Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 62, Hamburg, 17. April 1790.[Spaltenumbruch]
Meine Herren!
"Oeffentliche Anschlagezettel, deren Jnhalt
Jhnen "Da Verrätherey von allen Verbrechen das
ge- "Jch bin, meine Herren, seit dem 8ten dieses
in "Jch verlange also aufs dringendste, daß die
Natur "Von diesem doppelten Urtheil muß die
unfehlbare
Haag, den 14 April.
Nachrichten aus Brabant melden, der Congreß
zu Briefe aus Madrid melden, daß der König von
Lüttich, den 9 April.
Da der Fürst Bischof alle
Vergleichsvorschläge ver-
Mastricht, den 9 März.
Hier geht das allgemeine Gespräch, die
Lütticher
Mecheln, den 7 April.
Am Sonnabend sind 200 Mann von hier zu unserer
Wesel, den 9 April.
Seit 8 Tagen ist man hier unaufhörlich mit
Kriegs-
Aus Jtalien, vom 2 April.
Man behauptet von neuen, daß die Republik Venedig Man sagt, der Pabst habe den Päbstl. Nuntius
zu
Schreiben aus Stockholm, vom
9 April.
Man glaubt, daß die seit 14 Tagen aus Gothenburg [Spaltenumbruch]
Meine Herren!
“Oeffentliche Anſchlagezettel, deren Jnhalt
Jhnen “Da Verraͤtherey von allen Verbrechen das
ge- “Jch bin, meine Herren, ſeit dem 8ten dieſes
in “Jch verlange alſo aufs dringendſte, daß die
Natur “Von dieſem doppelten Urtheil muß die
unfehlbare
Haag, den 14 April.
Nachrichten aus Brabant melden, der Congreß
zu Briefe aus Madrid melden, daß der Koͤnig von
Luͤttich, den 9 April.
Da der Fuͤrſt Biſchof alle
Vergleichsvorſchlaͤge ver-
Maſtricht, den 9 Maͤrz.
Hier geht das allgemeine Geſpraͤch, die
Luͤtticher
Mecheln, den 7 April.
Am Sonnabend ſind 200 Mann von hier zu unſerer
Weſel, den 9 April.
Seit 8 Tagen iſt man hier unaufhoͤrlich mit
Kriegs-
Aus Jtalien, vom 2 April.
Man behauptet von neuen, daß die Republik Venedig Man ſagt, der Pabſt habe den Paͤbſtl. Nuntius
zu
Schreiben aus Stockholm, vom
9 April.
Man glaubt, daß die ſeit 14 Tagen aus Gothenburg <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <div type="letter"> <pb facs="#f0005" n="[5]"/> <cb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Meine Herren!</hi> </hi> </salute> </opener><lb/> <p>“Oeffentliche Anſchlagezettel, deren Jnhalt Jhnen<lb/> nicht unbekannt ſeyn kann, und die ſich in dieſem<lb/> Augenblick noch unter dem Portal der Kirchen und an<lb/> allen Ecken der Straßen befinden, beſchuldigen mich<lb/> vor dem ganzen Europa, daß ich die Nation habe ver-<lb/> rathen wollen, deren Vertheidigung man mir anver-<lb/> trauet hat; ja, ſelbſt Jhr Betragen gegen mich, giebt<lb/> einer ſo harten Beſchuldigung Credit.”</p><lb/> <p>“Da Verraͤtherey von allen Verbrechen das ge-<lb/> haͤßigſte und folgenreichſte iſt, ſo erfordert es das<lb/> Jntereſſe der Nation, daß der Proceß daruͤber ſtrenge,<lb/> der Beweis oͤffentlich, und die Strafe furchtbar ſey;<lb/> aber auch, wenn die Strenge und Unpartheylichkeit<lb/> des Richters verpflichtet iſt, einen tugendhaften und<lb/> verlaͤumdeten Buͤrger in der Perſon des Beſchuldig-<lb/> ten zu erkennen, ſo wird alsdenn ein auffallender Er-<lb/> ſatz ſeiner Ehre die erſte und heiligſte Pflicht der Ge-<lb/> rechtigkeit, und das erdichtete Verbrechen des Beſchul-<lb/> digten, wird das wahre Verbrechen des Anklaͤgers.”