Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892.

Bild:
<< vorherige Seite
Hornig. Sieh Dich vor, sag ich d'r bloß
sonst mach ich amal mei Zeichen.
(Wiegand wird bleich.)
Frau Wetzel (war hinausgegangen und setzt nun dem Reisenden
Kaffe vor).
Soll ich Jhn'n a Kaffee lieber in's Stiebel
tragen?
Der Reisende. J, was denken Sie! (Mit einem
schmachtenden Blick auf Anna.)
Hier will ich sitzen, bis ich sterbe.
Ein junger Förster und ein Bauer (der
Letztere mit einer Peitsche kommen, Beide)
Gu'n Mittag! (Sie bleiben
am Schenksims stehen.)
Der Bauer. Zwee Jngwer mechten mir habn.
Welzel. Willkommen mit n'ander! (Er gießt das
Verlangte ein; die Beiden ergreifen die Gläschen, stoßen damit an, trinken davon
und stellen sie auf das Schenksims.)
Der Reisende. Nun, Herr Förster, tüchtigen
Marsch gemacht?
Der Förster. 'S geht. Jch komme von Stein-
seifferschdorf.

(Erster und zweiter alter Weber kommen und setzen sich zu Ansorge, Baumert
und Hornig.)
Der Reisende. Entschuldigen Sie, sind Sie
Gräflich Hochheimscher Förster?
Der Förster. Gräflich Keil'sch bin ich.
Der Reisende. Freilich, freilich, das wollt' ich
ja auch sagen. Es is hier zu schlimm mit den vielen
Grafen und Baronen und Freiherrlichen Gnaden.
Man muß 'n Riesengedächtnis habn. Zu was haben
Sie denn die Axt, Herr Förster?
Der Förster. Die hab ich Holzdieben weg-
genommen.
Der alte Baumert. Unse Herrschaft, die
nimmt's gar sehr genau mit a par Scheiten
Brennholz.
Der Reisende. Nu erlauben Sie, das geht
doch ooch nich, wenn da jeder holen wollte ...
Der alte Baumert. Mit Verlaub zu reden,
hie is das wie iberall, mit a klein'n und a großen
Hornig. Sieh Dich vor, ſag ich d’r bloß
ſonſt mach ich amal mei Zeichen.
(Wiegand wird bleich.)
Frau Wetzel (war hinausgegangen und ſetzt nun dem Reiſenden
Kaffe vor).
Soll ich Jhn’n a Kaffee lieber in’s Stiebel
tragen?
Der Reiſende. J, was denken Sie! (Mit einem
ſchmachtenden Blick auf Anna.)
Hier will ich ſitzen, bis ich ſterbe.
Ein junger Förſter und ein Bauer (der
Letztere mit einer Peitſche kommen, Beide)
Gu’n Mittag! (Sie bleiben
am Schenkſims ſtehen.)
Der Bauer. Zwee Jngwer mechten mir habn.
Welzel. Willkommen mit n’ander! (Er gießt das
Verlangte ein; die Beiden ergreifen die Gläschen, ſtoßen damit an, trinken davon
und ſtellen ſie auf das Schenkſims.)
Der Reiſende. Nun, Herr Förſter, tüchtigen
Marſch gemacht?
Der Förſter. ’S geht. Jch komme von Stein-
ſeifferſchdorf.

