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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 28, 18. Februar 1801.

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[Spaltenumbruch] bige seinen Freunden, dem großen Philosophen Kant
und der philophischen Aerzten Me[tz]ger und Reima-
rus
zugeeignet.

(Beym Schlusse dieses fehlten die Englischen Posten
vom 6ten und 10ten Februar.)




Von gelehrten Sachen.
Versuch einer physisch-medicinischen Beschrei-
bung von Hamburg.
Von J. J. Rambach, Doc-
tor der Medicin etc. Hamburg, bey Bohn. 18 Gr.

Mit wahrem Vergnügen zeigt Rec. die Erscheinung
eines Buches an, das Niemand, der sich für Physik,
Arzneywissenschaft, medicinische Polizey, oder für Ham-
burg intereßirt, ohne Nutzen und Vergnüngen lesen
wird. Wenn auch gegen den Plan selbst einiges zu
erinnern seyn möchte (worüber der Verfasser selbst sich
in der Vorrede erklrärt) und einzelne Gegenstände viel-
leicht an andern Orten bequemer hätten abgehandelt
werden können, so ist doch kein Gegenstand von eini-
ger Bedeutung vergessen worden. Der Sachkundige
kann nicht umhin, den mühsamen Fleiß zu bewundern,
welchen der Verfasser bey der Abhandlung einiger Ca-
pitel hat anwenden müssen, da die Data bey dem gänz-
lichen Mangel von Vorarbeiten mühsam zusammenge-
sucht werden mußten, und der bloße Leser findet sich
für die in der Sache liegende Trockenheit dieser Capi-
tel durch die muntere und anziehende Behandlung der-
jenigen entschädigt, deren Gegenstände nur einiger-
maaßen einer gefallenden Form fähig sind. -- Der
Hamburger wird in diesem Werke mit Freude mit dem
Berfasser in den Beyfall einstimmen, welchen er so
manchen vorzüglichen Einrichtungen nicht versagen kann.
Der Patriot aber wird es mit Dank erkennen, daß
der Versasser nicht zu den unbedingten Lobrednern Ham-
burgs gehört, und daß er die öffentliche Aufmerksam-
keit auf die Mängel und Gebrechen unsrer medicini-
schen Polizey und unsrer Hospitäler lenkt. Mögen
jetzt die Hindernisse weggefallen seyn, welche bisher
Herrn Senator Günther, dem dies Werk zugeeig-
net ist, abgehalten haben, die letzte Hand an die von
ihm entworfene Medicinalordnung zu legen, die von
dem ganzen wissenschaftlichen Publicum mit Ungeduld,
und von dem Hamburgischen als ein dringendes Be-
dürfniß mit Sehnsucht erwartet wird. Möge jetzt un-
srer Hospitalverwaltungen der einleuchtenden Nothwen-
digkeit nachgeben und eine Totalreform nicht länger
aufschieben!

Meine Lebensgeschichte, von J. Ch. Brandes,
1r, 2r, 3r Theil. 8. Berlin, bey Fr. Maurer.

