Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite
Siebenhaar leise warnend. Ruhig, Henschel! Die Frau
ist krank!
Frau Henschel die es gehört hat. Krank? War hot mich
denn krank gemacht? Ihr zweebeda: das Frofulk und Du.
Henschel. Nu mecht ich blos wissa ei aller Welt,
war Dir die Raupa hot ei a Kupp gesatzt? Das Madel
und ich? Do schla doch o glei a Gewitter nei! Mir
selda was miteinander han?
Frau Henschel. Brengst 'r nee Scherza und Bändla
miete?
Henschel aufs neue hilflos. Scherza und Bändla?
Frau Henschel. Ju, Scherza und Bändla. --
Henschel. Nu hiert 's doch uf.
Frau Henschel. Macht se ni alls immer schien
und gutt? Giebst Du 'r wull a biese Wort? Is se ni
schunn wie Frau eim Hause?
Henschel. Mutter, bis stille, sa ich dr bloßig!
Frau Henschel. Du mußt schweiga, weil de nischt
wißt! -- -- -- --
Siebenhaar am Bett. -- -- -- -- -- Frau Henschel,
nehmen Sie sich zusammen. Das ist ja doch rein aus
den Fingern gesogen.
Frau Henschel. Sie sein ni besser, Sie macha 's ni
andersch! Die arma Weiber, die giehn dra zu Grunde!

In weiches Weinen aufgelöst. Do miega se doch zu Grunde giehn.
Siebenhaar lacht kurz und ernst, tritt an den Tisch und öffnet resigniert
eine der Rotweinflaschen.
Henschel hat auf der Bettkante sich niedergelassen und begütigt nun.
Mutter! Mutter! Dreh Dich ock rim! Ich will dr a
2*
Siebenhaar leiſe warnend. Ruhig, Henſchel! Die Frau
iſt krank!
Frau Henſchel die es gehört hat. Krank? War hot mich
denn krank gemacht? Ihr zweebeda: das Frofulk und Du.
Henſchel. Nu mecht ich blos wiſſa ei aller Welt,
war Dir die Raupa hot ei a Kupp geſatzt? Das Madel
und ich? Do ſchla doch o glei a Gewitter nei! Mir
ſelda was miteinander han?
Frau Henſchel. Brengſt ’r nee Scherza und Bändla
miete?
Henſchel aufs neue hilflos. Scherza und Bändla?
Frau Henſchel. Ju, Scherza und Bändla. —
Henſchel. Nu hiert ’s doch uf.
Frau Henſchel. Macht ſe ni alls immer ſchien
und gutt? Giebſt Du ’r wull a bieſe Wort? Is ſe ni
ſchunn wie Frau eim Hauſe?
Henſchel. Mutter, bis ſtille, ſa ich dr bloßig!
Frau Henſchel. Du mußt ſchweiga, weil de niſcht
wißt! — — — —
Siebenhaar am Bett. — — — — — Frau Henſchel,
nehmen Sie ſich zuſammen. Das iſt ja doch rein aus
den Fingern geſogen.
Frau Henſchel. Sie ſein ni beſſer, Sie macha ’s ni
anderſch! Die arma Weiber, die giehn dra zu Grunde!

In weiches Weinen aufgelöſt. Do miega ſe doch zu Grunde giehn.
Siebenhaar lacht kurz und ernſt, tritt an den Tiſch und öffnet reſigniert
eine der Rotweinflaſchen.
Henſchel hat auf der Bettkante ſich niedergelaſſen und begütigt nun.
Mutter! Mutter! Dreh Dich ock rim! Ich will dr a
2*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0029" n="19"/>
        <sp who="#SIE">
          <speaker> <hi rendition="#b">Siebenhaar</hi> </speaker>
          <stage>lei&#x017F;e warnend.</stage>
          <p>Ruhig, Hen&#x017F;chel! Die Frau<lb/>
i&#x017F;t krank!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FHENSCHEL">
          <speaker> <hi rendition="#b">Frau Hen&#x017F;chel</hi> </speaker>
          <stage>die es gehört hat.</stage>
          <p>Krank? War hot mich<lb/>
denn krank gemacht? Ihr zweebeda: d<hi rendition="#aq">a</hi>s Frofulk und Du.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HENSCHEL">
          <speaker> <hi rendition="#b">Hen&#x017F;chel.</hi> </speaker>
          <p>Nu mecht ich blos wi&#x017F;&#x017F;a ei <hi rendition="#aq">a</hi>ller Welt,<lb/>
war Dir die Raupa hot ei a Kupp ge&#x017F;<hi rendition="#aq">a</hi>tzt? D<hi rendition="#aq">a</hi>s Madel<lb/>
und ich? Do &#x017F;chl<hi rendition="#aq">a</hi> doch o glei a Gewitter nei! Mir<lb/>
&#x017F;elda w<hi rendition="#aq">a</hi>s miteinander h<hi rendition="#aq">a</hi>n?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FHENSCHEL">
          <speaker> <hi rendition="#b">Frau Hen&#x017F;chel.</hi> </speaker>
          <p>Breng&#x017F;t &#x2019;r nee Scherza und Bändla<lb/>
miete?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HENSCHEL">
          <speaker> <hi rendition="#b">Hen&#x017F;chel</hi> </speaker>
          <stage>aufs neue hilflos.</stage>
          <p>Scherza und Bändla?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FHENSCHEL">
