Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite
C. 3. Gesch. d. Colonialwes. 1558--1618.

8. Wofern zur Führung des Indischen Han-
dels Niederlassungen und Besitzungen in Indien
selber nöthig waren, so scheint auch damit die Er-
richtung der Compagnie gerechtfertigt; weder Pri-
vatpersonen noch damals der Staat konnten diese er-
richten. Wer kannte auch damals die von Mono-
polen unzertrennlichen Uebel? -- Ist gleich die
Compagnie diesen auch endlich erlegen, so bleibt sie
doch, -- weniger durch den Umfang als durch die
Dauer ihrer Blüthe -- eine einzige Erscheinung, nur
bey dem einzigen Volke möglich, das reich, sehr
reich werden konnte, ohne üppig zu werden.

9. Die herrschenden Maximen der Compa-
gnie entwickelten sich sehr bald. Strenge Behaup-
tung ihres Monopols, strenge Aufsicht über ihre
Bedienten, gänzliches Verbot alles Handels für sie,
Beförderung nach dem Verdienst, aber nie anders
als von unten auf, pünktlichste Bezahlung, --
waren die Mittel, wodurch sie sich bald so empor-
schwang, daß ein großer Theil seiner Reichthümer
Holland durch diesen Canal zuströmte. Bey ihren
Niederlassungen in Indien wurden gleich anfangs
Inseln, die Molucken und Sunda-Inseln, ihr
Ziel, wo jetzt bereits Batavia auf Java zum
Mittelpunkt ihrer Indischen Herrschaft bestimmt
ward. Indem sie auch nachmals meist sich auf

Inseln
J 4
C. 3. Geſch. d. Colonialweſ. 1558--1618.

8. Wofern zur Fuͤhrung des Indiſchen Han-
dels Niederlaſſungen und Beſitzungen in Indien
ſelber noͤthig waren, ſo ſcheint auch damit die Er-
richtung der Compagnie gerechtfertigt; weder Pri-
vatperſonen noch damals der Staat konnten dieſe er-
richten. Wer kannte auch damals die von Mono-
polen unzertrennlichen Uebel? — Iſt gleich die
Compagnie dieſen auch endlich erlegen, ſo bleibt ſie
doch, — weniger durch den Umfang als durch die
Dauer ihrer Bluͤthe — eine einzige Erſcheinung, nur
bey dem einzigen Volke moͤglich, das reich, ſehr
reich werden konnte, ohne uͤppig zu werden.

9. Die herrſchenden Maximen der Compa-
gnie entwickelten ſich ſehr bald. Strenge Behaup-
tung ihres Monopols, ſtrenge Aufſicht uͤber ihre
Bedienten, gaͤnzliches Verbot alles Handels fuͤr ſie,
Befoͤrderung nach dem Verdienſt, aber nie anders
als von unten auf, puͤnktlichſte Bezahlung, —
waren die Mittel, wodurch ſie ſich bald ſo empor-
ſchwang, daß ein großer Theil ſeiner Reichthuͤmer
Holland durch dieſen Canal zuſtroͤmte. Bey ihren
Niederlaſſungen in Indien wurden gleich anfangs
Inſeln, die Molucken und Sunda-Inſeln, ihr
Ziel, wo jetzt bereits Batavia auf Java zum
Mittelpunkt ihrer Indiſchen Herrſchaft beſtimmt
ward. Indem ſie auch nachmals meiſt ſich auf

