Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844.

Bild:
<< vorherige Seite
er hat sie in Menschenhaut gesteckt, und nun stehen
sie mit Deinen Menschen in Reih und Glied und man
erkennt sie erst, wenn sie kratzen und stechen!
(zu Klara)
Aber es ist ja gut, es ist ja vortrefflich! (er will sie
umarmen)
Komm! Für ewig! Mit diesem Kuß --
Klara.
(sinkt an ihn) Nein, nicht für ewig, nur daß ich
nicht umfalle, aber keinen Kuß!
Secretair.
Mädchen, Du liebst ihn nicht, Du hast Dein
Wort zurück --
Klara.
(dumpf, sich wieder aufrichtend) Und ich muß doch zu
ihm, ich muß mich auf Knieen vor ihm niederwerfen und
stammeln: sieh die weißen Haare meines Vaters an,
nimm mich!
Secretair.
Unglückliche, versteh' ich Dich?
Klara.
Ja!
Secretair.
Darüber kann kein Mann weg! Vor dem Kerl,
er hat ſie in Menſchenhaut geſteckt, und nun ſtehen
ſie mit Deinen Menſchen in Reih und Glied und man
erkennt ſie erſt, wenn ſie kratzen und ſtechen!
(zu Klara)
Aber es iſt ja gut, es iſt ja vortrefflich! (er will ſie
umarmen)
Komm! Für ewig! Mit dieſem Kuß —
Klara.
(ſinkt an ihn) Nein, nicht für ewig, nur daß ich
nicht umfalle, aber keinen Kuß!
Secretair.
Mädchen, Du liebſt ihn nicht, Du haſt Dein
Wort zurück —
Klara.
(dumpf, ſich wieder aufrichtend) Und ich muß doch zu
ihm, ich muß mich auf Knieen vor ihm niederwerfen und
ſtammeln: ſieh die weißen Haare meines Vaters an,
nimm mich!
Secretair.
Unglückliche, verſteh’ ich Dich?
Klara.
Ja!
Secretair.
Darüber kann kein Mann weg! Vor dem Kerl,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#SECRE">
            <p><pb facs="#f0154" n="86"/>
er hat &#x017F;ie in Men&#x017F;chenhaut ge&#x017F;teckt, und nun &#x017F;tehen<lb/>
&#x017F;ie mit Deinen Men&#x017F;chen in Reih und Glied und man<lb/>
erkennt &#x017F;ie er&#x017F;t, wenn &#x017F;ie kratzen und &#x017F;techen!</p>
            <stage>(zu Klara)</stage><lb/>
            <p>Aber es i&#x017F;t ja gut, es i&#x017F;t ja vortrefflich!</p>
            <stage>(er will &#x017F;ie<lb/>
umarmen)</stage>
            <p>Komm! Für ewig! Mit die&#x017F;em Kuß &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KLARA">
            <speaker><hi rendition="#g">Klara</hi>.</speaker><lb/>
            <stage>(&#x017F;inkt an ihn)</stage>
            <p>Nein, nicht für ewig, nur daß ich<lb/>
nicht umfalle, aber keinen Kuß!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SECRE">
            <speaker><hi rendition="#g">Secretair</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Mädchen, Du lieb&#x017F;t ihn nicht, Du ha&#x017F;t Dein<lb/>
Wort zurück &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KLARA">
            <speaker><hi rendition="#g">Klara</hi>.</speaker><lb/>
            <stage>(dumpf, &#x017F;ich wieder aufrichtend)</stage>
            <p>Und ich muß doch zu<lb/>
ihm, ich muß mich auf Knieen vor ihm niederwerfen und<lb/>
&#x017F;tammeln: &#x017F;ieh die weißen Haare meines Vaters an,<lb/>
nimm mich!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SECRE">
            <speaker><hi rendition="#g">Secretair</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Unglückliche, ver&#x017F;teh&#x2019; ich Dich?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KLARA">
            <speaker><hi rendition="#g">Klara</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Ja!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SECRE">
            <speaker><hi rendition="#g">Secretair</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Darüber kann kein Mann weg! Vor dem Kerl,<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0154] er hat ſie in Menſchenhaut geſteckt, und nun ſtehen ſie mit Deinen Menſchen in Reih und Glied und man erkennt ſie erſt, wenn ſie kratzen und ſtechen! (zu Klara) Aber es iſt ja gut, es iſt ja vortrefflich! (er will ſie umarmen) Komm! Für ewig! Mit dieſem Kuß — Klara. (ſinkt an ihn) Nein, nicht für ewig, nur daß ich nicht umfalle, aber keinen Kuß! Secretair. Mädchen, Du liebſt ihn nicht, Du haſt Dein Wort zurück — Klara. (dumpf, ſich wieder aufrichtend) Und ich muß doch zu ihm, ich muß mich auf Knieen vor ihm niederwerfen und ſtammeln: ſieh die weißen Haare meines Vaters an, nimm mich! Secretair. Unglückliche, verſteh’ ich Dich? Klara. Ja! Secretair. Darüber kann kein Mann weg! Vor dem Kerl,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hebbel_magdalene_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hebbel_magdalene_1844/154
Zitationshilfe: Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebbel_magdalene_1844/154>, abgerufen am 24.11.2024.