr die Ausbildung im Innern fehlte es in einem
Reiche, das gaͤnzlich außerhalb dem Wirkungskreiſe der Re-
formation — der allgemeinen Triebfeder der National-Bil-
dung — lag, an einem bewegenden Princip; und die geſell-
ſchaftliche Organiſation ſchien hier ſo wenig als in Polen zu
verſprechen, haͤtte nicht Regentenkraft hier einen viel
freyern Spielraum als dort gehabt. Schon die Regierung
Iwan Baſilewitz II., des erſten Czars, 1533-1584
— des Vorlaͤufers Peter's des Großen — giebt davon einen
Beweis, wie man ihn in der Polniſchen Geſchichte vergeblich
ſucht.


I. Geſchichte der Haͤndel und Kriege uͤber Liefland bis auf den
Anfang des Schwediſch-Polniſchen Succeſſions-Streits.
1553-1600.

5. Bis auf die Mitte des 16ten Jahrhunderts
fehlte es zwiſchen den Staaten des Nordens an ei-

nem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p>
              <pb facs="#f0228" n="190"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Per. <hi rendition="#aq">II.</hi> Th. Ge&#x017F;ch. d. no&#x0364;rdl. Staaten&#x017F;y&#x017F;t.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#et">&#x017F;cher Handelscolonien, aber auch ewiger blutiger Kriege mit<lb/>
Polen und Litthauen; und zuletzt 1520 zwi&#x017F;chen dem Orden<lb/>
&#x017F;elber, und Land und Sta&#x0364;dten. Durch die <hi rendition="#g">Einfu&#x0364;hrung<lb/>
der Reformation, Seculari&#x017F;irung</hi> des Landes un-<lb/>
ter dem Heermei&#x017F;ter <hi rendition="#g">Albrecht</hi> von Brandenburg 1525; und<lb/>
Umwa&#x0364;ndelung in ein <hi rendition="#g">erbliches Herzogthum</hi>, aber als<lb/><hi rendition="#g">Polni&#x017F;ches Lehen</hi>, (&#x017F;o weit es nemlich nicht &#x017F;chon durch<lb/>
den Thorner Frieden 1469 Polni&#x017F;che Provinz (<hi rendition="#g">Polni&#x017F;ch<lb/>
Preu&#x017F;&#x017F;en</hi>) geworden war.) Uebergang an die Churlinie<lb/>
1618, wodurch de&#x017F;&#x017F;en weitere Schick&#x017F;ale und ho&#x0364;here politi-<lb/>
&#x017F;che Wichtigkeit vorbereitet wurden.</hi> </p><lb/>
            <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Rußland</hi>. Unter <hi rendition="#g">Iwan Ba&#x017F;ilewitz</hi><hi rendition="#aq">I.</hi> 1462-1505<lb/>
ward Rußland durch die Befreyung von der Mogolen Herr-<lb/>
&#x017F;chaft, und die Eroberung Nowgorods, wieder zu Einem<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;elb&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;ndigen Reiche</hi> gemacht, das &#x2014; wenn gleich<lb/>
mei&#x017F;t durch den Dnieper und Don begrenzt, &#x2014; doch &#x017F;chon<lb/>
furchtbar durch &#x017F;eine Ma&#x017F;&#x017F;e und &#x017F;einen Eroberungsgei&#x017F;t wur-<lb/>
de. Aber fu&#x0364;r die Ausbildung im Innern fehlte es in einem<lb/>
Reiche, das ga&#x0364;nzlich außerhalb dem Wirkungskrei&#x017F;e der Re-<lb/>
formation &#x2014; der allgemeinen Triebfeder der National-Bil-<lb/>
dung &#x2014; lag, an einem bewegenden Princip; und die ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chaftliche Organi&#x017F;ation &#x017F;chien hier &#x017F;o wenig als in Polen zu<lb/>
ver&#x017F;prechen, ha&#x0364;tte nicht <hi rendition="#g">Regentenkraft</hi> hier einen viel<lb/>
freyern Spielraum als dort gehabt. Schon die Regierung<lb/><hi rendition="#g">Iwan Ba&#x017F;ilewitz</hi> <hi rendition="#aq">II.</hi>, des er&#x017F;ten <hi rendition="#g">Czars</hi>, 1533-1584<lb/>
&#x2014; des Vorla&#x0364;ufers Peter's des Großen &#x2014; giebt davon einen<lb/>
Beweis, wie man ihn in der Polni&#x017F;chen Ge&#x017F;chichte vergeblich<lb/>
&#x017F;ucht.</hi> </p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#aq">I.</hi> Ge&#x017F;chichte der Ha&#x0364;ndel und Kriege u&#x0364;ber Liefland bis auf den<lb/>
Anfang des Schwedi&#x017F;ch-Polni&#x017F;chen Succe&#x017F;&#x017F;ions-Streits.<lb/>
1553-1600.</head><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
              <p>5. Bis auf die Mitte des 16ten Jahrhunderts<lb/>
fehlte es zwi&#x017F;chen den Staaten des Nordens an ei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nem</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[190/0228] I. Per. II. Th. Geſch. d. noͤrdl. Staatenſyſt. ſcher Handelscolonien, aber auch ewiger blutiger Kriege mit Polen und Litthauen; und zuletzt 1520 zwiſchen dem Orden ſelber, und Land und Staͤdten. Durch die Einfuͤhrung der Reformation, Seculariſirung des Landes un- ter dem Heermeiſter Albrecht von Brandenburg 1525; und Umwaͤndelung in ein erbliches Herzogthum, aber als Polniſches Lehen, (ſo weit es nemlich nicht ſchon durch den Thorner Frieden 1469 Polniſche Provinz (Polniſch Preuſſen) geworden war.) Uebergang an die Churlinie 1618, wodurch deſſen weitere Schickſale und hoͤhere politi- ſche Wichtigkeit vorbereitet wurden. Rußland. Unter Iwan Baſilewitz I. 1462-1505 ward Rußland durch die Befreyung von der Mogolen Herr- ſchaft, und die Eroberung Nowgorods, wieder zu Einem ſelbſtſtaͤndigen Reiche gemacht, das — wenn gleich meiſt durch den Dnieper und Don begrenzt, — doch ſchon furchtbar durch ſeine Maſſe und ſeinen Eroberungsgeiſt wur- de. Aber fuͤr die Ausbildung im Innern fehlte es in einem Reiche, das gaͤnzlich außerhalb dem Wirkungskreiſe der Re- formation — der allgemeinen Triebfeder der National-Bil- dung — lag, an einem bewegenden Princip; und die geſell- ſchaftliche Organiſation ſchien hier ſo wenig als in Polen zu verſprechen, haͤtte nicht Regentenkraft hier einen viel freyern Spielraum als dort gehabt. Schon die Regierung Iwan Baſilewitz II., des erſten Czars, 1533-1584 — des Vorlaͤufers Peter's des Großen — giebt davon einen Beweis, wie man ihn in der Polniſchen Geſchichte vergeblich ſucht. I. Geſchichte der Haͤndel und Kriege uͤber Liefland bis auf den Anfang des Schwediſch-Polniſchen Succeſſions-Streits. 1553-1600. 5. Bis auf die Mitte des 16ten Jahrhunderts fehlte es zwiſchen den Staaten des Nordens an ei- nem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/228
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/228>, abgerufen am 22.11.2024.