[Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803.in goldne Strömen über Berg und Thal; Du liebi Seel, was wirds e Fyrtig sy, wenn mit der Zit die lezti Nacht versinkt, wenn alli goldne Sterne groß und chlei, und wenn der Mond und 's Morgeroth und d' Sunn in Himmels-Liecht verrinnen, und der Glast bis in die tiefe Gräber abe dringt, und d' Muetter rüeft de Chindlene: "'s isch Tag!" und alles usem Schlof verwacht, und do ne Laden uf goht, dört e schweri Thür! Die Todten luegen use iung und schön. 's het menge Schade gutet übernacht, und menge tiefe Schnatte biß in Herz isch heil. Sie luegen use gsund und schön, in goldne Stroͤmen uͤber Berg und Thal; Du liebi Seel, was wirds e Fyrtig ſy, wenn mit der Zit die lezti Nacht verſinkt, wenn alli goldne Sterne groß und chlei, und wenn der Mond und ’s Morgeroth und d’ Sunn in Himmels-Liecht verrinnen, und der Glaſt bis in die tiefe Graͤber abe dringt, und d’ Muetter ruͤeft de Chindlene: „’s iſch Tag!“ und alles uſem Schlof verwacht, und do ne Laden uf goht, doͤrt e ſchweri Thuͤr! Die Todten luegen uſe iung und ſchoͤn. ’s het menge Schade gutet uͤbernacht, und menge tiefe Schnatte biß in Herz iſch heil. Sie luegen uſe gſund und ſchoͤn, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="9"> <pb facs="#f0194" n="172"/> <l>in goldne Stroͤmen uͤber Berg und Thal;</l><lb/> <l>es zuckt und wacht an allen Orte; ’s goht</l><lb/> <l>e Lade do und doͤrt e Husthuͤr uf,</l><lb/> <l>und ’s Lebe wandlet uſe frey und froh.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Du liebi Seel, was wirds e Fyrtig ſy,</l><lb/> <l>wenn mit der Zit die lezti Nacht verſinkt,</l><lb/> <l>wenn alli goldne Sterne groß und chlei,</l><lb/> <l>und wenn der Mond und ’s Morgeroth und</l><lb/> <l>d’ Sunn</l><lb/> <l>in Himmels-Liecht verrinnen, und der Glaſt</l><lb/> <l>bis in die tiefe Graͤber abe dringt,</l><lb/> <l>und d’ Muetter ruͤeft de Chindlene: „’s iſch</l><lb/> <l>Tag!“</l><lb/> <l>und alles uſem Schlof verwacht, und do</l><lb/> <l>ne Laden uf goht, doͤrt e ſchweri Thuͤr!</l><lb/> <l>Die Todten luegen uſe iung und ſchoͤn.</l><lb/> <l>’s het menge Schade gutet uͤbernacht,</l><lb/> <l>und menge tiefe Schnatte biß in Herz</l><lb/> <l>iſch heil. Sie luegen uſe gſund und ſchoͤn,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [172/0194]
in goldne Stroͤmen uͤber Berg und Thal;
es zuckt und wacht an allen Orte; ’s goht
e Lade do und doͤrt e Husthuͤr uf,
und ’s Lebe wandlet uſe frey und froh.
Du liebi Seel, was wirds e Fyrtig ſy,
wenn mit der Zit die lezti Nacht verſinkt,
wenn alli goldne Sterne groß und chlei,
und wenn der Mond und ’s Morgeroth und
d’ Sunn
in Himmels-Liecht verrinnen, und der Glaſt
bis in die tiefe Graͤber abe dringt,
und d’ Muetter ruͤeft de Chindlene: „’s iſch
Tag!“
und alles uſem Schlof verwacht, und do
ne Laden uf goht, doͤrt e ſchweri Thuͤr!
Die Todten luegen uſe iung und ſchoͤn.
’s het menge Schade gutet uͤbernacht,
und menge tiefe Schnatte biß in Herz
iſch heil. Sie luegen uſe gſund und ſchoͤn,
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