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Stats- u. Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 63, Hamburg, 20. April 1725.

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[Spaltenumbruch] einer Ruptur gewärtig, dahero auch so wol hier,
als andern haltbahren Orten, die Feuer-Wercker mit
Zuziehung der Menge Handlanger, starck arbeiten,
und eine grosse Quantität Carcassen, wie auch an-
dere zur Defension behörige Sachen verfertigen müs-
sen; auch sol ehestens eine Compagnie Feuerwercker
zu dem Ende nacher Dreßden abgehen; allwo gleich-
fals, letztern Briefen nach, alle mögliche Präcautio-
nes vorgekehret werden; Jnzwischen ist man auch
beschäfftiget, die Casarnen vor die Soldaten aufzu-
bauen, und sollen solche fast auf die Schwedische
Facon aufgerichtet werden, worzu schon 100000
Gulden parat seyn. Sonsten ist der mehresten Ma-
gnaten Equipage fertig, und nehmen eine Menge
Leute, aber keine Preussen, an; Jm übrigen soll
auch der Cron-Groß-Feld-Herr resolviret haben, bey
erforderlichen Fall, ohnerachtet seiner Maladie, mit
aufzusitzen, und zu Beschützung der Religion, und
Pohlnischen Freyheit, sein Leben zu sacrificiren.


Heute ist allhier ein Universal des Cron-Groß-
Feld-Herrn publiciret worden, welches den Towar-
zyschen anbefehliget, sich ohne Verzug bey ihren
Fahnen einzufinden, und bey denenselben unter har-
ter Straffe zu verbleiben.


Der König und die Königin befinden sich sammt
der gantzen hohen Königlichen Familie in höchst-er-
wünschtem Wohlseyn, und Se. Majest. wohnete
dieser Tagen einer in dem Pallast des Cardinals
d'Acunha gehaltenen Conferentz bey, in welcher, dem
Verlaut nach, beschlossen, 4 vornehme Theologos
nach Rom zu schicken, um dem bevorstehenden La-
teranensischen Consilio zu aßistiren. Se. Königl. Maj.
hat Befehl gegeben, die Trouppen zu completiren.


Am Sonnabend Nachmittag war die Groß-Prin-
tzeßin von Toscanien beym Papst zur Audientz, bey
welchem sie sich fast 2 Stunden unterhielte, und von
demselben eben das Tractament genoß, welches Jn-
nocentius XII. dem verstorbenen Groß-Hertzog ge-
geben. Am Dienstag Morgen fuhr der Venetia-
nische Ambassadeur in solennem Aufzuge zur Päpstl.
Audientz, wobey er den Canonicum Bettini, der die
Reliquie des seel. Gio Orsini, gewesenen Bischoffs
zu Trau in Dalmatien, von wegen der Durchl. Re-
publiq Venedig, zum ungemeinen Vergnügen des
Papstes, in einer kostbahren Crystallen Urne präsentirte.
Der Papst hat erwehnte Reliquie auf dem Altar
seiner Privat-Capelle setzen lassen, und für die Kir-
[Spaltenumbruch] che von Benevento destiniret, allwo auf Päpstlichen
Besehl ein eigener Altar für dieselbe zu machen or-
donniret ist; auch saget man, daß Se. Heiligkeit
obgedachtem Canonico Bettini, zum Zeichen, daß
das überbrachte Präsent Jhro sehr angenehm gewe-
sen, die Gnade verliehen, daß ein jeder Altar, an
welchem er die Messe celebriren würde, privilegiret
sey. Jh. Kön. Hoh. die Groß-Printzeßin haben die 4
Ablaß-Kirchen mit 5 Carossen von 6 Pferden mit exem-
plarischer Andacht besuchet, nachdem sie vom Papst di-
spensiret worden, besagte Kirchen nur einmahl, ihren
Hoff-Staat aber selbige 3 mahl, zu besuchen.


