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Hauptmann, Gerhart: Vor Sonnenaufgang. Berlin, 1889.

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Loth. Er hätte es, sagten sie, mit der Tochter,
Du mit dem Alten gemacht. -- Dann hat er sich ja
wohl erschossen?! -- Auch seine Strecke hättest Du zu
Ende gebaut und noch sehr viel Geld dabei verdient.
Hoffmann. Darin ist einiges Wahre enthalten,
doch -- ich könnte Dir eine Verknüpfung der Thatsachen
geben....Wußten sie am Ende noch mehr dergleichen
erbaulichen Dinge?
Loth. Ganz besonders -- muß ich Dir sagen --
regten sie sich über Etwas auf: sie rechneten sich vor,
welch ein enormes Geschäft in Kohlen Du jetzt machtest
und nannten Dich einen....na, schmeichelhaft war
es eben nicht für Dich. Kurz gesagt, sie erzählten, Du
hättest die hiesigen dummen Bauern beim Champagner
überredet, einen Vertrag zu unterzeichnen, in welchem
Dir der alleinige Verschleiß aller in ihren Gruben ge-
förderter Kohle übertragen worden ist gegen eine Pacht-
summe, die fabelhaft gering sein sollte.
Hoffmann (sichtlich peinlich berührt, steht auf). Ich will Dir
was sagen, Loth.... Ach, warum auch noch darin
rühren? Ich schlage vor, wir denken an's Abendbrod,
mein Hunger ist mörderisch. -- Mörderischen Hunger habe
ich. (Er drückt auf den Knopf einer elektrischen Leitung, deren Draht in
Form einer grünen Schnur auf das Sopha herunter hängt; man hört das Läuten
einer elektrischen Klingel.)
Loth. Nun, wenn Du mich hier behalten willst --
dann sei so gut.....ich möchte mich eben 'n bischen
säubern.
Hoffmann. Gleich sollst Du alles Nöthige....
(Eduard tritt ein, Diener in Livree.) Eduard! führen Sie den Herrn
in's Gastzimmer.
Eduard. Sehr wohl, gnädiger Herr.
Hoffmann (Loth die Hand drückend). In spätestens fünf-
zehn Minuten möchte ich Dich bitten, zum Essen her-
unter zu kommen.
Loth. Uebrig Zeit, also, Wiedersehen!
Hoffmann. Wiedersehen!
(Eduard öffnet die Thür und läßt Loth vorangehen. Beide ab Hoffmann
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Loth. Er hätte es, ſagten ſie, mit der Tochter,
Du mit dem Alten gemacht. — Dann hat er ſich ja
wohl erſchoſſen?! — Auch ſeine Strecke hätteſt Du zu
Ende gebaut und noch ſehr viel Geld dabei verdient.
Hoffmann. Darin iſt einiges Wahre enthalten,
doch — ich könnte Dir eine Verknüpfung der Thatſachen
geben....Wußten ſie am Ende noch mehr dergleichen
erbaulichen Dinge?
Loth. Ganz beſonders — muß ich Dir ſagen —
regten ſie ſich über Etwas auf: ſie rechneten ſich vor,
welch ein enormes Geſchäft in Kohlen Du jetzt machteſt
und nannten Dich einen....na, ſchmeichelhaft war
es eben nicht für Dich. Kurz geſagt, ſie erzählten, Du
hätteſt die hieſigen dummen Bauern beim Champagner
überredet, einen Vertrag zu unterzeichnen, in welchem
Dir der alleinige Verſchleiß aller in ihren Gruben ge-
förderter Kohle übertragen worden iſt gegen eine Pacht-
ſumme, die fabelhaft gering ſein ſollte.
Hoffmann (ſichtlich peinlich berührt, ſteht auf). Ich will Dir
was ſagen, Loth.... Ach, warum auch noch darin
rühren? Ich ſchlage vor, wir denken an's Abendbrod,
mein Hunger iſt mörderiſch. — Mörderiſchen Hunger habe
ich. (Er drückt auf den Knopf einer elektriſchen Leitung, deren Draht in
Form einer grünen Schnur auf das Sopha herunter hängt; man hört das Läuten
einer elektriſchen Klingel.)
Loth. Nun, wenn Du mich hier behalten willſt —
dann ſei ſo gut.....ich möchte mich eben 'n bischen
ſäubern.
Hoffmann. Gleich ſollſt Du alles Nöthige....
(Eduard tritt ein, Diener in Livree.) Eduard! führen Sie den Herrn
in's Gaſtzimmer.
Eduard. Sehr wohl, gnädiger Herr.
Hoffmann (Loth die Hand drückend). In ſpäteſtens fünf-
zehn Minuten möchte ich Dich bitten, zum Eſſen her-
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[17/0023] Loth. Er hätte es, ſagten ſie, mit der Tochter, Du mit dem Alten gemacht. — Dann hat er ſich ja wohl erſchoſſen?! — Auch ſeine Strecke hätteſt Du zu Ende gebaut und noch ſehr viel Geld dabei verdient. Hoffmann. Darin iſt einiges Wahre enthalten, doch — ich könnte Dir eine Verknüpfung der Thatſachen geben....Wußten ſie am Ende noch mehr dergleichen erbaulichen Dinge? Loth. Ganz beſonders — muß ich Dir ſagen — regten ſie ſich über Etwas auf: ſie rechneten ſich vor, welch ein enormes Geſchäft in Kohlen Du jetzt machteſt und nannten Dich einen....na, ſchmeichelhaft war es eben nicht für Dich. Kurz geſagt, ſie erzählten, Du hätteſt die hieſigen dummen Bauern beim Champagner überredet, einen Vertrag zu unterzeichnen, in welchem Dir der alleinige Verſchleiß aller in ihren Gruben ge- förderter Kohle übertragen worden iſt gegen eine Pacht- ſumme, die fabelhaft gering ſein ſollte. Hoffmann (ſichtlich peinlich berührt, ſteht auf). Ich will Dir was ſagen, Loth.... Ach, warum auch noch darin rühren? Ich ſchlage vor, wir denken an's Abendbrod, mein Hunger iſt mörderiſch. — Mörderiſchen Hunger habe ich. (Er drückt auf den Knopf einer elektriſchen Leitung, deren Draht in Form einer grünen Schnur auf das Sopha herunter hängt; man hört das Läuten einer elektriſchen Klingel.) Loth. Nun, wenn Du mich hier behalten willſt — dann ſei ſo gut.....ich möchte mich eben 'n bischen ſäubern. Hoffmann. Gleich ſollſt Du alles Nöthige.... (Eduard tritt ein, Diener in Livree.) Eduard! führen Sie den Herrn in's Gaſtzimmer. Eduard. Sehr wohl, gnädiger Herr. Hoffmann (Loth die Hand drückend). In ſpäteſtens fünf- zehn Minuten möchte ich Dich bitten, zum Eſſen her- unter zu kommen. Loth. Uebrig Zeit, alſo, Wiederſehen! Hoffmann. Wiederſehen! (Eduard öffnet die Thür und läßt Loth vorangehen. Beide ab Hoffmann 2

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Vor Sonnenaufgang. Berlin, 1889, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_sonnenaufgang_1889/23>, abgerufen am 24.11.2024.