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Heckert, Adolph (Hrsg.): Handbuch der Schulgesetzgebung Preußens. Berlin, 1847.

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das Wort, welches jetzt ausgesprochen wird, ansieht, und zu dem Ende
bald dieses, bald jenes auf das Wort hinzeigen lassen. -- 5) Alsdann
schweigt der Lehrer, und läßt die Kinder sämmtlich allein lesen,
(jedoch immer dasselbe Stück) giebt aber bei jedem Falschlesen, Ver-
schlucken der Sylben, bei falscher commatischer Abtheilung, und un-
rechter Tonsetzung sogleich ein Zeichen, daß eingehalten werden soll;
fragt dabei nach der Ursache, warum er einhalten lassen; verbessert
sogleich den begangenen Fehler, wenn diejenigen Kinder, welche ihn
gefunden haben, ihn nicht selbst gehörig verbessern können, und läßt
nun das Vorhergelesene noch einmal lesen, bis alles richtig wird. --
6) Eben dasselbe Stück läßt der Lehrer nun von einem Kinde der
1sten, 2ten oder 3ten Abtheilung lesen, ruft sogleich die andern, bald
einzeln, bald alle auf, um fortzufahren: dadurch erreicht er auch hier
den Zweck, daß sämmtliche Schulkinder zur ununterbrochenen Auf-
merksamkeit gewöhnt werden. -- 7) Nun nimmt der Schullehrer,
nach Belieben, einen Theil des gelesenen Stücks, fängt an, ihn an
die Tafel zu schreiben, und läßt die kleinen Kinder erst rathen, wel-
cher Theil es sei; sodann läßt er sich von ihnen dictiren, schreibt
falsch, läßt Worte aus etc. etc. und fragt: ob es recht ist oder nicht?
läßt auch von denjenigen Kindern, welche schreiben können, diese
Uebung wiederholen. -- 8) Endlich folgt die Uebung im Geschwind-
lesen. Der Lehrer fängt an, das vorhergelesene Stück geschwinder zu
lesen, als gewöhnlich, und bemerkt genau jedes Kind, welches im Buch
zurück bleibt. Nun macht er 1) aus denen, die nicht zurück bleiben,
2) die nicht völlig mit fort kamen, und 3) die den Zusammenhang ganz
verloren, verschiedene Abtheilungen, läßt die Kinder einer jeden der-
selben so geschwind lesen, als sie können, da dann dasjenige, welches
zurück blieb, in die nächst untere Abtheilung kommt u. s. w. Eben
diese Uebung läßt er die Kinder unter einander anstellen; da eins,
welches fertig lieset, seine Stelle vertreten muß, bis er's dadurch so-
weit bringt, daß alle das gelesene Stück geschwinder, als gewöhnlich,
ablesen können, welches bei fortgesetzter Uebung seinen Nutzen bald
zeigen wird. -- 9) Sobald alle Kinder wenigstens richtig (wenn auch
nicht gleich geschwind) lesen können, wird diese Art der Uebung wö-
chentlich nur einigemal vorgenommen; dagegen muß das Lesen des
kleinen Catechismus Lutheri, wie auch das Auswendighersagen desselben
fleißig fortgesetzt und wiederholt werden, damit alle Kinder denselben

das Wort, welches jetzt ausgeſprochen wird, anſieht, und zu dem Ende
bald dieſes, bald jenes auf das Wort hinzeigen laſſen. — 5) Alsdann
ſchweigt der Lehrer, und läßt die Kinder ſämmtlich allein leſen,
(jedoch immer daſſelbe Stück) giebt aber bei jedem Falſchleſen, Ver-
ſchlucken der Sylben, bei falſcher commatiſcher Abtheilung, und un-
rechter Tonſetzung ſogleich ein Zeichen, daß eingehalten werden ſoll;
fragt dabei nach der Urſache, warum er einhalten laſſen; verbeſſert
ſogleich den begangenen Fehler, wenn diejenigen Kinder, welche ihn
gefunden haben, ihn nicht ſelbſt gehörig verbeſſern können, und läßt
nun das Vorhergeleſene noch einmal leſen, bis alles richtig wird. —
6) Eben daſſelbe Stück läßt der Lehrer nun von einem Kinde der
1ſten, 2ten oder 3ten Abtheilung leſen, ruft ſogleich die andern, bald
einzeln, bald alle auf, um fortzufahren: dadurch erreicht er auch hier
den Zweck, daß ſämmtliche Schulkinder zur ununterbrochenen Auf-
merkſamkeit gewöhnt werden. — 7) Nun nimmt der Schullehrer,
nach Belieben, einen Theil des geleſenen Stücks, fängt an, ihn an
die Tafel zu ſchreiben, und läßt die kleinen Kinder erſt rathen, wel-
cher Theil es ſei; ſodann läßt er ſich von ihnen dictiren, ſchreibt
falſch, läßt Worte aus ꝛc. ꝛc. und fragt: ob es recht iſt oder nicht?
läßt auch von denjenigen Kindern, welche ſchreiben können, dieſe
Uebung wiederholen. — 8) Endlich folgt die Uebung im Geſchwind-
leſen. Der Lehrer fängt an, das vorhergeleſene Stück geſchwinder zu
leſen, als gewöhnlich, und bemerkt genau jedes Kind, welches im Buch
zurück bleibt. Nun macht er 1) aus denen, die nicht zurück bleiben,
2) die nicht völlig mit fort kamen, und 3) die den Zuſammenhang ganz
verloren, verſchiedene Abtheilungen, läßt die Kinder einer jeden der-
ſelben ſo geſchwind leſen, als ſie können, da dann dasjenige, welches
zurück blieb, in die nächſt untere Abtheilung kommt u. ſ. w. Eben
dieſe Uebung läßt er die Kinder unter einander anſtellen; da eins,
welches fertig lieſet, ſeine Stelle vertreten muß, bis er’s dadurch ſo-
weit bringt, daß alle das geleſene Stück geſchwinder, als gewöhnlich,
ableſen können, welches bei fortgeſetzter Uebung ſeinen Nutzen bald
zeigen wird. — 9) Sobald alle Kinder wenigſtens richtig (wenn auch
nicht gleich geſchwind) leſen können, wird dieſe Art der Uebung wö-
chentlich nur einigemal vorgenommen; dagegen muß das Leſen des
kleinen Catechismus Lutheri, wie auch das Auswendigherſagen deſſelben
fleißig fortgeſetzt und wiederholt werden, damit alle Kinder denſelben