Ein interessanteres Werk, als diese Lebensgeschichte,
ist gewiß seit mehrern Jahren in Deutschland nicht er-
schienen. Ohne Zweifel ist es eins der schwersten Pro-
bleme, sein eigener Biograph zu seyn und dabey der
historischen Wahrheit treu zu bleiben. Der dem Men-
schen angebohrne Hang, sich in den Augen der Welt
stets von der vortheilhaftesten Seite zu zeigen, verlei-
tet nur zu oft den Selbstbiographen, seine Handlungen
zu verschönern, ihre Motive zu veredeln, den wahren
Gesichtspunct zu verrücken, und uns in eine dealische
Welt zu versetzen. Auf diese Art geht aber der Haupt-
werth solcher eigenen Lebensbeschreibungen verlohren.
und das Publicum erhält, statt interessanter Beyträge
zu den Annalen der Menschheit, nur Romane, die
der denkende Leser doch unbefriedigt aus der Hand
legen und gestehen muß, daß die Menschen so nicht in
[Spaltenumbruch] der würklichen Welt handeln, und nur selten trägt ein
Selbstbiograph die verschönernden Tinten seiner Ge-
mählde mit so vieler Feinheit auf, daß sie nicht dem
geübten Auge des Menschenkenners die psychologischen
Schwächen der Schilderungen verrathen sollten. Dies
ist selbst der Fall bey Rousseaus Bekenntnissen und
Lavaters Tagebuche. Brandes Lebensbeschreibung bat
daher einen sehr großen Werth für den Menschenbeob-
achter. Mit der ungeheucheltesten Treuherzigkeit er-
zählt er uns sein an mencherley interessanten Begeben-
heiten so reichhaltiges Leben; enthüllt er uns die Feh-
ler seines Verstandes, die Schwächen seines Herzens,
und sucht sich bey keiner Gelegenheit in einem andern
als wahren Lichte darzustellen. Dankbar erinnert er
sich aller derjenigen Personen, die ihm auf irgend eine
Art Beweise des Wohlwollens, des Zutrauens und der
Freundschaft gegeben haben, und ohne Prahlerey er-
wähnt er darunter viele der ersten Deutschen Fürsten
und Fürstinnen, und eine große Anzahl der vorzüglich-
sten Deutschen Gelehrten und Schriftsteller, z. B. Les-
sing, Wieland, Engel etc. Treuherzige Freymüthigkeit
ist der Character dieses Werks, wodurch es sich auf
eine sehr vortheilhafte Weise von vielen andern unter-
scheidet. Brandes Leben gefällt dem Leser ohne
Schminke, und es wird jedem Freunde einer belehren-
den Lectüre viele angenehme Stunden gewähren, rei-
chen Stoff zum Nachdenken übrig lassen und dem nun
verstorbenen ehrlichen Brandes gewiß noch Achtung im
Grabe erwerben.

V -- ß.
August Lafontaine's moralische Erzählungen,
5ter Band. Mit einem Kupfer und einer Titelvig-
nette. 8. Berlin 1800.

Jm vorigen Jahre kam eine neue verbesserte Aus-
gabe der moralischen Erzählungen von A. Lafontaine,
unter dem Titel: "Kleine Romane und moralische Er-
zählungen," in sechs Bändchen in des Herrn Sander Ver-
lage heraus. Diese 6 Bändchen enthalten mehrere Erzäh-
lungen, die in der frühern Ausgabe, den 4 Bänden mora-
lischer Erzählungen, welche in der Voßischen Buchhand-
lung zu Berlin herausgekommen waren, nicht stehen. Den
Besitzern dieser vier Bände kann es daher nicht anders
als willkommen seyn, diese neu hinzugekommenen Er-
zählungen in diesem fünften und bald folgenden sechs-
ten Bande in gleichem Formate zu erhalten. Dieser
5te Band enthält: 1) Die gesährliche Probe. 2) Liebe
und Dankbarkeit. 3) Die Stärke des Vorurtheils.
4) Verbrechen aus Leichtsinn. 5) Der Hochmuth.
6) Das Räthselspiel. -- Das lesende Publicum ist mit
den eigenthümlichen Vorzügen und Schönheiten der
Lasontaineschen Dichtung schon zu bekannt, als daß,
außer der Versicherung, es werde dieselben auch in die-
sen Erzählungen unter mannichfaltigen edlen Formen
wieder finden, mehr zu sagen hier nöthig wäre.

(Jst in Hamburg bey Fr. Perthes zu haben.)

Predigt nach dem am 13ten August 1800 in
Bublitz erfolgten großen Brande,
gehalten von
Ch. G. Harder. Probst. Zum Besten der Abgebrann-
ten. (Preis 8 Gr.)

Diese Predigt zeichnet sich vor vielen andern ähnli-
chen Jnhalts durch eine kräftige und rührende Sprache,
durch Popularität und Zweckmäßigkeit aus, und ver-
dient deshalb gewiß auch außerhalb des für sie zunächst
bestimmten Kreises gelesen zu werden. Des Königs
von Preussen Majestät haben sie, laut eines Cahinets-

[Spaltenumbruch] bige ſeinen Freunden, dem großen Philoſophen Kant
und der philophiſchen Aerzten Me[tz]ger und Reima-
rus
zugeeignet.

(Beym Schluſſe dieſes fehlten die Engliſchen Poſten
vom 6ten und 10ten Februar.)




Von gelehrten Sachen.
Verſuch einer phyſiſch-mediciniſchen Beſchrei-
bung von Hamburg.
Von J. J. Rambach, Doc-
tor der Medicin ꝛc. Hamburg, bey Bohn. 18 Gr.