</p><lb/> <p>“Jch bin, meine Herren, ſeit dem 8ten dieſes in<lb/> dieſer Stadt, und es iſt Jhnen nicht unbekannt, daß<lb/> ich unter keiner anderen Begleitung hieher gekommen<lb/> bin, als unter der Begleitung der Sicherheit eines Be-<lb/> tragens ohne Vorwuͤrfe; aber ich bin angeklagt, und<lb/> ich komme, meinen Kopf aufs Eſchaffaut zu legen,<lb/> wenn man mich eines Verbrechens beſchuldigen kann,<lb/> deſſen Name allein mich erroͤthen laſſen wuͤrde, wenn<lb/> jemals die Scham das Antheil der Unſchuld ſeyn muͤßte.”</p><lb/> <p>“Jch verlange alſo aufs dringendſte, daß die Natur<lb/> und Umſtaͤnde meiner vermeyntlichen Verraͤtherey ohne<lb/> Aufſchub auseinander geſetzt, und daß die Beweiſe da-<lb/> von, wenn es welche giebt, oͤffentlich bekannt gemacht<lb/> werden, damit ich mich unmittelbar mit einer gleichen<lb/> Publicitaͤt, als meiner Anklage gegeben, verthei-<lb/> digen und rechtfertigen kann. Denn außer Jhrem<lb/> Urtheil, meine Herren, verlange ich auch noch das<lb/> Urtheil der Nation und des ganzen Europa’s, welches<lb/> mir zukoͤmmt, da man mich bey dieſem furchtbaren<lb/> Richterſtuhl unter dem ſchimpflichſten Anſchein vor<lb/> Gericht gezogen hat.”</p><lb/> <p>“Von dieſem doppelten Urtheil muß die unfehlbare<lb/> Entſcheidung kommen, welche den wirklich Schuldi-<lb/> gen, den wahren Verraͤther zwiſchen dem Beſchuldigten<lb/> und dem Anklaͤger entdecken muß. Dieſer doppelte<lb/> Richterſtuhl muß das Todesurtheil uͤber den einen<lb/> oder den anderen ſprechen; und beſonders gehoͤrt es<lb/> fuͤr den letzteren, fuͤr <hi rendition="#fr">den Richterſtuhl des Publicums,</hi><lb/> ob die Ehre eines Generals beſchimpft oder gerechtfer-<lb/> tigt werde. 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Das einzige, was noch abgeht, iſt die<lb/> Uneinigkeit der Staͤnde ſelbſt, indem der geiſtliche<lb/> Stand, als der vornehmſte, bey allen Verhandlungen<lb/> ein tiefes Stillſchweigen beobachtet, auch der Ritter-<lb/> ſtand den Antraͤgen des dritten Standes noch nicht<lb/> beygetreten iſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Maſtricht,</hi> den 9 Maͤrz.</hi> </dateline><lb/> <p>Hier geht das allgemeine Geſpraͤch, die Luͤtticher<lb/> Nation haͤtte ſich mit den Brabantern vereinigt, und<lb/> ſey Willens, mit denſelben gemeinſame Sache zu<lb/> machen. Daß ihre Unterhandlungen dahin abgezweckt<lb/> haben, iſt bekannt; wie weit dieſelben aber bereits ge-<lb/> diehen ſind, laͤßt ſich leicht daraus abſehen, da man<lb/> ganz gegruͤndete Nachrichten hat, daß die Brabanter<lb/> derſelben bereits 15 metallene Kanonen als eine nach-<lb/> barliche Erkenntlichkeit zugeſandt haben. 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Nuntius zu<lb/> Wien ernannt, bey Gelegenheit der Kayſerwahl nach<lb/> Frankfurt zu gehen, wozu er aus der Apoſtoliſchen Kam-<lb/> mer 12000 S<choice><sic>e</sic><corr>c</corr></choice>udi erhalten ſoll.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Schreiben aus Stockholm,</hi> vom 9 April.</hi> </dateline><lb/> <p>Man glaubt, daß die ſeit 14 Tagen aus Gothenburg<lb/> ausgegangenen Schiffe beſtimmt ſind, unſere Oſtindi-<lb/> ſchiffe zu eſcortiren, die ſo lange Zeit zu Portsmouth<lb/> geweſen ſind.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[5]/0005]
Meine Herren!
