Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899. Frau Wermelskirch. Im Gegentheil. Sollen wir denn auch alles ertragen? Soll man sich gar nicht dagegen wehren, wenn sie einen ums Brod bringt? Wenn sie Sachen ausstreut von unsrer Tochter, -- zu Siebenhaar. Ist Ihnen das Kind je zu nahe getreten? Wermelskirch. Mama, Mama! Jetzt komm' mal, Mama! So! Ruh' Dich mal aus! Die Stelle ist schon ganz hübsch gegangen. Heut Abend repetieren wir wieder. Er führt sie hinter das Schenksims, wo man sie noch ein Weilchen schluchzen hört. Wermelskirch der wieder Platz nimmt. Im Grunde genommen hat sie ja recht. Ich habe auch schon so munkeln gehört, daß Henschel die Schenkstube pachten wird. Da steckt natürlich die Frau dahinter. Hauffe. War sol denn suster derhinger stecka? wu's bloßig an Stänkerei gibt ernt' eine Durfe, do braucht eens gar ni irscht wetter zu freun. De Henscheln hot eemol a Teifel eim Leibe. Fabig. Und uf de Schenkstube spitzt se schun lange! Siebenhaar zu Hauffe. Hauffe, man sieht Sie ja gar nicht mehr. Wo sind Sie denn eigentlich hingeraten? Hauffe. Wu war ich ock hiegerota sein? Ei's Unglicke bin ich halt neigerota, und dar mich hot neigestußa dohie, das war au das sakermenschte Weibsbild. Nu war denn suste, mecht ich blos wissa? Mit Henscheln ha ich doch nie nischt gehat. Fabig. Sei Weib hot ebens die Hosa a. Hauffe. Ich bin er ni meh geferre genung. Dr Jingste is ma ju freilich ni meh. Im de Scherzabändla war ich er au ni meh giehn, und das ebens will se, das Frau Wermelskirch. Im Gegentheil. Sollen wir denn auch alles ertragen? Soll man ſich gar nicht dagegen wehren, wenn ſie einen ums Brod bringt? Wenn ſie Sachen ausſtreut von unſrer Tochter, — zu Siebenhaar. Iſt Ihnen das Kind je zu nahe getreten? Wermelskirch. Mama, Mama! Jetzt komm’ mal, Mama! So! Ruh’ Dich mal aus! Die Stelle iſt ſchon ganz hübſch gegangen. Heut Abend repetieren wir wieder. Er führt ſie hinter das Schenkſims, wo man ſie noch ein Weilchen ſchluchzen hört. Wermelskirch der wieder Platz nimmt. Im Grunde genommen hat ſie ja recht. Ich habe auch ſchon ſo munkeln gehört, daß Henſchel die Schenkſtube pachten wird. Da ſteckt natürlich die Frau dahinter. Hauffe. War ſol denn ſuſter derhinger ſtecka? wu’s bloßig an Stänkerei gibt ernt’ eine Durfe, do braucht eens gar ni irſcht wetter zu freun. De Henſcheln hot eemol a Teifel eim Leibe. Fabig. Und uf de Schenkſtube ſpitzt ſe ſchun lange! Siebenhaar zu Hauffe. Hauffe, man ſieht Sie ja gar nicht mehr. Wo ſind Sie denn eigentlich hingeraten? Hauffe. Wu war ich ock hiegerota ſein? Ei’s Unglicke bin ich halt neigerota, und dar mich hot neigeſtußa dohie, das war au das ſakermenſchte Weibsbild. Nu war denn ſuſte, mecht ich blos wiſſa? Mit Henſcheln ha ich doch nie niſcht gehat. Fabig. Sei Weib hot ebens die Hoſa a. Hauffe. Ich bin er ni meh geferre genung. Dr Jingſte is ma ju freilich ni meh. 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Ihnen das Kind je zu nahe getreten?
Wermelskirch. Mama, Mama! Jetzt komm’ mal,
Mama! So! Ruh’ Dich mal aus! Die Stelle iſt ſchon
ganz hübſch gegangen. Heut Abend repetieren wir wieder.
Er führt ſie hinter das Schenkſims, wo man ſie noch ein Weilchen ſchluchzen hört.
Wermelskirch der wieder Platz nimmt. Im Grunde genommen
hat ſie ja recht. Ich habe auch ſchon ſo munkeln gehört,
daß Henſchel die Schenkſtube pachten wird. Da ſteckt natürlich
die Frau dahinter.
Hauffe. War ſol denn ſuſter derhinger ſtecka? wu’s
bloßig an Stänkerei gibt ernt’ eine Durfe, do braucht
eens gar ni irſcht wetter zu freun. De Henſcheln hot
eemol a Teifel eim Leibe.
Fabig. Und uf de Schenkſtube ſpitzt ſe ſchun lange!
Siebenhaar zu Hauffe. Hauffe, man ſieht Sie ja gar
nicht mehr. Wo ſind Sie denn eigentlich hingeraten?
Hauffe. Wu war ich ock hiegerota ſein? Ei’s Unglicke
bin ich halt neigerota, und dar mich hot neigeſtußa dohie,
das war au das ſakermenſchte Weibsbild. Nu war denn
ſuſte, mecht ich blos wiſſa? Mit Henſcheln ha ich doch
nie niſcht gehat.
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Hauffe. Ich bin er ni meh geferre genung. Dr
Jingſte is ma ju freilich ni meh. Im de Scherzabändla
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