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Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844.

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Dir für Dein Alter ein weiches Kopfkissen stopfen
sollte, und überhäuft Dich so mit Schande, daß Du
die Erde anrufen mögtest: verschlucke mich, wenn Dich
nicht ekelt, denn ich bin kothiger, als Du! -- dann
magst Du all' die Flüche, die ich in meiner Brust
zurückhalte, aussprechen, dann magst Du Dein Haar
raufen und Deine Brüste zerschlagen, das sollst Du
vor mir voraus haben, denn Du bist kein Mann!
Klara.
O Karl!
Meister Anton.
Wundern soll mich's doch, was ich thun werde,
wenn ich ihn wieder vor mir sehe, wenn er Abends
vor Lichtanzünden mit geschorenem Kopf, denn im
Zuchthaus sind die Frisuren nicht erlaubt, in die
Stube tritt und einen guten Abend herausstottert und
die Klinke der Thür in der Hand behält. Thun werd'
ich etwas, das ist gewiß, aber was?
(mit Zähneknirschen)
Und ob sie ihn zehn Jahre behalten, er wird mich
finden, ich werde so lange leben, das weiß ich, merk'
Dir's, Tod, ich bin von jetzt an ein Stein vor Dei-
ner Hippe, sie wird eher zerspringen, als mich aus
der Stelle rücken!
Dir für Dein Alter ein weiches Kopfkiſſen ſtopfen
ſollte, und überhäuft Dich ſo mit Schande, daß Du
die Erde anrufen mögteſt: verſchlucke mich, wenn Dich
nicht ekelt, denn ich bin kothiger, als Du! — dann
magſt Du all’ die Flüche, die ich in meiner Bruſt
zurückhalte, ausſprechen, dann magſt Du Dein Haar
raufen und Deine Brüſte zerſchlagen, das ſollſt Du
vor mir voraus haben, denn Du biſt kein Mann!
Klara.
O Karl!
Meiſter Anton.
Wundern ſoll mich’s doch, was ich thun werde,
wenn ich ihn wieder vor mir ſehe, wenn er Abends
vor Lichtanzünden mit geſchorenem Kopf, denn im
Zuchthaus ſind die Friſuren nicht erlaubt, in die
Stube tritt und einen guten Abend herausſtottert und
die Klinke der Thür in der Hand behält. Thun werd’
ich etwas, das iſt gewiß, aber was?
(mit Zähneknirſchen)
Und ob ſie ihn zehn Jahre behalten, er wird mich
finden, ich werde ſo lange leben, das weiß ich, merk’
Dir’s, Tod, ich bin von jetzt an ein Stein vor Dei-
ner Hippe, ſie wird eher zerſpringen, als mich aus
der Stelle rücken!
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[60/0128] Dir für Dein Alter ein weiches Kopfkiſſen ſtopfen ſollte, und überhäuft Dich ſo mit Schande, daß Du die Erde anrufen mögteſt: verſchlucke mich, wenn Dich nicht ekelt, denn ich bin kothiger, als Du! — dann magſt Du all’ die Flüche, die ich in meiner Bruſt zurückhalte, ausſprechen, dann magſt Du Dein Haar raufen und Deine Brüſte zerſchlagen, das ſollſt Du vor mir voraus haben, denn Du biſt kein Mann! Klara. O Karl! Meiſter Anton. Wundern ſoll mich’s doch, was ich thun werde, wenn ich ihn wieder vor mir ſehe, wenn er Abends vor Lichtanzünden mit geſchorenem Kopf, denn im Zuchthaus ſind die Friſuren nicht erlaubt, in die Stube tritt und einen guten Abend herausſtottert und die Klinke der Thür in der Hand behält. Thun werd’ ich etwas, das iſt gewiß, aber was? (mit Zähneknirſchen) Und ob ſie ihn zehn Jahre behalten, er wird mich finden, ich werde ſo lange leben, das weiß ich, merk’ Dir’s, Tod, ich bin von jetzt an ein Stein vor Dei- ner Hippe, ſie wird eher zerſpringen, als mich aus der Stelle rücken!

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Zitationshilfe: Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebbel_magdalene_1844/128>, abgerufen am 22.11.2024.