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Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892.

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gemacht? Alls verspielt und versoffen habt'r. Hätt' Jhr
euch dazemal was derspart, da wär jetzt a Nothpfennig
da sein, da braucht'r kee Garn und kee Holz stehln.
Erster junger Weber. (mit einigen Kameraden im
"Hause", spricht laut zur Thüre herein).
A Pauer bleibt a Pauer,
und wenn a schläft bis um Neune.
Erster alter Weber. Das is jetzt a so: D'r
Pauer und d'r Edelmann, die ziehn a een'n Strange.
Will a Weber an' Wohnung habn, da sagt d'r Pauer,
ich geb d'r a klee Lechl' zum drinne Wohn, Du zahlst
m'r scheene Zinse und hilfst m'r mei Heu und mei Ge-
treide reinbringen, und wenn de ni willst, da sieh, wo
de bleibst. Kommt eener zum Zweeten, der machts
wie d'r erschte.
Baumert (grimmig). Ma is wie a Griebsch, an
dem alle rumfressen.
Der Bauer. (aufgebracht). O, Jhr verhungerten
Luder, zu was wär't Jhr zu gebrauchen? Kennt Jhr
an Flug in a Acker dricken? Kennt Jhr woll ne gleiche
Furche ziehn, oder ne Mandel Habergarben uf a Wagn
reechen? Jhr seid ja zu nischt nutze wie zum Faullenzen,
und bei a Weibern liegen. Jhr wär't Scheißkerle! Jhr
kennt een was nitzen.
(Er hat indeß gezahlt und geht ab. Der Förster
folgt ihm lachend. Welzel, der Tischler und Frau Welzel lachen laut. Der
Reisende für sich. Als das Gelächter verstummt, tritt Stille ein.
Hornig. A so a Pauer der is wie a
Bremmerochse ... Wenn ich ni wisste, was hie fir
ne Noth is. Jn den Derfern hi nuff. Was hat man
da alles zu sehn kriicht. Zu viern und fünfen lagen
se nackt uf en'n eenzichen Strohsack.
Der Reisende (in milde verweisendem Tone). Erlauben
Sie mal, lieber Mann. Ueber die Not im Gebirge
sind doch die Ansichten recht verschieden, wenn Sie
lesen können ...
Hornig. O, ich les alls vom Blatte runder,
a so gutt wie Sie. Nee, nee, ich wersch wissen ich
gemacht? Alls verſpielt und verſoffen habt’r. Hätt’ Jhr
euch dazemal was derſpart, da wär jetzt a Nothpfennig
da ſein, da braucht’r kee Garn und kee Holz ſtehln.
Erſter junger Weber. (mit einigen Kameraden im
„Hauſe“, ſpricht laut zur Thüre herein).
A Pauer bleibt a Pauer,
und wenn a ſchläft bis um Neune.
Erſter alter Weber. Das is jetzt a ſo: D’r
Pauer und d’r Edelmann, die ziehn a een’n Strange.
Will a Weber an’ Wohnung habn, da ſagt d’r Pauer,
ich geb d’r a klee Lechl’ zum drinne Wohn, Du zahlſt
m’r ſcheene Zinſe und hilfſt m’r mei Heu und mei Ge-
treide reinbringen, und wenn de ni willſt, da ſieh, wo
de bleibſt. Kommt eener zum Zweeten, der machts
wie d’r erſchte.
Baumert (grimmig). Ma is wie a Griebſch, an
dem alle rumfreſſen.
Der Bauer. (aufgebracht). O, Jhr verhungerten
Luder, zu was wär’t Jhr zu gebrauchen? Kennt Jhr
an Flug in a Acker dricken? Kennt Jhr woll ne gleiche
Furche ziehn, oder ne Mandel Habergarben uf a Wagn
reechen? Jhr ſeid ja zu niſcht nutze wie zum Faullenzen,
und bei a Weibern liegen. Jhr wär’t Scheißkerle! Jhr
kennt een was nitzen.
(Er hat indeß gezahlt und geht ab. Der Förſter
folgt ihm lachend. Welzel, der Tiſchler und Frau Welzel lachen laut. Der
Reiſende für ſich. Als das Gelächter verſtummt, tritt Stille ein.
Hornig. A ſo a Pauer der is wie a
Bremmerochſe … Wenn ich ni wiſſte, was hie fir
ne Noth is. Jn den Derfern hi nuff. Was hat man
da alles zu ſehn kriicht. Zu viern und fünfen lagen
ſe nackt uf en’n eenzichen Strohſack.
Der Reiſende (in milde verweiſendem Tone). Erlauben
Sie mal, lieber Mann. Ueber die Not im Gebirge
ſind doch die Anſichten recht verſchieden, wenn Sie
leſen können …
Hornig. O, ich les alls vom Blatte runder,
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[57/0070] gemacht? Alls verſpielt und verſoffen habt’r. Hätt’ Jhr euch dazemal was derſpart, da wär jetzt a Nothpfennig da ſein, da braucht’r kee Garn und kee Holz ſtehln. Erſter junger Weber. (mit einigen Kameraden im „Hauſe“, ſpricht laut zur Thüre herein). A Pauer bleibt a Pauer, und wenn a ſchläft bis um Neune. Erſter alter Weber. Das is jetzt a ſo: D’r Pauer und d’r Edelmann, die ziehn a een’n Strange. Will a Weber an’ Wohnung habn, da ſagt d’r Pauer, ich geb d’r a klee Lechl’ zum drinne Wohn, Du zahlſt m’r ſcheene Zinſe und hilfſt m’r mei Heu und mei Ge- treide reinbringen, und wenn de ni willſt, da ſieh, wo de bleibſt. Kommt eener zum Zweeten, der machts wie d’r erſchte. Baumert (grimmig). Ma is wie a Griebſch, an dem alle rumfreſſen. Der Bauer. (aufgebracht). O, Jhr verhungerten Luder, zu was wär’t Jhr zu gebrauchen? Kennt Jhr an Flug in a Acker dricken? Kennt Jhr woll ne gleiche Furche ziehn, oder ne Mandel Habergarben uf a Wagn reechen? Jhr ſeid ja zu niſcht nutze wie zum Faullenzen, und bei a Weibern liegen. Jhr wär’t Scheißkerle! Jhr kennt een was nitzen. (Er hat indeß gezahlt und geht ab. Der Förſter folgt ihm lachend. Welzel, der Tiſchler und Frau Welzel lachen laut. Der Reiſende für ſich. Als das Gelächter verſtummt, tritt Stille ein. Hornig. A ſo a Pauer der is wie a Bremmerochſe … Wenn ich ni wiſſte, was hie fir ne Noth is. Jn den Derfern hi nuff. Was hat man da alles zu ſehn kriicht. Zu viern und fünfen lagen ſe nackt uf en’n eenzichen Strohſack. Der Reiſende (in milde verweiſendem Tone). Erlauben Sie mal, lieber Mann. Ueber die Not im Gebirge ſind doch die Anſichten recht verſchieden, wenn Sie leſen können … Hornig. O, ich les alls vom Blatte runder, a ſo gutt wie Sie. Nee, nee, ich werſch wiſſen ich

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_weber_1892/70>, abgerufen am 22.11.2024.