Mit wahrem Vergnuͤgen zeigt Rec. die Erſcheinung
eines Buches an, das Niemand, der ſich fuͤr Phyſik,
Arzneywiſſenſchaft, mediciniſche Polizey, oder fuͤr Ham-
burg intereßirt, ohne Nutzen und Vergnuͤngen leſen
wird. Wenn auch gegen den Plan ſelbſt einiges zu
erinnern ſeyn moͤchte (woruͤber der Verfaſſer ſelbſt ſich
in der Vorrede erklraͤrt) und einzelne Gegenſtaͤnde viel-
leicht an andern Orten bequemer haͤtten abgehandelt
werden koͤnnen, ſo iſt doch kein Gegenſtand von eini-
ger Bedeutung vergeſſen worden. Der Sachkundige
kann nicht umhin, den muͤhſamen Fleiß zu bewundern,
welchen der Verfaſſer bey der Abhandlung einiger Ca-
pitel hat anwenden muͤſſen, da die Data bey dem gaͤnz-
lichen Mangel von Vorarbeiten muͤhſam zuſammenge-
ſucht werden mußten, und der bloße Leſer findet ſich
fuͤr die in der Sache liegende Trockenheit dieſer Capi-
tel durch die muntere und anziehende Behandlung der-
jenigen entſchaͤdigt, deren Gegenſtaͤnde nur einiger-
maaßen einer gefallenden Form faͤhig ſind. — Der
Hamburger wird in dieſem Werke mit Freude mit dem
Berfaſſer in den Beyfall einſtimmen, welchen er ſo
manchen vorzuͤglichen Einrichtungen nicht verſagen kann.
Der Patriot aber wird es mit Dank erkennen, daß
der Verſaſſer nicht zu den unbedingten Lobrednern Ham-
burgs gehoͤrt, und daß er die oͤffentliche Aufmerkſam-
keit auf die Maͤngel und Gebrechen unſrer medicini-
ſchen Polizey und unſrer Hoſpitaͤler lenkt. Moͤgen
jetzt die Hinderniſſe weggefallen ſeyn, welche bisher
Herrn Senator Guͤnther, dem dies Werk zugeeig-
net iſt, abgehalten haben, die letzte Hand an die von
ihm entworfene Medicinalordnung zu legen, die von
dem ganzen wiſſenſchaftlichen Publicum mit Ungeduld,
und von dem Hamburgiſchen als ein dringendes Be-
duͤrfniß mit Sehnſucht erwartet wird. Moͤge jetzt un-
ſrer Hoſpitalverwaltungen der einleuchtenden Nothwen-
digkeit nachgeben und eine Totalreform nicht laͤnger
aufſchieben!

Meine Lebensgeſchichte, von J. Ch. Brandes,
1r, 2r, 3r Theil. 8. Berlin, bey Fr. Maurer.

Ein intereſſanteres Werk, als dieſe Lebensgeſchichte,
iſt gewiß ſeit mehrern Jahren in Deutſchland nicht er-
ſchienen. Ohne Zweifel iſt es eins der ſchwerſten Pro-
bleme, ſein eigener Biograph zu ſeyn und dabey der
hiſtoriſchen Wahrheit treu zu bleiben. Der dem Men-
ſchen angebohrne Hang, ſich in den Augen der Welt
ſtets von der vortheilhafteſten Seite zu zeigen, verlei-
tet nur zu oft den Selbſtbiographen, ſeine Handlungen
zu verſchoͤnern, ihre Motive zu veredeln, den wahren
Geſichtspunct zu verruͤcken, und uns in eine dealiſche
Welt zu verſetzen. Auf dieſe Art geht aber der Haupt-
werth ſolcher eigenen Lebensbeſchreibungen verlohren.
und das Publicum erhaͤlt, ſtatt intereſſanter Beytraͤge
zu den Annalen der Menſchheit, nur Romane, die
der denkende Leſer doch unbefriedigt aus der Hand
legen und geſtehen muß, daß die Menſchen ſo nicht in
[Spaltenumbruch] der wuͤrklichen Welt handeln, und nur ſelten traͤgt ein
Selbſtbiograph die verſchoͤnernden Tinten ſeiner Ge-
maͤhlde mit ſo vieler Feinheit auf, daß ſie nicht dem
geuͤbten Auge des Menſchenkenners die pſychologiſchen
Schwaͤchen der Schilderungen verrathen ſollten. Dies
iſt ſelbſt der Fall bey Rouſſeaus Bekenntniſſen und
Lavaters Tagebuche. Brandes Lebensbeſchreibung bat
daher einen ſehr großen Werth fuͤr den Menſchenbeob-
achter. Mit der ungeheuchelteſten Treuherzigkeit er-
zaͤhlt er uns ſein an mencherley intereſſanten Begeben-
heiten ſo reichhaltiges Leben; enthuͤllt er uns die Feh-
ler ſeines Verſtandes, die Schwaͤchen ſeines Herzens,
und ſucht ſich bey keiner Gelegenheit in einem andern
als wahren Lichte darzuſtellen. Dankbar erinnert er
ſich aller derjenigen Perſonen, die ihm auf irgend eine
Art Beweiſe des Wohlwollens, des Zutrauens und der
Freundſchaft gegeben haben, und ohne Prahlerey er-
waͤhnt er darunter viele der erſten Deutſchen Fuͤrſten
und Fuͤrſtinnen, und eine große Anzahl der vorzuͤglich-
ſten Deutſchen Gelehrten und Schriftſteller, z. B. Leſ-
ſing, Wieland, Engel ꝛc. Treuherzige Freymuͤthigkeit
iſt der Character dieſes Werks, wodurch es ſich auf
eine ſehr vortheilhafte Weiſe von vielen andern unter-
ſcheidet. Brandes Leben gefaͤllt dem Leſer ohne
Schminke, und es wird jedem Freunde einer belehren-
den Lectuͤre viele angenehme Stunden gewaͤhren, rei-
chen Stoff zum Nachdenken uͤbrig laſſen und dem nun
verſtorbenen ehrlichen Brandes gewiß noch Achtung im
Grabe erwerben.

