Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892.
so wie Du gedacht, wo wern ock itzt meine sieben Gesellen? Hornig. Du weeßt druf zu laufen, das muß Dir dr Neid lassen. Wenn d'r Weber noch uf zwee Been'n rumlauft, da machst Du'n schonn a Sarg fertig. Wiegand. Wer de will mitkummen, muß sich derzu halten. Hornig. Ja, ja, Du hälst Dich o noch derzu. Du weeßt besser wie a Dokter, wenn d'r Tod um a Weberkindl kommt. Wiegand (kaum noch lächelnd, plötzlich wüthend). Und Du weßt's besser wie de Poll'zei, wo de Nipper sitzen unter a Webern, und die de sich jede Woche a hibsch Neegl Spul'n ibrig machen. Du kommst nach Lumpen und nimmst o a Feifl Schußgarn, wenn's druf ankommt. Hornig. Und Dei Weizen bliht uf'm Kirchhowe. Je mehr das uf de Hobelspähne schlafen gehn, um desto besser fer Dich. Wenn Du die vielen Kinder- gräbl ansiehst, da kloppst Du dr uf a Bauch und sagst: 'S war heuer wieder a gudes Jahr; die kleen'n Kreppe sein wieder gefalln, wie de Maikäwer von a Bäumen. Da kann ich m'r wieder a Quart zulegen de Woche. Wiegand. Derwegen, da wär ich noch lange kee Hehler. Hornig. Du machst heechstens amal an reichen Parchenfabrikanten an toppelte Rechnung, oder holst a Paar ibrige Brätel von Dreißijersch Bau, wenn d'r Mond amal grade ni scheint. Wiegand (ihm den Rücken wendend). O, räd' Du mit wem De willst, ock mit mir nich. (Plötzlich wieder.) Lügen- hornich!! Hornig. Toten-Tischler! Wiegand (zu den Anwesenden). A kann's Vieh behexen.
ſo wie Du gedacht, wo wern ock itzt meine ſieben Geſellen? Hornig. Du weeßt druf zu laufen, das muß Dir dr Neid laſſen. Wenn d’r Weber noch uf zwee Been’n rumlauft, da machſt Du’n ſchonn a Sarg fertig. Wiegand. Wer de will mitkummen, muß ſich derzu halten. Hornig. Ja, ja, Du hälſt Dich o noch derzu. Du weeßt beſſer wie a Dokter, wenn d’r Tod um a Weberkindl kommt. Wiegand (kaum noch lächelnd, plötzlich wüthend). Und Du weßt’s beſſer wie de Poll’zei, wo de Nipper ſitzen unter a Webern, und die de ſich jede Woche a hibſch Neegl Spul’n ibrig machen. Du kommſt nach Lumpen und nimmſt o a Feifl Schußgarn, wenn’s druf ankommt. Hornig. Und Dei Weizen bliht uf’m Kirchhowe. Je mehr das uf de Hobelſpähne ſchlafen gehn, um deſto beſſer fer Dich. Wenn Du die vielen Kinder- gräbl anſiehſt, da kloppſt Du dr uf a Bauch und ſagſt: ’S war heuer wieder a gudes Jahr; die kleen’n Kreppe ſein wieder gefalln, wie de Maikäwer von a Bäumen. Da kann ich m’r wieder a Quart zulegen de Woche. Wiegand. Derwegen, da wär ich noch lange kee Hehler. Hornig. Du machſt heechſtens amal an reichen Parchenfabrikanten an toppelte Rechnung, oder holſt a Paar ibrige Brätel von Dreißijerſch Bau, wenn d’r Mond amal grade ni ſcheint. Wiegand (ihm den Rücken wendend). O, räd’ Du mit wem De willſt, ock mit mir nich. (Plötzlich wieder.) Lügen- hornich!! Hornig. Toten-Tiſchler! Wiegand (zu den Anweſenden). A kann’s Vieh behexen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#WIE"> <p><pb facs="#f0067" n="54"/> ſo wie Du gedacht, wo wern ock itzt meine ſieben<lb/> Geſellen?</p> </sp><lb/> <sp who="#HOR"> <speaker><hi rendition="#g">Hornig</hi>.</speaker> <p>Du weeßt druf zu laufen, das muß<lb/> Dir dr Neid laſſen. Wenn d’r Weber noch uf zwee<lb/> Been’n rumlauft, da machſt Du’n ſchonn a Sarg<lb/> fertig.</p> </sp><lb/> <sp who="#WIE"> <speaker><hi rendition="#g">Wiegand</hi>.</speaker> <p>Wer de will mitkummen, muß ſich<lb/> derzu halten.</p> </sp><lb/> <sp who="#HOR"> <speaker><hi rendition="#g">Hornig</hi>.