Die Proceduren wider die Müntzer von falschen
Sonnen-Pistohlen, werden mit Ernst fortgesetzet;
wie dann der General-Procureur deswegen zum drit-
ten mahl nach Antwerpen gereiset, gegen dieselbe
und deren Mitschuldige Nachrichten einzuziehen; in
die Häuser dererjenigen aber, welche sich an die Sei-
te gemacht, hat man Thür-Wärter und Soldaten
geleget. Die Herren von denen Rechnungs-Cam-
mern von Braband und Flandern, sind mit denen
Müntz-Bedienten täglich occupiret, die durch die
falschen Sonnen-Pistolen verursachte Ungelegenhei-
ten wiederum abzustellen; man besorget aber, daß
solches nicht anders als mit grossen Schaden des ge-
meinen Wesens dürffte geschehen können. Jndessen
haben die Staaten selbiger Provintz ihre ordentli-
che allgemeine Versammlung eröffnet. Denen letz-
tern Briefen von Cammerich zufolge, scheinen eini-
ge von denen dortigen Plenipotentiarien Anstalt zu
ihrer Abreise zu machen.


Aus Petersburg vernimmt man, daß Jhro Ma-
jest. des Rußischen Kaysers solennes Leich-Begäng-
niß, und der verstorbenen Printzeßin Nathalia ihres
zugleich, den 21. Mart. mit solgenden ungemeinen
Pomp, laut accurater Beschreibung, vor sich gangen:
"1) Kam ein Hoff-Fourier von der 14. Classe
"zu Pferde, im schwartzen Kleide, mit Mantel und
"Flohr auffm Huhte, der Sattel, nebst gantzen
"Schmuck des Pferdes, mit schwartzen Tuch über-
"zogen. 2) Erster Ceremonien-Meister, war der
"General-Adjutant-Lieutenant Centrovius, im
"schwartzen Kleide, Mantel und Flohr ausm Huht;
"der Marschalls-Stab war schwartz bezogen, und
"mit schwartz und weissen Flohr umwunden, oben
"war das Neußische Wappen auf Blech gemahlt.
"3) Ein paar Paucker, in Trauer-Habit ohne Man-
"tel, Flohr aufm Huht, die Paucken nebst denen

[Spaltenumbruch] einer Ruptur gewaͤrtig, dahero auch ſo wol hier,
als andern haltbahren Orten, die Feuer-Wercker mit
Zuziehung der Menge Handlanger, ſtarck arbeiten,
und eine groſſe Quantitaͤt Carcaſſen, wie auch an-
dere zur Defenſion behoͤrige Sachen verfertigen muͤſ-
ſen; auch ſol eheſtens eine Compagnie Feuerwercker
zu dem Ende nacher Dreßden abgehen; allwo gleich-
fals, letztern Briefen nach, alle moͤgliche Praͤcautio-
nes vorgekehret werden; Jnzwiſchen iſt man auch
beſchaͤfftiget, die Caſarnen vor die Soldaten aufzu-
bauen, und ſollen ſolche faſt auf die Schwediſche
Facon aufgerichtet werden, worzu ſchon 100000
Gulden parat ſeyn. Sonſten iſt der mehreſten Ma-
gnaten Equipage fertig, und nehmen eine Menge
Leute, aber keine Preuſſen, an; Jm uͤbrigen ſoll
auch der Cron-Groß-Feld-Herr reſolviret haben, bey
erforderlichen Fall, ohnerachtet ſeiner Maladie, mit
aufzuſitzen, und zu Beſchuͤtzung der Religion, und
Pohlniſchen Freyheit, ſein Leben zu ſacrificiren.


Heute iſt allhier ein Univerſal des Cron-Groß-
Feld-Herrn publiciret worden, welches den Towar-
zyſchen anbefehliget, ſich ohne Verzug bey ihren
Fahnen einzufinden, und bey denenſelben unter har-
ter Straffe zu verbleiben.