V — ß.
Auguſt Lafontaine’s moraliſche Erzaͤhlungen,
5ter Band. Mit einem Kupfer und einer Titelvig-
nette. 8. Berlin 1800.

Jm vorigen Jahre kam eine neue verbeſſerte Aus-
gabe der moraliſchen Erzaͤhlungen von A. Lafontaine,
unter dem Titel: “Kleine Romane und moraliſche Er-
zaͤhlungen,” in ſechs Baͤndchen in des Herrn Sander Ver-
lage heraus. Dieſe 6 Baͤndchen enthalten mehrere Erzaͤh-
lungen, die in der fruͤhern Ausgabe, den 4 Baͤnden mora-
liſcher Erzaͤhlungen, welche in der Voßiſchen Buchhand-
lung zu Berlin herausgekommen waren, nicht ſtehen. Den
Beſitzern dieſer vier Baͤnde kann es daher nicht anders
als willkommen ſeyn, dieſe neu hinzugekommenen Er-
zaͤhlungen in dieſem fuͤnften und bald folgenden ſechs-
ten Bande in gleichem Formate zu erhalten. Dieſer
5te Band enthaͤlt: 1) Die geſaͤhrliche Probe. 2) Liebe
und Dankbarkeit. 3) Die Staͤrke des Vorurtheils.
4) Verbrechen aus Leichtſinn. 5) Der Hochmuth.
6) Das Raͤthſelſpiel. — Das leſende Publicum iſt mit
den eigenthuͤmlichen Vorzuͤgen und Schoͤnheiten der
Laſontaineſchen Dichtung ſchon zu bekannt, als daß,
außer der Verſicherung, es werde dieſelben auch in die-
ſen Erzaͤhlungen unter mannichfaltigen edlen Formen
wieder finden, mehr zu ſagen hier noͤthig waͤre.

(Jſt in Hamburg bey Fr. Perthes zu haben.)

Predigt nach dem am 13ten Auguſt 1800 in
Bublitz erfolgten großen Brande,
gehalten von
Ch. G. Harder. Probſt. Zum Beſten der Abgebrann-
ten. (Preis 8 Gr.)

Dieſe Predigt zeichnet ſich vor vielen andern aͤhnli-
chen Jnhalts durch eine kraͤftige und ruͤhrende Sprache,
durch Popularitaͤt und Zweckmaͤßigkeit aus, und ver-
dient deshalb gewiß auch außerhalb des fuͤr ſie zunaͤchſt
beſtimmten Kreiſes geleſen zu werden. Des Koͤnigs
von Preuſſen Majeſtaͤt haben ſie, laut eines Cahinets-