“Oeffentliche Anſchlagezettel, deren Jnhalt Jhnen
nicht unbekannt ſeyn kann, und die ſich in dieſem
Augenblick noch unter dem Portal der Kirchen und an
allen Ecken der Straßen befinden, beſchuldigen mich
vor dem ganzen Europa, daß ich die Nation habe ver-
rathen wollen, deren Vertheidigung man mir anver-
trauet hat; ja, ſelbſt Jhr Betragen gegen mich, giebt
einer ſo harten Beſchuldigung Credit.”
“Da Verraͤtherey von allen Verbrechen das ge-
haͤßigſte und folgenreichſte iſt, ſo erfordert es das
Jntereſſe der Nation, daß der Proceß daruͤber ſtrenge,
der Beweis oͤffentlich, und die Strafe furchtbar ſey;
aber auch, wenn die Strenge und Unpartheylichkeit
des Richters verpflichtet iſt, einen tugendhaften und
verlaͤumdeten Buͤrger in der Perſon des Beſchuldig-
ten zu erkennen, ſo wird alsdenn ein auffallender Er-
ſatz ſeiner Ehre die erſte und heiligſte Pflicht der Ge-
rechtigkeit, und das erdichtete Verbrechen des Beſchul-
digten, wird das wahre Verbrechen des Anklaͤgers.”
“Jch bin, meine Herren, ſeit dem 8ten dieſes in
dieſer Stadt, und es iſt Jhnen nicht unbekannt, daß
ich unter keiner anderen Begleitung hieher gekommen
bin, als unter der Begleitung der Sicherheit eines Be-
tragens ohne Vorwuͤrfe; aber ich bin angeklagt, und
ich komme, meinen Kopf aufs Eſchaffaut zu legen,
wenn man mich eines Verbrechens beſchuldigen kann,
deſſen Name allein mich erroͤthen laſſen wuͤrde, wenn
jemals die Scham das Antheil der Unſchuld ſeyn muͤßte.”
“Jch verlange alſo aufs dringendſte, daß die Natur
und Umſtaͤnde meiner vermeyntlichen Verraͤtherey ohne
Aufſchub auseinander geſetzt, und daß die Beweiſe da-
von, wenn es welche giebt, oͤffentlich bekannt gemacht
werden, damit ich mich unmittelbar mit einer gleichen
Publicitaͤt, als meiner Anklage gegeben, verthei-
digen und rechtfertigen kann. Denn außer Jhrem
Urtheil, meine Herren, verlange ich auch noch das
Urtheil der Nation und des ganzen Europa’s, welches
mir zukoͤmmt, da man mich bey dieſem furchtbaren
Richterſtuhl unter dem ſchimpflichſten Anſchein vor
Gericht gezogen hat.”
“Von dieſem doppelten Urtheil muß die unfehlbare
Entſcheidung kommen, welche den wirklich Schuldi-
gen, den wahren Verraͤther zwiſchen dem Beſchuldigten
und dem Anklaͤger entdecken muß. Dieſer doppelte
Richterſtuhl muß das Todesurtheil uͤber den einen
oder den anderen ſprechen; und beſonders gehoͤrt es
fuͤr den letzteren, fuͤr den Richterſtuhl des Publicums,
ob die Ehre eines Generals beſchimpft oder gerechtfer-
tigt werde. Jch bin mit Reſpect, ꝛc. ꝛc.”
Haag, den 14 April.
Nachrichten aus Brabant melden, der Congreß zu
Bruͤſſel fange an, der Parthey des Volks etwas mehr
nachzugeben, wie man dieſes auch merklich aus der
(oben mitgetheilten) Erklaͤrung ſehen kann, nach
welcher er die Volks Repraͤſentation mehr zu erweitern
verſpricht.
Briefe aus Madrid melden, daß der Koͤnig von
Spanien befohlen habe, daß kuͤnftig keine Livreyen
mit Gold oder Silber galonirt ſeyn ſollen.
