Krieg so wenig den Trompeter- als einen anderen Dienst versehen können. Die Poesie hat For- men, in denen der Geist seine Schlachten schlägt, die epischen und dramatischen, sie hat For- men, worin das Herz seine Schätze niederlegt, die lyrischen, und das Genie zeigt sich eben da- durch, daß es jede auf die rechte Weise aus- füllt, indeß das Halb-Talent, das für die grö- ßeren nicht Gehalt genug hat, die engeren gern zu zersprengen sucht, um trotz seiner Armuth reich zu erscheinen. Ein solcher, von einem total verkehrt gewählten Gesichtspunkt aus gefällter Aus- spruch, den Goethe selbst in den Gesprächen mit Eckermann schon modificirte, hätte der Kritik zu Nichts Veranlassung geben sollen, als zu einer gründlichen Auseinandersetzung, worin sich Uhland und der piepsende Ratten- und Mäusekönig, der sich ihm angehängt hat, die "schwäbische Schule," von einander unterscheiden, da ja nicht Uhland, sondern ein von Goethe unbesehens für ein Mit- glied dieser Schule gehaltener schwäbischer Dichter den Ausspruch hervorrief. Es ist hier zu dieser Auseinandersetzung, die sich übrigens um so eher
Krieg ſo wenig den Trompeter- als einen anderen Dienſt verſehen können. Die Poeſie hat For- men, in denen der Geiſt ſeine Schlachten ſchlägt, die epiſchen und dramatiſchen, ſie hat For- men, worin das Herz ſeine Schätze niederlegt, die lyriſchen, und das Genie zeigt ſich eben da- durch, daß es jede auf die rechte Weiſe aus- füllt, indeß das Halb-Talent, das für die grö- ßeren nicht Gehalt genug hat, die engeren gern zu zerſprengen ſucht, um trotz ſeiner Armuth reich zu erſcheinen. Ein ſolcher, von einem total verkehrt gewählten Geſichtspunkt aus gefällter Aus- ſpruch, den Goethe ſelbſt in den Geſprächen mit Eckermann ſchon modificirte, hätte der Kritik zu Nichts Veranlaſſung geben ſollen, als zu einer gründlichen Auseinanderſetzung, worin ſich Uhland und der piepſende Ratten- und Mäuſekönig, der ſich ihm angehängt hat, die „ſchwäbiſche Schule,“ von einander unterſcheiden, da ja nicht Uhland, ſondern ein von Goethe unbeſehens für ein Mit- glied dieſer Schule gehaltener ſchwäbiſcher Dichter den Ausſpruch hervorrief. Es iſt hier zu dieſer Auseinanderſetzung, die ſich übrigens um ſo eher
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[XX/0040]
Krieg ſo wenig den Trompeter- als einen anderen
Dienſt verſehen können. Die Poeſie hat For-
men, in denen der Geiſt ſeine Schlachten ſchlägt,
die epiſchen und dramatiſchen, ſie hat For-
men, worin das Herz ſeine Schätze niederlegt,
die lyriſchen, und das Genie zeigt ſich eben da-
durch, daß es jede auf die rechte Weiſe aus-
füllt, indeß das Halb-Talent, das für die grö-
ßeren nicht Gehalt genug hat, die engeren gern
zu zerſprengen ſucht, um trotz ſeiner Armuth
reich zu erſcheinen. Ein ſolcher, von einem total
verkehrt gewählten Geſichtspunkt aus gefällter Aus-
ſpruch, den Goethe ſelbſt in den Geſprächen mit
Eckermann ſchon modificirte, hätte der Kritik zu
Nichts Veranlaſſung geben ſollen, als zu einer
gründlichen Auseinanderſetzung, worin ſich Uhland
und der piepſende Ratten- und Mäuſekönig, der
ſich ihm angehängt hat, die „ſchwäbiſche Schule,“
von einander unterſcheiden, da ja nicht Uhland,
ſondern ein von Goethe unbeſehens für ein Mit-
glied dieſer Schule gehaltener ſchwäbiſcher Dichter
den Ausſpruch hervorrief. Es iſt hier zu dieſer
Auseinanderſetzung, die ſich übrigens um ſo eher
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Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844, S. XX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebbel_magdalene_1844/40>, abgerufen am 27.07.2024.
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