Der Koͤnig und die Koͤnigin befinden ſich ſammt
der gantzen hohen Koͤniglichen Familie in hoͤchſt-er-
wuͤnſchtem Wohlſeyn, und Se. Majeſt. wohnete
dieſer Tagen einer in dem Pallaſt des Cardinals
d’Acunha gehaltenen Conferentz bey, in welcher, dem
Verlaut nach, beſchloſſen, 4 vornehme Theologos
nach Rom zu ſchicken, um dem bevorſtehenden La-
teranenſiſchen Conſilio zu aßiſtiren. Se. Koͤnigl. Maj.
hat Befehl gegeben, die Trouppen zu completiren.


Am Sonnabend Nachmittag war die Groß-Prin-
tzeßin von Toſcanien beym Papſt zur Audientz, bey
welchem ſie ſich faſt 2 Stunden unterhielte, und von
demſelben eben das Tractament genoß, welches Jn-
nocentius XII. dem verſtorbenen Groß-Hertzog ge-
geben. Am Dienſtag Morgen fuhr der Venetia-
niſche Ambaſſadeur in ſolennem Aufzuge zur Paͤpſtl.
Audientz, wobey er den Canonicum Bettini, der die
Reliquie des ſeel. Gio Orſini, geweſenen Biſchoffs
zu Trau in Dalmatien, von wegen der Durchl. Re-
publiq Venedig, zum ungemeinen Vergnuͤgen des
Papſtes, in einer koſtbahren Cryſtallen Urne praͤſentirte.
Der Papſt hat erwehnte Reliquie auf dem Altar
ſeiner Privat-Capelle ſetzen laſſen, und fuͤr die Kir-
[Spaltenumbruch] che von Benevento deſtiniret, allwo auf Paͤpſtlichen
Beſehl ein eigener Altar fuͤr dieſelbe zu machen or-
donniret iſt; auch ſaget man, daß Se. Heiligkeit
obgedachtem Canonico Bettini, zum Zeichen, daß
das uͤberbrachte Praͤſent Jhro ſehr angenehm gewe-
ſen, die Gnade verliehen, daß ein jeder Altar, an
welchem er die Meſſe celebriren wuͤrde, privilegiret
ſey. Jh. Koͤn. Hoh. die Groß-Printzeßin haben die 4
Ablaß-Kirchen mit 5 Caroſſen von 6 Pferden mit exem-
plariſcher Andacht beſuchet, nachdem ſie vom Papſt di-
ſpenſiret worden, beſagte Kirchen nur einmahl, ihren
Hoff-Staat aber ſelbige 3 mahl, zu beſuchen.


Die Proceduren wider die Muͤntzer von falſchen
Sonnen-Piſtohlen, werden mit Ernſt fortgeſetzet;
wie dann der General-Procureur deswegen zum drit-
ten mahl nach Antwerpen gereiſet, gegen dieſelbe
und deren Mitſchuldige Nachrichten einzuziehen; in
die Haͤuſer dererjenigen aber, welche ſich an die Sei-
te gemacht, hat man Thuͤr-Waͤrter und Soldaten
geleget. Die Herren von denen Rechnungs-Cam-
mern von Braband und Flandern, ſind mit denen
Muͤntz-Bedienten taͤglich occupiret, die durch die
falſchen Sonnen-Piſtolen verurſachte Ungelegenhei-
ten wiederum abzuſtellen; man beſorget aber, daß
ſolches nicht anders als mit groſſen Schaden des ge-
meinen Weſens duͤrffte geſchehen koͤnnen. Jndeſſen
haben die Staaten ſelbiger Provintz ihre ordentli-
che allgemeine Verſammlung eroͤffnet. Denen letz-
tern Briefen von Cammerich zufolge, ſcheinen eini-
ge von denen dortigen Plenipotentiarien Anſtalt zu
ihrer Abreiſe zu machen.