Luͤttich, den 9 April.
Da der Fuͤrſt Biſchof alle Vergleichsvorſchlaͤge ver-
worfen hat, ſo werden die Preußiſchen und Pfaͤlziſchen
Truppen am 16ten dieſes unſere Stadt verlaſſen. Die
erſtern werden, wie man ſagt, nach Preußiſch-Geldern
gehen, wo ſie eine Verſtaͤrkung von mehrern Truppen
an ſich ziehen und zu einem kleinen Beobachtungsheer
anwachſen ſollen, das im Fall eines Bruchs mit
Oeſterreich vielleicht in Brabant einruͤcken koͤnnte.
Hier hatte man indeſſen die unguͤnſtige Antwort des
Fuͤrſt Biſchofs ſchon vorher vermuthet, und deshalb
die Zeit benutzt, ſich mit Waffen, groben Geſchuͤtze,
Mund- und Kriegsvorrathe zu verſehen, damit die
Luͤtticher Nation beym Abzuge der Preußen im Stande
ſey, ihre vorgeſetzte Revolution mit bewaffneter Hand
durchzuſetzen. Das einzige, was noch abgeht, iſt die
Uneinigkeit der Staͤnde ſelbſt, indem der geiſtliche
Stand, als der vornehmſte, bey allen Verhandlungen
ein tiefes Stillſchweigen beobachtet, auch der Ritter-
ſtand den Antraͤgen des dritten Standes noch nicht
beygetreten iſt.
Maſtricht, den 9 Maͤrz.
Hier geht das allgemeine Geſpraͤch, die Luͤtticher
Nation haͤtte ſich mit den Brabantern vereinigt, und
ſey Willens, mit denſelben gemeinſame Sache zu
machen. Daß ihre Unterhandlungen dahin abgezweckt
haben, iſt bekannt; wie weit dieſelben aber bereits ge-
diehen ſind, laͤßt ſich leicht daraus abſehen, da man
ganz gegruͤndete Nachrichten hat, daß die Brabanter
derſelben bereits 15 metallene Kanonen als eine nach-
barliche Erkenntlichkeit zugeſandt haben. Erſt vor
wenigen Tagen ſind dieſelben bey den Chartheuſern zu
Luͤttich in Verwahrung gebracht worden. Man will
auch verſichern, daß erſter Tage noch ein Vorſchuß
von 1 Million an Geld von eben dieſen Freunden
nachfolgen werde. Dieſes wuͤrde der Luͤtticher Nation
um ſo gewiſſer willkommen ſeyn, als es derſelben ge-
genwaͤrtig ſehr an Baarſchaft gebricht.
Mecheln, den 7 April.
Am Sonnabend ſind 200 Mann von hier zu unſerer
Armee abgegangen, welchen geſtern noch 900 Mann
und 13 Kanonen gefolgt ſind.
Weſel, den 9 April.
Seit 8 Tagen iſt man hier unaufhoͤrlich mit Kriegs-
ruͤſtungen und Patronenmachen beſchaͤfftigt, auch iſt
allenthalben bekannt gemacht, daß alle, welche Luſt
haͤtten, Artilleriepferde zum Dienſt der Armee zu lie-
fern, ſich gehoͤrigen Orts melden koͤnnten.
Aus Jtalien, vom 2 April.
Man behauptet von neuen, daß die Republik Venedig
unter gewiſſen Umſtaͤnden veranlaßt werden duͤrfte, ſich
zur Parthey der beyden Kayſerhoͤfe gegen die Pforte zu
ſchlagen.
Man ſagt, der Pabſt habe den Paͤbſtl. Nuntius zu
Wien ernannt, bey Gelegenheit der Kayſerwahl nach
Frankfurt zu gehen, wozu er aus der Apoſtoliſchen Kam-
mer 12000 Scudi erhalten ſoll.
Schreiben aus Stockholm, vom 9 April.
Man glaubt, daß die ſeit 14 Tagen aus Gothenburg
ausgegangenen Schiffe beſtimmt ſind, unſere Oſtindi-
ſchiffe zu eſcortiren, die ſo lange Zeit zu Portsmouth
geweſen ſind.
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