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[Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803.

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Worum? So bald der Engel bete hört,
se heimelets en a, er möcht derzu.
Der füürig Marcher blieb io lieber dört,
und wenn er chunnt, se hebt er d' Ohre zu.
Und schritetöbsch e trunk'ne Ma dur d' Nacht,
er fluecht und sappermentet: "Chrütz und Stern,"
und alli Zeichen, aß der Bode chracht,
sell hörti wohl der füürig Marcher gern.
Doch wirds em nit so gut; der Engel seit:
"Furt, weidli furt! Do magi nüt dervo!"
Im Wetterleich, sen isch der wiit und breit
kei Marcher me, und au kei Engel do.
doch goht me still si Gang in Gottis G'leit,
und denkt: "Der chönnet bliben oder cho,
"ne jede weiß si Weg, und's Thal isch breit,"
sel isch 's vernünftigst, und sie lön ein go.

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Worum? So bald der Engel bete hoͤrt,
ſe heimelets en a, er moͤcht derzu.
Der fuͤuͤrig Marcher blieb io lieber doͤrt,
und wenn er chunnt, ſe hebt er d’ Ohre zu.
Und ſchritetoͤbſch e trunk’ne Ma dur d’ Nacht,
er fluecht und ſappermentet: „Chruͤtz und Stern,“
und alli Zeichen, aß der Bode chracht,
ſell hoͤrti wohl der fuͤuͤrig Marcher gern.
Doch wirds em nit ſo gut; der Engel ſeit:
„Furt, weidli furt! Do magi nuͤt dervo!“
Im Wetterleich, ſen iſch der wiit und breit
kei Marcher me, und au kei Engel do.
doch goht me ſtill ſi Gang in Gottis G’leit,
und denkt: „Der choͤnnet bliben oder cho,
„ne jede weiß ſi Weg, und’s Thal iſch breit,“
ſel iſch ’s vernuͤnftigſt, und ſie loͤn ein go.

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[33/0049] Worum? So bald der Engel bete hoͤrt, ſe heimelets en a, er moͤcht derzu. Der fuͤuͤrig Marcher blieb io lieber doͤrt, und wenn er chunnt, ſe hebt er d’ Ohre zu. Und ſchritetoͤbſch e trunk’ne Ma dur d’ Nacht, er fluecht und ſappermentet: „Chruͤtz und Stern,“ und alli Zeichen, aß der Bode chracht, ſell hoͤrti wohl der fuͤuͤrig Marcher gern. Doch wirds em nit ſo gut; der Engel ſeit: „Furt, weidli furt! Do magi nuͤt dervo!“ Im Wetterleich, ſen iſch der wiit und breit kei Marcher me, und au kei Engel do. doch goht me ſtill ſi Gang in Gottis G’leit, und denkt: „Der choͤnnet bliben oder cho, „ne jede weiß ſi Weg, und’s Thal iſch breit,“ ſel iſch ’s vernuͤnftigſt, und ſie loͤn ein go. 3

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Zitationshilfe: [Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803/49>, abgerufen am 24.11.2024.