Aus Petersburg vernimmt man, daß Jhro Ma-
jeſt. des Rußiſchen Kayſers ſolennes Leich-Begaͤng-
niß, und der verſtorbenen Printzeßin Nathalia ihres
zugleich, den 21. Mart. mit ſolgenden ungemeinen
Pomp, laut accurater Beſchreibung, vor ſich gangen:
„1) Kam ein Hoff-Fourier von der 14. Claſſe
„zu Pferde, im ſchwartzen Kleide, mit Mantel und
„Flohr auffm Huhte, der Sattel, nebſt gantzen
„Schmuck des Pferdes, mit ſchwartzen Tuch uͤber-
„zogen. 2) Erſter Ceremonien-Meiſter, war der
„General-Adjutant-Lieutenant Centrovius, im
„ſchwartzen Kleide, Mantel und Flohr auſm Huht;
„der Marſchalls-Stab war ſchwartz bezogen, und
„mit ſchwartz und weiſſen Flohr umwunden, oben
„war das Neußiſche Wappen auf Blech gemahlt.
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[[2]/0002] einer Ruptur gewaͤrtig, dahero auch ſo wol hier, als andern haltbahren Orten, die Feuer-Wercker mit Zuziehung der Menge Handlanger, ſtarck arbeiten, und eine groſſe Quantitaͤt Carcaſſen, wie auch an- dere zur Defenſion behoͤrige Sachen verfertigen muͤſ- ſen; auch ſol eheſtens eine Compagnie Feuerwercker zu dem Ende nacher Dreßden abgehen; allwo gleich- fals, letztern Briefen nach, alle moͤgliche Praͤcautio- nes vorgekehret werden; Jnzwiſchen iſt man auch beſchaͤfftiget, die Caſarnen vor die Soldaten aufzu- bauen, und ſollen ſolche faſt auf die Schwediſche Facon aufgerichtet werden, worzu ſchon 100000 Gulden parat ſeyn. Sonſten iſt der mehreſten Ma- gnaten Equipage fertig, und nehmen eine Menge Leute, aber keine Preuſſen, an; Jm uͤbrigen ſoll auch der Cron-Groß-Feld-Herr reſolviret haben, bey erforderlichen Fall, ohnerachtet ſeiner Maladie, mit aufzuſitzen, und zu Beſchuͤtzung der Religion, und Pohlniſchen Freyheit, ſein Leben zu ſacrificiren. Poſen, den 11. April. Heute iſt allhier ein Univerſal des Cron-Groß- Feld-Herrn publiciret worden, welches den Towar- zyſchen anbefehliget, ſich ohne Verzug bey ihren Fahnen einzufinden, und bey denenſelben unter har- ter Straffe zu verbleiben. Liſſabon, den 12. Mart. Der Koͤnig und die Koͤnigin befinden ſich ſammt der gantzen hohen Koͤniglichen Familie in hoͤchſt-er- wuͤnſchtem Wohlſeyn, und Se. Majeſt. wohnete dieſer Tagen einer in dem Pallaſt des Cardinals d’Acunha gehaltenen Conferentz bey, in welcher, dem Verlaut nach, beſchloſſen, 4 vornehme Theologos nach Rom zu ſchicken, um dem bevorſtehenden La- teranenſiſchen Conſilio zu aßiſtiren. Se. Koͤnigl. Maj. hat Befehl gegeben, die Trouppen zu completiren. Rom, den 31. Mart. Am Sonnabend Nachmittag war die Groß-Prin- tzeßin von Toſcanien beym Papſt zur Audientz, bey welchem ſie ſich faſt 2 Stunden unterhielte, und von demſelben eben das Tractament genoß, welches Jn- nocentius XII. dem verſtorbenen Groß-Hertzog ge- geben. Am Dienſtag Morgen fuhr der Venetia- niſche Ambaſſadeur in ſolennem Aufzuge zur Paͤpſtl. Audientz, wobey er den Canonicum Bettini, der die Reliquie des ſeel. Gio Orſini, geweſenen Biſchoffs