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[[5]/0005] bige ſeinen Freunden, dem großen Philoſophen Kant und der philophiſchen Aerzten Metzger und Reima- rus zugeeignet. (Beym Schluſſe dieſes fehlten die Engliſchen Poſten vom 6ten und 10ten Februar.) Von gelehrten Sachen. Verſuch einer phyſiſch-mediciniſchen Beſchrei- bung von Hamburg. Von J. J. Rambach, Doc- tor der Medicin ꝛc. Hamburg, bey Bohn. 18 Gr. Mit wahrem Vergnuͤgen zeigt Rec. die Erſcheinung eines Buches an, das Niemand, der ſich fuͤr Phyſik, Arzneywiſſenſchaft, mediciniſche Polizey, oder fuͤr Ham- burg intereßirt, ohne Nutzen und Vergnuͤngen leſen wird. Wenn auch gegen den Plan ſelbſt einiges zu erinnern ſeyn moͤchte (woruͤber der Verfaſſer ſelbſt ſich in der Vorrede erklraͤrt) und einzelne Gegenſtaͤnde viel- leicht an andern Orten bequemer haͤtten abgehandelt werden koͤnnen, ſo iſt doch kein Gegenſtand von eini- ger Bedeutung vergeſſen worden. Der Sachkundige kann nicht umhin, den muͤhſamen Fleiß zu bewundern, welchen der Verfaſſer bey der Abhandlung einiger Ca- pitel hat anwenden muͤſſen, da die Data bey dem gaͤnz- lichen Mangel von Vorarbeiten muͤhſam zuſammenge- ſucht werden mußten, und der bloße Leſer findet ſich fuͤr die in der Sache liegende Trockenheit dieſer Capi- tel durch die muntere und anziehende Behandlung der- jenigen entſchaͤdigt, deren Gegenſtaͤnde nur einiger- maaßen einer gefallenden Form faͤhig ſind. — Der Hamburger wird in dieſem Werke mit Freude mit dem Berfaſſer in den Beyfall einſtimmen, welchen er ſo manchen vorzuͤglichen Einrichtungen nicht verſagen kann. Der Patriot aber wird es mit Dank erkennen, daß der Verſaſſer nicht zu den unbedingten Lobrednern Ham- burgs gehoͤrt, und daß er die oͤffentliche Aufmerkſam- keit auf die Maͤngel und Gebrechen unſrer medicini- ſchen Polizey und unſrer Hoſpitaͤler lenkt. Moͤgen jetzt die Hinderniſſe weggefallen ſeyn, welche bisher Herrn Senator Guͤnther, dem dies Werk zugeeig- net iſt, abgehalten haben, die letzte Hand an die von ihm entworfene Medicinalordnung zu legen, die von dem ganzen wiſſenſchaftlichen Publicum mit Ungeduld, und von dem Hamburgiſchen als ein dringendes Be- duͤrfniß mit Sehnſucht erwartet wird. Moͤge jetzt un- ſrer Hoſpitalverwaltungen der einleuchtenden Nothwen- digkeit nachgeben und eine Totalreform nicht laͤnger aufſchieben! Meine Lebensgeſchichte, von J. Ch. Brandes, 1r, 2r, 3r Theil. 8. Berlin, bey Fr. Maurer. Ein intereſſanteres Werk, als dieſe Lebensgeſchichte, iſt gewiß ſeit mehrern Jahren in Deutſchland nicht er- ſchienen. Ohne Zweifel iſt es eins der ſchwerſten Pro- bleme, ſein eigener Biograph zu ſeyn und dabey der hiſtoriſchen Wahrheit treu zu bleiben. Der dem Men- ſchen angebohrne Hang, ſich in den Augen der Welt ſtets von der vortheilhafteſten Seite zu zeigen, verlei- tet nur zu oft den Selbſtbiographen, ſeine Handlungen zu verſchoͤnern, ihre Motive zu veredeln, den wahren Geſichtspunct zu verruͤcken, und uns in eine dealiſche Welt zu verſetzen. Auf dieſe Art geht aber der Haupt- werth ſolcher eigenen Lebensbeſchreibungen verlohren. und das Publicum erhaͤlt, ſtatt intereſſanter Beytraͤge zu den Annalen der Menſchheit, nur Romane, die der denkende Leſer doch unbefriedigt aus der Hand legen und geſtehen muß, daß die Menſchen ſo nicht in der wuͤrklichen Welt handeln, und nur ſelten traͤgt ein Selbſtbiograph die verſchoͤnernden