(Erſter und zweiter alter Weber kommen und ſetzen ſich zu Anſorge, Baumert
und Hornig.)
Der Reiſende. Entſchuldigen Sie, ſind Sie
Gräflich Hochheimſcher Förſter?
Der Förſter. Gräflich Keil’ſch bin ich.
Der Reiſende. Freilich, freilich, das wollt’ ich
ja auch ſagen. Es is hier zu ſchlimm mit den vielen
Grafen und Baronen und Freiherrlichen Gnaden.
Man muß ’n Rieſengedächtnis habn. Zu was haben
Sie denn die Axt, Herr Förſter?
Der Förſter. Die hab ich Holzdieben weg-
genommen.
Der alte Baumert. Unſe Herrſchaft, die
nimmt’s gar ſehr genau mit a par Scheiten
Brennholz.
Der Reiſende. Nu erlauben Sie, das geht
doch ooch nich, wenn da jeder holen wollte …
Der alte Baumert. Mit Verlaub zu reden,
hie is das wie iberall, mit a klein’n und a großen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0068" n="55"/>
        <sp who="#HOR">
          <speaker><hi rendition="#g">Hornig</hi>.</speaker>
          <p>Sieh Dich vor, &#x017F;ag ich d&#x2019;r bloß<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t mach ich amal mei Zeichen.</p>
          <stage>(Wiegand wird bleich.)</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FRWELZ">
          <speaker> <hi rendition="#g">Frau Wetzel</hi> </speaker>
          <stage>(war hinausgegangen und &#x017F;etzt nun dem Rei&#x017F;enden<lb/>
Kaffe vor).</stage>
          <p>Soll ich Jhn&#x2019;n a Kaffee lieber in&#x2019;s Stiebel<lb/>
tragen?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#REIS">
          <speaker><hi rendition="#g">Der Rei&#x017F;ende</hi>.</speaker>
          <p>J, was denken Sie!</p>
          <stage>(Mit einem<lb/>
&#x017F;chmachtenden Blick auf Anna.)</stage>
          <p>Hier will ich &#x017F;itzen, bis ich &#x017F;terbe.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FOERBAUR">
          <speaker> <hi rendition="#g">Ein junger För&#x017F;ter und ein Bauer</hi> </speaker>
          <stage>(der<lb/>
Letztere mit einer Peit&#x017F;che kommen, Beide)</stage>
          <p>Gu&#x2019;n Mittag!</p>
          <stage>(Sie bleiben<lb/>
am Schenk&#x017F;ims &#x017F;tehen.)</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#BAUR">
          <speaker><hi rendition="#g">Der Bauer</hi>.</speaker>
          <p>Zwee Jngwer mechten mir habn.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WEL">
          <speaker><hi rendition="#g">Welzel</hi>.</speaker>
          <p>Willkommen mit n&#x2019;ander!</p>
          <stage>(Er gießt das<lb/>
Verlangte ein; die Beiden ergreifen die Gläschen, &#x017F;toßen damit an, trinken davon<lb/>
und &#x017F;tellen &#x017F;ie auf das Schenk&#x017F;ims.)</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#REIS">
          <speaker><hi rendition="#g">Der Rei&#x017F;ende</hi>.</speaker>
          <p>Nun, Herr För&#x017F;ter, tüchtigen<lb/>
Mar&#x017F;ch gemacht?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FOER">
          <speaker><hi rendition="#g">Der För&#x017F;ter</hi>.</speaker>
          <p>&#x2019;S geht. Jch komme von Stein-<lb/>
&#x017F;eiffer&#x017F;chdorf.</p><lb/>
          <stage>(Er&#x017F;ter und zweiter alter Weber kommen und &#x017F;etzen &#x017F;ich zu An&#x017F;orge, Baumert<lb/>
und Hornig.)</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#REIS">
          <speaker><hi rendition="#g">Der Rei&#x017F;ende</hi>.</speaker>
          <p>Ent&#x017F;chuldigen Sie, &#x017F;ind Sie<lb/>
Gräflich Hochheim&#x017F;cher För&#x017F;ter?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FOER">
          <speaker><hi rendition="#g">Der För&#x017F;ter</hi>.</speaker>
          <p>Gräflich Keil&#x2019;&#x017F;ch bin ich.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#REIS">
          <speaker><hi rendition="#g">Der Rei&#x017F;ende</hi>.</speaker>
          <p>Freilich, freilich, das wollt&#x2019; ich<lb/>
ja auch &#x017F;agen. Es is hier zu &#x017F;chlimm mit den vielen<lb/>
Grafen und Baronen und Freiherrlichen Gnaden.<lb/>
Man muß &#x2019;n Rie&#x017F;engedächtnis habn. Zu was haben<lb/>
Sie denn die Axt, Herr För&#x017F;ter?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FOER">
          <speaker><hi rendition="#g">Der För&#x017F;ter</hi>.</speaker>
          <p>Die hab ich Holzdieben weg-<lb/>
genommen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#BAUM">
          <speaker><hi rendition="#g">Der alte Baumert</hi>.</speaker>
          <p>Un&#x017F;e Herr&#x017F;chaft, die<lb/>
nimmt&#x2019;s gar &#x017F;ehr genau mit a par Scheiten<lb/>
Brennholz.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#REIS">
          <speaker><hi rendition="#g">Der Rei&#x017F;ende</hi>.</speaker>
          <p>Nu erlauben Sie, das geht<lb/>
doch ooch nich, wenn da jeder holen wollte &#x2026;</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#BAUM">
          <speaker><hi rendition="#g">Der alte Baumert</hi>.</speaker>
          <p>Mit Verlaub zu reden,<lb/>
hie is das wie iberall, mit a klein&#x2019;n und a großen<lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0068] Hornig. Sieh Dich vor, ſag ich d’r bloß ſonſt mach ich amal mei Zeichen. (Wiegand wird bleich.) Frau Wetzel (war hinausgegangen und ſetzt nun dem Reiſenden Kaffe vor). Soll ich Jhn’n a Kaffee lieber in’s Stiebel tragen? Der Reiſende. J, was denken Sie! (Mit einem ſchmachtenden Blick auf Anna.) Hier will ich ſitzen, bis ich ſterbe. Ein junger Förſter und ein Bauer (der Letztere mit einer Peitſche kommen, Beide) Gu’n Mittag! (Sie bleiben am Schenkſims ſtehen.) Der Bauer. Zwee Jngwer mechten mir habn. Welzel. Willkommen mit n’ander! (Er gießt das Verlangte ein; die Beiden ergreifen die Gläschen, ſtoßen damit an, trinken davon und ſtellen ſie auf das Schenkſims.) Der Reiſende. Nun, Herr Förſter, tüchtigen Marſch gemacht? Der Förſter. ’S geht. Jch komme von Stein- ſeifferſchdorf. (Erſter und zweiter alter Weber kommen und ſetzen ſich zu Anſorge, Baumert und Hornig.) Der Reiſende. Entſchuldigen Sie, ſind Sie Gräflich Hochheimſcher Förſter? Der Förſter. Gräflich Keil’ſch bin ich. Der Reiſende. Freilich, freilich, das wollt’ ich ja auch ſagen. Es is hier zu ſchlimm mit den vielen Grafen und Baronen und Freiherrlichen Gnaden. Man muß ’n Rieſengedächtnis habn. Zu was haben Sie denn die Axt, Herr Förſter? Der Förſter. Die hab ich Holzdieben weg- genommen. Der alte Baumert. Unſe Herrſchaft, die nimmt’s gar ſehr genau mit a par Scheiten Brennholz. Der Reiſende. Nu erlauben Sie, das geht doch ooch nich, wenn da jeder holen wollte … Der alte Baumert. Mit Verlaub zu reden, hie is das wie iberall, mit a klein’n und a großen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Weber sind zu Beginn auf schlesisch erschiene… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_weber_1892
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_weber_1892/68
Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_weber_1892/68>, abgerufen am 28.04.2024.