Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite
Henschel. Aber die denka, 's labt vo dr Luft, a will
m'r wieder vom Fuhrlohne abdricka.
Hauffe. A sate o iber mich a su was.
Frau Henschel. Dr Brunninspekter?
Henschel. Nu, war denn suste! Aber fer das Mol
kimmt a nee a.
Frau Henschel. Nee, aber Ihr Leute, nu hierts doch
vunt uf; wu sull'n ock mir blein, bei da schlechta Zeita.
Hanne. Dr Chausseeufseher is do gewast. Ihr sullt
glee murne Gespanne schicka, a de gruße Walze. Se sein
ei dr Hingerharte itzunder.
Die Treppe, hinter der Glasthür herunter, kommt Herr
Siebenhaar (Anfang der Vierziger); er ist auf das sorgfältigste
gekleidet. Schwarzer Tuchrock, weiße Weste, helle, englische Bein-
kleider; Eleganz aus dem Ende der sechziger Jahre. Die schon
ergrauten Haupthaare bilden nur noch einen wohlgeordneten
Kranz, der Schnurrbart dagegen ist üppig und dunkelblond.
Siebenhaar trägt eine goldne Brille und nimmt, wenn er scharf
zusehen will, ein ebenfalls goldnes Pincenez zu Hülfe, welches
er meist hinter den Brillengläsern aufsetzt; er stellt einen intelli-
genten Typus dar.
Siebenhaar tritt, in der Rechten einen Blechleuchter mit unangezündetem
Licht und ein Schlüsselbund, gegen die offene Stubenthür und späht, die Linke
über die empfindlichen Augen haltend, herein.
Ist Henschel schon da?
Henschel. Jawull, Herr Siebenhar!
Siebenhaar. Na, Sie essen ja grade. Ich habe im
Keller was zu thun. Wir können das ja dann nachher
besprechen.
Henschel. Nee, nee, wegen menner! Vor mir! Ich
bin fertig.
Henſchel. Aber die denka, ’s labt vo dr Luft, a will
m’r wieder vom Fuhrlohne abdricka.
Hauffe. A ſate o iber mich a ſu was.
Frau Henſchel. Dr Brunninſpekter?
Henſchel. Nu, war denn ſuſte! Aber fer das Mol
kimmt a nee a.
Frau Henſchel. Nee, aber Ihr Leute, nu hierts doch
vunt uf; wu ſull’n ock mir blein, bei da ſchlechta Zeita.
Hanne. Dr Chauſſeeufſeher is do gewaſt. Ihr ſullt
glee murne Geſpanne ſchicka, a de gruße Walze. Se ſein
ei dr Hingerharte itzunder.
Die Treppe, hinter der Glasthür herunter, kommt Herr
Siebenhaar (Anfang der Vierziger); er iſt auf das ſorgfältigſte
gekleidet. Schwarzer Tuchrock, weiße Weſte, helle, engliſche Bein-
kleider; Eleganz aus dem Ende der ſechziger Jahre. Die ſchon
ergrauten Haupthaare bilden nur noch einen wohlgeordneten
Kranz, der Schnurrbart dagegen iſt üppig und dunkelblond.
Siebenhaar trägt eine goldne Brille und nimmt, wenn er ſcharf
zuſehen will, ein ebenfalls goldnes Pincenez zu Hülfe, welches
er meiſt hinter den Brillengläſern aufſetzt; er ſtellt einen intelli-
genten Typus dar.
Siebenhaar tritt, in der Rechten einen Blechleuchter mit unangezündetem
Licht und ein Schlüſſelbund, gegen die offene Stubenthür und ſpäht, die Linke
über die empfindlichen Augen haltend, herein.
Iſt Henſchel ſchon da?
Henſchel. Jawull, Herr Siebenhar!
Siebenhaar. Na, Sie eſſen ja grade. Ich habe im
Keller was zu thun. Wir können das ja dann nachher
beſprechen.