          <speaker> <hi rendition="#b">Frau Hen&#x017F;chel.</hi> </speaker>
          <p>Ju, Scherza und Bändla. &#x2014;</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HENSCHEL">
          <speaker> <hi rendition="#b">Hen&#x017F;chel.</hi> </speaker>
          <p>Nu hiert &#x2019;s doch uf.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FHENSCHEL">
          <speaker> <hi rendition="#b">Frau Hen&#x017F;chel.</hi> </speaker>
          <p>Macht &#x017F;e ni <hi rendition="#aq">a</hi>lls immer &#x017F;chien<lb/>
und gutt? Gieb&#x017F;t Du &#x2019;r wull a bie&#x017F;e Wort? Is &#x017F;e ni<lb/>
&#x017F;chunn wie Frau eim Hau&#x017F;e?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HENSCHEL">
          <speaker> <hi rendition="#b">Hen&#x017F;chel.</hi> </speaker>
          <p>Mutter, bis &#x017F;tille, &#x017F;<hi rendition="#aq">a</hi> ich dr bloßig!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FHENSCHEL">
          <speaker> <hi rendition="#b">Frau Hen&#x017F;chel.</hi> </speaker>
          <p><hi rendition="#g">Du</hi> mußt &#x017F;chweiga, weil de ni&#x017F;cht<lb/>
wißt! &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014;</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SIE">
          <speaker> <hi rendition="#b">Siebenhaar</hi> </speaker>
          <stage>am Bett.</stage>
          <p>&#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; Frau Hen&#x017F;chel,<lb/>
nehmen Sie &#x017F;ich zu&#x017F;ammen. Das i&#x017F;t ja doch rein aus<lb/>
den Fingern ge&#x017F;ogen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FHENSCHEL">
          <speaker> <hi rendition="#b">Frau Hen&#x017F;chel.</hi> </speaker>
          <p>Sie &#x017F;ein ni be&#x017F;&#x017F;er, Sie macha &#x2019;s ni<lb/>
ander&#x017F;ch! Die <hi rendition="#aq">a</hi>rma Weiber, die giehn dr<hi rendition="#aq">a</hi> zu Grunde!</p><lb/>
          <stage>In weiches Weinen aufgelö&#x017F;t.</stage>
          <p>Do miega &#x017F;e doch zu Grunde giehn.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SIE">
          <speaker> <hi rendition="#b">Siebenhaar</hi> </speaker>
          <stage>lacht kurz und ern&#x017F;t, tritt an den Ti&#x017F;ch und öffnet re&#x017F;igniert<lb/>
eine der Rotweinfla&#x017F;chen.</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HENSCHEL">
          <speaker> <hi rendition="#b">Hen&#x017F;chel</hi> </speaker>
          <stage>hat auf der Bettkante &#x017F;ich niedergela&#x017F;&#x017F;en und begütigt nun.</stage><lb/>
          <p>Mutter! Mutter! Dreh Dich ock rim! Ich will dr a<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">2*</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0029] Siebenhaar leiſe warnend. Ruhig, Henſchel! Die Frau iſt krank! Frau Henſchel die es gehört hat. Krank? War hot mich denn krank gemacht? Ihr zweebeda: das Frofulk und Du. Henſchel. Nu mecht ich blos wiſſa ei aller Welt, war Dir die Raupa hot ei a Kupp geſatzt? Das Madel und ich? Do ſchla doch o glei a Gewitter nei! Mir ſelda was miteinander han? Frau Henſchel. Brengſt ’r nee Scherza und Bändla miete? Henſchel aufs neue hilflos. Scherza und Bändla? Frau Henſchel. Ju, Scherza und Bändla. — Henſchel. Nu hiert ’s doch uf. Frau Henſchel. Macht ſe ni alls immer ſchien und gutt? Giebſt Du ’r wull a bieſe Wort? Is ſe ni ſchunn wie Frau eim Hauſe? Henſchel. Mutter, bis ſtille, ſa ich dr bloßig! Frau Henſchel. Du mußt ſchweiga, weil de niſcht wißt! — — — — Siebenhaar am Bett. — — — — — Frau Henſchel, nehmen Sie ſich zuſammen. Das iſt ja doch rein aus den Fingern geſogen. Frau Henſchel. Sie ſein ni beſſer, Sie macha ’s ni anderſch! Die arma Weiber, die giehn dra zu Grunde! In weiches Weinen aufgelöſt. Do miega ſe doch zu Grunde giehn. Siebenhaar lacht kurz und ernſt, tritt an den Tiſch und öffnet reſigniert eine der Rotweinflaſchen. Henſchel hat auf der Bettkante ſich niedergelaſſen und begütigt nun. Mutter! Mutter! Dreh Dich ock rim! Ich will dr a 2*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_henschel_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_henschel_1899/29
Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_henschel_1899/29>, abgerufen am 19.04.2024.