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Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899.

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ni eim Wege stiehn. Wu se au sein mag, se wil doch
mei Furtkumma.
Siebenhaar. Ganz gewiß.
Henschel. Heute bin ich nu uf 'n Grabe gewast. --
De Madam hot o an Kranz lussa hieläh'n! -- Ich
duchte: Du werscht a mol hie giehn, ducht ich. Verlechte
schickt se Dir an Gedanka. Verlechte kanst der do schlissig
war'n. -- Mutter! sat ich ei men' Gedanka, gieb mer
a Zeechen! Ja aber nee? Asu wie's ausfällt, sol mir's
recht sein. An' halbe Stunde ha ich gestanda -- Ich
ha au gebat't; und ha'r o alles viergestellt, a su bei mir
salber, meen ich natierlich: Wegen dan Kinde und dan
Gasthause und daß ich mer au ein Geschäfte keen Roth
weeß -- ader 's hot mer kee Zeechen gegahn.

Hanne kommt herein, nur Seitenblicke auf die Sprechenden
werfend, im übrigen sich sogleich energisch beschäftigend. Sie
setzt Schemmel und Waschfaß bei Seite und hantiert dann beim
Ofen.
Siebenhaar zu Henschel.
Gott lasse die Toten seelig ruh'n. Sie sind 'n Mann,
Sie stehen im Leben. Was brauchen Sie Zeichen und
Wunder, Henschel! Wir können uns doch ganz gut zurecht-
finden, ganz leidlich auskommen mit uns'rem Verstande. --
Gehen Sie einfach Ihren Weg. Auf Ihrem Schiffe sind
Sie Kapitän. Alle Flausen und Nücken raus! über Bord!
Jemehr ich die Sache überlege, um so ernstlicher leuchtet
sie mir auch ein ....
Henschel. Hanne, was sast' denn Du derzune?
ni eim Wege ſtiehn. Wu ſe au ſein mag, ſe wil doch
mei Furtkumma.
Siebenhaar. Ganz gewiß.
Henſchel. Heute bin ich nu uf ’n Grabe gewaſt. —
De Madam hot o an Kranz luſſa hieläh’n! — Ich
duchte: Du werſcht a mol hie giehn, ducht ich. Verlechte
ſchickt ſe Dir an Gedanka. Verlechte kanſt der do ſchliſſig
war’n. — Mutter! ſat ich ei men’ Gedanka, gieb mer
a Zeechen! Ja aber nee? Aſu wie’s ausfällt, ſol mir’s
recht ſein. An’ halbe Stunde ha ich geſtanda — Ich
ha au gebat’t; und ha’r o alles viergeſtellt, a ſu bei mir
ſalber, meen ich natierlich: Wegen dan Kinde und dan
Gaſthauſe und daß ich mer au ein Geſchäfte keen Roth
weeß — ader ’s hot mer kee Zeechen gegahn.

Hanne kommt herein, nur Seitenblicke auf die Sprechenden
werfend, im übrigen ſich ſogleich energiſch beſchäftigend. Sie
ſetzt Schemmel und Waſchfaß bei Seite und hantiert dann beim
Ofen.
Siebenhaar zu Henſchel.
Gott laſſe die Toten ſeelig ruh’n. Sie ſind ’n Mann,
Sie ſtehen im Leben. Was brauchen Sie Zeichen und
Wunder, Henſchel! Wir können uns doch ganz gut zurecht-
finden, ganz leidlich auskommen mit unſ’rem Verſtande. —
Gehen Sie einfach Ihren Weg. Auf Ihrem Schiffe ſind
Sie Kapitän. Alle Flauſen und Nücken raus! über Bord!
Jemehr ich die Sache überlege, um ſo ernſtlicher leuchtet
ſie mir auch ein ....
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[42/0052] ni eim Wege ſtiehn. Wu ſe au ſein mag, ſe wil doch mei Furtkumma. Siebenhaar. Ganz gewiß. Henſchel. Heute bin ich nu uf ’n Grabe gewaſt. — De Madam hot o an Kranz luſſa hieläh’n! — Ich duchte: Du werſcht a mol hie giehn, ducht ich. Verlechte ſchickt ſe Dir an Gedanka. Verlechte kanſt der do ſchliſſig war’n. — Mutter! ſat ich ei men’ Gedanka, gieb mer a Zeechen! Ja aber nee? Aſu wie’s ausfällt, ſol mir’s recht ſein. An’ halbe Stunde ha ich geſtanda — Ich ha au gebat’t; und ha’r o alles viergeſtellt, a ſu bei mir ſalber, meen ich natierlich: Wegen dan Kinde und dan Gaſthauſe und daß ich mer au ein Geſchäfte keen Roth weeß — ader ’s hot mer kee Zeechen gegahn. Hanne kommt herein, nur Seitenblicke auf die Sprechenden werfend, im übrigen ſich ſogleich energiſch beſchäftigend. Sie ſetzt Schemmel und Waſchfaß bei Seite und hantiert dann beim Ofen. Siebenhaar zu Henſchel. Gott laſſe die Toten ſeelig ruh’n. Sie ſind ’n Mann, Sie ſtehen im Leben. Was brauchen Sie Zeichen und Wunder, Henſchel! Wir können uns doch ganz gut zurecht- finden, ganz leidlich auskommen mit unſ’rem Verſtande. — Gehen Sie einfach Ihren Weg. Auf Ihrem Schiffe ſind Sie Kapitän. Alle Flauſen und Nücken raus! über Bord! Jemehr ich die Sache überlege, um ſo ernſtlicher leuchtet ſie mir auch ein .... Henſchel. Hanne, was ſaſt’ denn Du derzune?

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_henschel_1899/52>, abgerufen am 18.04.2024.