Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899.Kellergang und gegenüber auf eine Glasthür mit bunten Schei- ben; hinter ihr eine Holztreppe nach oben. Auf dieser Treppe brennt immer eine Gasflamme, sodaß die Scheiben durchleuchtet sind. Es ist Mitte Februar und im Freien stürmisch. Franz, ein junger Kerl in einfacher Kutscherlivree, zum Ausfahren fertig, guckt herein. Franz. Hanne! Hanne. Nu? Franz. Schläft de Henscheln? Hanne. Was*) denn suste? Mach ock ni Lärm. Franz. Die Thieren schlan wull genung ein Hause! Wenn se dodervone nich ufwacht --! Ich far uf Walm- brich mit 'm Kutschwane. Hanne. War fährt denn mite? Franz. De Madam; eikefa! zum Gebortstich. Hanne. War hot denn Gebortstich? Franz. Korlchen! Hanne. Die hon o asu a bißla Zucht. De Fare eisponn wega dan tumma Junga; bei su am Water uf Walmbrich reesa! Franz. Ich ha ju a Pelz! Hanne. Die wissa reen gar nee, wie se's sulln naus- schmeißa 's Geld, mir missa ins obrackern! Der Tierarzt Grunert erscheint, langsam suchend, hinten im Gange; ein kleiner Mann im schwarzen Schafpelz, mit Baschlik- mütze und langen Stiefeln. Er schlägt mit dem Peitschenstiel gegen die Thürumrahmung, um sich bemerklich zu machen. *) Das a wird lang und mit einem kaum hörbaren Vorschlag
von o gesprochen. Kellergang und gegenüber auf eine Glasthür mit bunten Schei- ben; hinter ihr eine Holztreppe nach oben. Auf dieſer Treppe brennt immer eine Gasflamme, ſodaß die Scheiben durchleuchtet ſind. Es iſt Mitte Februar und im Freien ſtürmiſch. Franz, ein junger Kerl in einfacher Kutſcherlivrée, zum Ausfahren fertig, guckt herein. Franz. Hanne! Hanne. Nu? Franz. Schläft de Henſcheln? Hanne. Was*) denn ſuſte? Mach ock ni Lärm. Franz. Die Thieren ſchlan wull genung ein Hauſe! Wenn ſe dodervone nich ufwacht —! Ich far uf Walm- brich mit ’m Kutſchwane. Hanne. War fährt denn mite? Franz. De Madam; eikefa! zum Gebortstich. Hanne. War hot denn Gebortstich? Franz. Korlchen! Hanne. Die hon o aſu a bißla Zucht. De Fare eiſponn wega dan tumma Junga; bei ſu am Water uf Walmbrich reeſa! Franz. Ich ha ju a Pelz! Hanne. Die wiſſa reen gar nee, wie ſe’s ſulln naus- ſchmeißa ’s Geld, mir miſſa ins obrackern! Der Tierarzt Grunert erſcheint, langſam ſuchend, hinten im Gange; ein kleiner Mann im ſchwarzen Schafpelz, mit Baſchlik- mütze und langen Stiefeln. Er ſchlägt mit dem Peitſchenſtiel gegen die Thürumrahmung, um ſich bemerklich zu machen. *) Das a wird lang und mit einem kaum hörbaren Vorſchlag
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Kellergang und gegenüber auf eine Glasthür mit bunten Schei-
ben; hinter ihr eine Holztreppe nach oben. Auf dieſer Treppe
brennt immer eine Gasflamme, ſodaß die Scheiben durchleuchtet
ſind. Es iſt Mitte Februar und im Freien ſtürmiſch.
Franz, ein junger Kerl in einfacher Kutſcherlivrée, zum
Ausfahren fertig, guckt herein.
Franz. Hanne!
Hanne. Nu?
Franz. Schläft de Henſcheln?
Hanne. Was *) denn ſuſte? Mach ock ni Lärm.
Franz. Die Thieren ſchlan wull genung ein Hauſe!
Wenn ſe dodervone nich ufwacht —! Ich far uf Walm-
brich mit ’m Kutſchwane.
Hanne. War fährt denn mite?
Franz. De Madam; eikefa! zum Gebortstich.
Hanne. War hot denn Gebortstich?
Franz. Korlchen!
Hanne. Die hon o aſu a bißla Zucht. De Fare
eiſponn wega dan tumma Junga; bei ſu am Water uf
Walmbrich reeſa!
Franz. Ich ha ju a Pelz!
Hanne. Die wiſſa reen gar nee, wie ſe’s ſulln naus-
ſchmeißa ’s Geld, mir miſſa ins obrackern!
Der Tierarzt Grunert erſcheint, langſam ſuchend, hinten
im Gange; ein kleiner Mann im ſchwarzen Schafpelz, mit Baſchlik-
mütze und langen Stiefeln. Er ſchlägt mit dem Peitſchenſtiel
gegen die Thürumrahmung, um ſich bemerklich zu machen.
*) Das a wird lang und mit einem kaum hörbaren Vorſchlag
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Zitationshilfe: | Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_henschel_1899/12>, abgerufen am 07.07.2024. |