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[109/0123] das Wort, welches jetzt ausgeſprochen wird, anſieht, und zu dem Ende bald dieſes, bald jenes auf das Wort hinzeigen laſſen. — 5) Alsdann ſchweigt der Lehrer, und läßt die Kinder ſämmtlich allein leſen, (jedoch immer daſſelbe Stück) giebt aber bei jedem Falſchleſen, Ver- ſchlucken der Sylben, bei falſcher commatiſcher Abtheilung, und un- rechter Tonſetzung ſogleich ein Zeichen, daß eingehalten werden ſoll; fragt dabei nach der Urſache, warum er einhalten laſſen; verbeſſert ſogleich den begangenen Fehler, wenn diejenigen Kinder, welche ihn gefunden haben, ihn nicht ſelbſt gehörig verbeſſern können, und läßt nun das Vorhergeleſene noch einmal leſen, bis alles richtig wird. — 6) Eben daſſelbe Stück läßt der Lehrer nun von einem Kinde der 1ſten, 2ten oder 3ten Abtheilung leſen, ruft ſogleich die andern, bald einzeln, bald alle auf, um fortzufahren: dadurch erreicht er auch hier den Zweck, daß ſämmtliche Schulkinder zur ununterbrochenen Auf- merkſamkeit gewöhnt werden. — 7) Nun nimmt der Schullehrer, nach Belieben, einen Theil des geleſenen Stücks, fängt an, ihn an die Tafel zu ſchreiben, und läßt die kleinen Kinder erſt rathen, wel- cher Theil es ſei; ſodann läßt er ſich von ihnen dictiren, ſchreibt falſch, läßt Worte aus ꝛc. ꝛc. und fragt: ob es recht iſt oder nicht? läßt auch von denjenigen Kindern, welche ſchreiben können, dieſe Uebung wiederholen. — 8) Endlich folgt die Uebung im Geſchwind- leſen. Der Lehrer fängt an, das vorhergeleſene Stück geſchwinder zu leſen, als gewöhnlich, und bemerkt genau jedes Kind, welches im Buch zurück bleibt. Nun macht er 1) aus denen, die nicht zurück bleiben, 2) die nicht völlig mit fort kamen, und 3) die den Zuſammenhang ganz verloren, verſchiedene Abtheilungen, läßt die Kinder einer jeden der- ſelben ſo geſchwind leſen, als ſie können, da dann dasjenige, welches zurück blieb, in die nächſt untere Abtheilung kommt u. ſ. w. Eben dieſe Uebung läßt er die Kinder unter einander anſtellen; da eins, welches fertig lieſet, ſeine Stelle vertreten muß, bis er’s dadurch ſo- weit bringt, daß alle das geleſene Stück geſchwinder, als gewöhnlich, ableſen können, welches bei fortgeſetzter Uebung ſeinen Nutzen bald zeigen wird. — 9) Sobald alle Kinder wenigſtens richtig (wenn auch nicht gleich geſchwind) leſen können, wird dieſe Art der Uebung wö- chentlich nur einigemal vorgenommen; dagegen muß das Leſen des kleinen Catechismus Lutheri, wie auch das Auswendigherſagen deſſelben fleißig fortgeſetzt und wiederholt werden, damit alle Kinder denſelben

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Zitationshilfe: Heckert, Adolph (Hrsg.): Handbuch der Schulgesetzgebung Preußens. Berlin, 1847, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heckert_schulgesetzgebung_1847/123>, abgerufen am 23.11.2024.