</speaker> <p>Ja, ja, Du hälſt Dich o <hi rendition="#g">noch</hi> derzu.<lb/> Du weeßt beſſer wie a Dokter, wenn d’r Tod um<lb/> a Weberkindl kommt.</p> </sp><lb/> <sp who="#WIE"> <speaker> <hi rendition="#g">Wiegand</hi> </speaker> <stage>(kaum noch lächelnd, plötzlich wüthend).</stage> <p>Und Du<lb/> weßt’s beſſer wie de Poll’zei, wo de Nipper ſitzen unter<lb/> a Webern, und die de ſich jede Woche a hibſch Neegl<lb/> Spul’n ibrig machen. Du kommſt nach Lumpen und<lb/> nimmſt o a Feifl Schußgarn, wenn’s druf ankommt.</p> </sp><lb/> <sp who="#HOR"> <speaker><hi rendition="#g">Hornig</hi>.</speaker> <p>Und Dei Weizen bliht uf’m Kirchhowe.<lb/> Je mehr das uf de Hobelſpähne ſchlafen gehn, um<lb/> deſto beſſer fer Dich. Wenn Du die vielen Kinder-<lb/> gräbl anſiehſt, da kloppſt Du dr uf a Bauch und<lb/> ſagſt: ’S war heuer wieder a gudes Jahr; die kleen’n<lb/> Kreppe ſein wieder gefalln, wie de Maikäwer von a<lb/> Bäumen. Da kann ich m’r wieder a Quart zulegen<lb/> de Woche.</p> </sp><lb/> <sp who="#WIE"> <speaker><hi rendition="#g">Wiegand</hi>.</speaker> <p>Derwegen, da wär ich noch lange<lb/> kee Hehler.</p> </sp><lb/> <sp who="#HOR"> <speaker><hi rendition="#g">Hornig</hi>.</speaker> <p>Du machſt heechſtens amal an reichen<lb/> Parchenfabrikanten an toppelte Rechnung, oder holſt<lb/> a Paar ibrige Brätel von Dreißijerſch Bau, wenn<lb/> d’r Mond amal grade ni ſcheint.</p> </sp><lb/> <sp who="#WIE"> <speaker> <hi rendition="#g">Wiegand</hi> </speaker> <stage>(ihm den Rücken wendend).</stage> <p>O, räd’ Du mit<lb/> wem De willſt, ock mit mir nich.</p> <stage>(Plötzlich wieder.)</stage> <p>Lügen-<lb/> hornich!!</p> </sp><lb/> <sp who="#HOR"> <speaker><hi rendition="#g">Hornig</hi>.</speaker> <p>Toten-Tiſchler!</p> </sp><lb/> <sp who="#WIE"> <speaker> <hi rendition="#g">Wiegand</hi> </speaker> <stage>(zu den Anweſenden).</stage> <p>A kann’s Vieh behexen.</p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [54/0067]
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Geſellen?
Hornig. Du weeßt druf zu laufen, das muß
Dir dr Neid laſſen. Wenn d’r Weber noch uf zwee
Been’n rumlauft, da machſt Du’n ſchonn a Sarg
fertig.
Wiegand. Wer de will mitkummen, muß ſich
derzu halten.
Hornig. Ja, ja, Du hälſt Dich o noch derzu.
Du weeßt beſſer wie a Dokter, wenn d’r Tod um
a Weberkindl kommt.
Wiegand (kaum noch lächelnd, plötzlich wüthend). Und Du
weßt’s beſſer wie de Poll’zei, wo de Nipper ſitzen unter
a Webern, und die de ſich jede Woche a hibſch Neegl
Spul’n ibrig machen. Du kommſt nach Lumpen und
nimmſt o a Feifl Schußgarn, wenn’s druf ankommt.
Hornig. Und Dei Weizen bliht uf’m Kirchhowe.
Je mehr das uf de Hobelſpähne ſchlafen gehn, um
deſto beſſer fer Dich. Wenn Du die vielen Kinder-
gräbl anſiehſt, da kloppſt Du dr uf a Bauch und
ſagſt: ’S war heuer wieder a gudes Jahr; die kleen’n
Kreppe ſein wieder gefalln, wie de Maikäwer von a
Bäumen. Da kann ich m’r wieder a Quart zulegen
de Woche.
Wiegand. Derwegen, da wär ich noch lange
kee Hehler.
Hornig. Du machſt heechſtens amal an reichen
Parchenfabrikanten an toppelte Rechnung, oder holſt
a Paar ibrige Brätel von Dreißijerſch Bau, wenn
d’r Mond amal grade ni ſcheint.
Wiegand (ihm den Rücken wendend). O, räd’ Du mit
wem De willſt, ock mit mir nich. (Plötzlich wieder.) Lügen-
hornich!!
Hornig. Toten-Tiſchler!
Wiegand (zu den Anweſenden). A kann’s Vieh behexen.
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Zitationshilfe: | Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_weber_1892/67>, abgerufen am 30.07.2024. |