Inſeln
J 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0173" n="135"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">C.</hi> 3. Ge&#x017F;ch. d. Colonialwe&#x017F;. 1558--1618.</hi> </fw><lb/>
                <p>8. Wofern zur Fu&#x0364;hrung des Indi&#x017F;chen Han-<lb/>
dels Niederla&#x017F;&#x017F;ungen und Be&#x017F;itzungen in Indien<lb/>
&#x017F;elber no&#x0364;thig waren, &#x017F;o &#x017F;cheint auch damit die Er-<lb/>
richtung der Compagnie gerechtfertigt; weder Pri-<lb/>
vatper&#x017F;onen noch damals der Staat konnten die&#x017F;e er-<lb/>
richten. Wer kannte auch damals die von Mono-<lb/>
polen unzertrennlichen Uebel? &#x2014; I&#x017F;t gleich die<lb/>
Compagnie die&#x017F;en auch endlich erlegen, &#x017F;o bleibt &#x017F;ie<lb/>
doch, &#x2014; weniger durch den Umfang als durch die<lb/>
Dauer ihrer Blu&#x0364;the &#x2014; eine einzige Er&#x017F;cheinung, nur<lb/>
bey dem einzigen Volke mo&#x0364;glich, das reich, &#x017F;ehr<lb/>
reich werden konnte, ohne u&#x0364;ppig zu werden.</p><lb/>
                <p>9. Die herr&#x017F;chenden <hi rendition="#g">Maximen</hi> der Compa-<lb/>
gnie entwickelten &#x017F;ich &#x017F;ehr bald. Strenge Behaup-<lb/>
tung ihres Monopols, &#x017F;trenge Auf&#x017F;icht u&#x0364;ber ihre<lb/>
Bedienten, ga&#x0364;nzliches Verbot alles Handels fu&#x0364;r &#x017F;ie,<lb/>
Befo&#x0364;rderung nach dem Verdien&#x017F;t, aber nie anders<lb/>
als von unten auf, pu&#x0364;nktlich&#x017F;te Bezahlung, &#x2014;<lb/>
waren die Mittel, wodurch &#x017F;ie &#x017F;ich bald &#x017F;o empor-<lb/>
&#x017F;chwang, daß ein großer Theil &#x017F;einer Reichthu&#x0364;mer<lb/>
Holland durch die&#x017F;en Canal zu&#x017F;tro&#x0364;mte. Bey ihren<lb/>
Niederla&#x017F;&#x017F;ungen in Indien wurden gleich anfangs<lb/><hi rendition="#g">In&#x017F;eln</hi>, die Molucken und Sunda-In&#x017F;eln, ihr<lb/>
Ziel, wo jetzt bereits <hi rendition="#g">Batavia</hi> auf Java zum<lb/>
Mittelpunkt ihrer Indi&#x017F;chen Herr&#x017F;chaft be&#x017F;timmt<lb/>
ward. Indem &#x017F;ie auch nachmals mei&#x017F;t &#x017F;ich auf<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 4</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">In&#x017F;eln</hi></fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0173] C. 3. Geſch. d. Colonialweſ. 1558--1618. 8. Wofern zur Fuͤhrung des Indiſchen Han- dels Niederlaſſungen und Beſitzungen in Indien ſelber noͤthig waren, ſo ſcheint auch damit die Er- richtung der Compagnie gerechtfertigt; weder Pri- vatperſonen noch damals der Staat konnten dieſe er- richten. Wer kannte auch damals die von Mono- polen unzertrennlichen Uebel? — Iſt gleich die Compagnie dieſen auch endlich erlegen, ſo bleibt ſie doch, — weniger durch den Umfang als durch die Dauer ihrer Bluͤthe — eine einzige Erſcheinung, nur bey dem einzigen Volke moͤglich, das reich, ſehr reich werden konnte, ohne uͤppig zu werden. 9. Die herrſchenden Maximen der Compa- gnie entwickelten ſich ſehr bald. Strenge Behaup- tung ihres Monopols, ſtrenge Aufſicht uͤber ihre Bedienten, gaͤnzliches Verbot alles Handels fuͤr ſie, Befoͤrderung nach dem Verdienſt, aber nie anders als von unten auf, puͤnktlichſte Bezahlung, — waren die Mittel, wodurch ſie ſich bald ſo empor- ſchwang, daß ein großer Theil ſeiner Reichthuͤmer Holland durch dieſen Canal zuſtroͤmte. Bey ihren Niederlaſſungen in Indien wurden gleich anfangs Inſeln, die Molucken und Sunda-Inſeln, ihr Ziel, wo jetzt bereits Batavia auf Java zum Mittelpunkt ihrer Indiſchen Herrſchaft beſtimmt ward. Indem ſie auch nachmals meiſt ſich auf Inſeln J 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/173
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/173>, abgerufen am 22.11.2024.