zu Trau in Dalmatien, von wegen der Durchl. Re- publiq Venedig, zum ungemeinen Vergnuͤgen des Papſtes, in einer koſtbahren Cryſtallen Urne praͤſentirte. Der Papſt hat erwehnte Reliquie auf dem Altar ſeiner Privat-Capelle ſetzen laſſen, und fuͤr die Kir- che von Benevento deſtiniret, allwo auf Paͤpſtlichen Beſehl ein eigener Altar fuͤr dieſelbe zu machen or- donniret iſt; auch ſaget man, daß Se. Heiligkeit obgedachtem Canonico Bettini, zum Zeichen, daß das uͤberbrachte Praͤſent Jhro ſehr angenehm gewe- ſen, die Gnade verliehen, daß ein jeder Altar, an welchem er die Meſſe celebriren wuͤrde, privilegiret ſey. Jh. Koͤn. Hoh. die Groß-Printzeßin haben die 4 Ablaß-Kirchen mit 5 Caroſſen von 6 Pferden mit exem- plariſcher Andacht beſuchet, nachdem ſie vom Papſt di- ſpenſiret worden, beſagte Kirchen nur einmahl, ihren Hoff-Staat aber ſelbige 3 mahl, zu beſuchen. Bruͤſſel, den 12. April. Die Proceduren wider die Muͤntzer von falſchen Sonnen-Piſtohlen, werden mit Ernſt fortgeſetzet; wie dann der General-Procureur deswegen zum drit- ten mahl nach Antwerpen gereiſet, gegen dieſelbe und deren Mitſchuldige Nachrichten einzuziehen; in die Haͤuſer dererjenigen aber, welche ſich an die Sei- te gemacht, hat man Thuͤr-Waͤrter und Soldaten geleget. Die Herren von denen Rechnungs-Cam- mern von Braband und Flandern, ſind mit denen Muͤntz-Bedienten taͤglich occupiret, die durch die falſchen Sonnen-Piſtolen verurſachte Ungelegenhei- ten wiederum abzuſtellen; man beſorget aber, daß ſolches nicht anders als mit groſſen Schaden des ge- meinen Weſens duͤrffte geſchehen koͤnnen. Jndeſſen haben die Staaten ſelbiger Provintz ihre ordentli- che allgemeine Verſammlung eroͤffnet. Denen letz- tern Briefen von Cammerich zufolge, ſcheinen eini- ge von denen dortigen Plenipotentiarien Anſtalt zu ihrer Abreiſe zu machen. Leipzig, den 13. April. Aus Petersburg vernimmt man, daß Jhro Ma- jeſt. des Rußiſchen Kayſers ſolennes Leich-Begaͤng- niß, und der verſtorbenen Printzeßin Nathalia ihres zugleich, den 21. Mart. mit ſolgenden ungemeinen Pomp, laut accurater Beſchreibung, vor ſich gangen: „1) Kam ein Hoff-Fourier von der 14. Claſſe „zu Pferde, im ſchwartzen Kleide, mit Mantel und „Flohr auffm Huhte, der Sattel, nebſt gantzen „Schmuck des Pferdes, mit ſchwartzen Tuch uͤber- „zogen. 2) Erſter Ceremonien-Meiſter, war der „General-Adjutant-Lieutenant Centrovius, im „ſchwartzen Kleide, Mantel und Flohr auſm Huht; „der Marſchalls-Stab war ſchwartz bezogen, und „mit ſchwartz und weiſſen Flohr umwunden, oben „war das Neußiſche Wappen auf Blech gemahlt. „3) Ein paar Paucker, in Trauer-Habit ohne Man- „tel, Flohr aufm Huht, die Paucken nebſt denen

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Zitationshilfe: Stats- u. Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 63, Hamburg, 20. April 1725, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_632004_1725/2>, abgerufen am 20.04.2024.