Tinten ſeiner Ge- maͤhlde mit ſo vieler Feinheit auf, daß ſie nicht dem geuͤbten Auge des Menſchenkenners die pſychologiſchen Schwaͤchen der Schilderungen verrathen ſollten. Dies iſt ſelbſt der Fall bey Rouſſeaus Bekenntniſſen und Lavaters Tagebuche. Brandes Lebensbeſchreibung bat daher einen ſehr großen Werth fuͤr den Menſchenbeob- achter. Mit der ungeheuchelteſten Treuherzigkeit er- zaͤhlt er uns ſein an mencherley intereſſanten Begeben- heiten ſo reichhaltiges Leben; enthuͤllt er uns die Feh- ler ſeines Verſtandes, die Schwaͤchen ſeines Herzens, und ſucht ſich bey keiner Gelegenheit in einem andern als wahren Lichte darzuſtellen. Dankbar erinnert er ſich aller derjenigen Perſonen, die ihm auf irgend eine Art Beweiſe des Wohlwollens, des Zutrauens und der Freundſchaft gegeben haben, und ohne Prahlerey er- waͤhnt er darunter viele der erſten Deutſchen Fuͤrſten und Fuͤrſtinnen, und eine große Anzahl der vorzuͤglich- ſten Deutſchen Gelehrten und Schriftſteller, z. B. Leſ- ſing, Wieland, Engel ꝛc. Treuherzige Freymuͤthigkeit iſt der Character dieſes Werks, wodurch es ſich auf eine ſehr vortheilhafte Weiſe von vielen andern unter- ſcheidet. Brandes Leben gefaͤllt dem Leſer ohne Schminke, und es wird jedem Freunde einer belehren- den Lectuͤre viele angenehme Stunden gewaͤhren, rei- chen Stoff zum Nachdenken uͤbrig laſſen und dem nun verſtorbenen ehrlichen Brandes gewiß noch Achtung im Grabe erwerben. V — ß. Auguſt Lafontaine’s moraliſche Erzaͤhlungen, 5ter Band. Mit einem Kupfer und einer Titelvig- nette. 8. Berlin 1800. Jm vorigen Jahre kam eine neue verbeſſerte Aus- gabe der moraliſchen Erzaͤhlungen von A. Lafontaine, unter dem Titel: “Kleine Romane und moraliſche Er- zaͤhlungen,” in ſechs Baͤndchen in des Herrn Sander Ver- lage heraus. Dieſe 6 Baͤndchen enthalten mehrere Erzaͤh- lungen, die in der fruͤhern Ausgabe, den 4 Baͤnden mora- liſcher Erzaͤhlungen, welche in der Voßiſchen Buchhand- lung zu Berlin herausgekommen waren, nicht ſtehen. Den Beſitzern dieſer vier Baͤnde kann es daher nicht anders als willkommen ſeyn, dieſe neu hinzugekommenen Er- zaͤhlungen in dieſem fuͤnften und bald folgenden ſechs- ten Bande in gleichem Formate zu erhalten. Dieſer 5te Band enthaͤlt: 1) Die geſaͤhrliche Probe. 2) Liebe und Dankbarkeit. 3) Die Staͤrke des Vorurtheils. 4) Verbrechen aus Leichtſinn. 5) Der Hochmuth. 6) Das Raͤthſelſpiel. — Das leſende Publicum iſt mit den eigenthuͤmlichen Vorzuͤgen und Schoͤnheiten der Laſontaineſchen Dichtung ſchon zu bekannt, als daß, außer der Verſicherung, es werde dieſelben auch in die- ſen Erzaͤhlungen unter mannichfaltigen edlen Formen wieder finden, mehr zu ſagen hier noͤthig waͤre. (Jſt in Hamburg bey Fr. Perthes zu haben.) Predigt nach dem am 13ten Auguſt 1800 in Bublitz erfolgten großen Brande, gehalten von Ch. G. Harder. Probſt. Zum Beſten der Abgebrann- ten. (Preis 8 Gr.) Dieſe Predigt zeichnet ſich vor vielen andern aͤhnli- chen Jnhalts durch eine kraͤftige und ruͤhrende Sprache, durch Popularitaͤt und Zweckmaͤßigkeit aus, und ver- dient deshalb gewiß auch außerhalb des fuͤr ſie zunaͤchſt beſtimmten Kreiſes geleſen zu werden. Des Koͤnigs von Preuſſen Majeſtaͤt haben ſie, laut eines Cahinets-

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 28, 18. Februar 1801, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_281802_1801/5>, abgerufen am 28.11.2024.