Henſchel. Nee, nee, wegen menner! Vor mir! Ich
bin fertig.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0020" n="10"/>
        <sp who="#HENSCHEL">
          <speaker> <hi rendition="#b">Hen&#x017F;chel.</hi> </speaker>
          <p><hi rendition="#aq">A</hi>ber die denka, &#x2019;s labt vo dr Luft, a will<lb/>
m&#x2019;r wieder vom Fuhrlohne <hi rendition="#aq">a</hi>bdricka.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HAU">
          <speaker> <hi rendition="#b">Hauffe.</hi> </speaker>
          <p>A &#x017F;<hi rendition="#aq">a</hi>te o iber mich a &#x017F;u w<hi rendition="#aq">a</hi>s.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FHENSCHEL">
          <speaker> <hi rendition="#b">Frau Hen&#x017F;chel.</hi> </speaker>
          <p>Dr Brunnin&#x017F;pekter?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HENSCHEL">
          <speaker> <hi rendition="#b">Hen&#x017F;chel.</hi> </speaker>
          <p>Nu, war denn &#x017F;u&#x017F;te! <hi rendition="#aq">A</hi>ber fer d<hi rendition="#aq">a</hi>s Mol<lb/>
kimmt a nee <hi rendition="#aq">a</hi>.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FHENSCHEL">
          <speaker> <hi rendition="#b">Frau Hen&#x017F;chel.</hi> </speaker>
          <p>Nee, <hi rendition="#aq">a</hi>ber Ihr Leute, nu hierts doch<lb/>
vunt uf; wu &#x017F;ull&#x2019;n ock mir blein, bei da &#x017F;chlechta Zeita.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HAN">
          <speaker> <hi rendition="#b">Hanne.</hi> </speaker>
          <p>Dr Chau&#x017F;&#x017F;eeuf&#x017F;eher is do gewa&#x017F;t. Ihr &#x017F;ullt<lb/>
glee murne Ge&#x017F;p<hi rendition="#aq">a</hi>nne &#x017F;chicka, <hi rendition="#aq">a</hi> de gruße Walze. Se &#x017F;ein<lb/>
ei dr Hingerh<hi rendition="#aq">a</hi>rte itzunder.</p>
        </sp><lb/>
        <stage>Die Treppe, hinter der Glasthür herunter, kommt Herr<lb/><hi rendition="#b">Siebenhaar</hi> (Anfang der Vierziger); er i&#x017F;t auf das &#x017F;orgfältig&#x017F;te<lb/>
gekleidet. Schwarzer Tuchrock, weiße We&#x017F;te, helle, engli&#x017F;che Bein-<lb/>
kleider; Eleganz aus dem Ende der &#x017F;echziger Jahre. Die &#x017F;chon<lb/>
ergrauten Haupthaare bilden nur noch einen wohlgeordneten<lb/>
Kranz, der Schnurrbart dagegen i&#x017F;t üppig und dunkelblond.<lb/>
Siebenhaar trägt eine goldne Brille und nimmt, wenn er &#x017F;charf<lb/>
zu&#x017F;ehen will, ein ebenfalls goldnes Pincenez zu Hülfe, welches<lb/>
er mei&#x017F;t hinter den Brillenglä&#x017F;ern auf&#x017F;etzt; er &#x017F;tellt einen intelli-<lb/>
genten Typus dar.</stage><lb/>
        <sp who="#SIE">
          <speaker> <hi rendition="#b">Siebenhaar</hi> </speaker>
          <stage>tritt, in der Rechten einen Blechleuchter mit unangezündetem<lb/>
Licht und ein Schlü&#x017F;&#x017F;elbund, gegen die offene Stubenthür und &#x017F;päht, die Linke<lb/>
über die empfindlichen Augen haltend, herein.</stage>
          <p>I&#x017F;t Hen&#x017F;chel &#x017F;chon da?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HENSCHEL">
          <speaker> <hi rendition="#b">Hen&#x017F;chel.</hi> </speaker>
          <p>Jawull, Herr Siebenh<hi rendition="#aq">a</hi>r!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SIE">
          <speaker> <hi rendition="#b">Siebenhaar.</hi> </speaker>
          <p>Na, Sie e&#x017F;&#x017F;en ja grade. Ich habe im<lb/>
Keller was zu thun. Wir können das ja dann nachher<lb/>
be&#x017F;prechen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HENSCHEL">
          <speaker> <hi rendition="#b">Hen&#x017F;chel.</hi> </speaker>
          <p>Nee, nee, wegen menner! Vor mir! Ich<lb/>
bin fertig.</p>
        </sp><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0020] Henſchel. Aber die denka, ’s labt vo dr Luft, a will m’r wieder vom Fuhrlohne abdricka. Hauffe. A ſate o iber mich a ſu was. Frau Henſchel. Dr Brunninſpekter? Henſchel. Nu, war denn ſuſte! Aber fer das Mol kimmt a nee a. Frau Henſchel. Nee, aber Ihr Leute, nu hierts doch vunt uf; wu ſull’n ock mir blein, bei da ſchlechta Zeita. Hanne. Dr Chauſſeeufſeher is do gewaſt. Ihr ſullt glee murne Geſpanne ſchicka, a de gruße Walze. Se ſein ei dr Hingerharte itzunder. Die Treppe, hinter der Glasthür herunter, kommt Herr Siebenhaar (Anfang der Vierziger); er iſt auf das ſorgfältigſte gekleidet. Schwarzer Tuchrock, weiße Weſte, helle, engliſche Bein- kleider; Eleganz aus dem Ende der ſechziger Jahre. Die ſchon ergrauten Haupthaare bilden nur noch einen wohlgeordneten Kranz, der Schnurrbart dagegen iſt üppig und dunkelblond. Siebenhaar trägt eine goldne Brille und nimmt, wenn er ſcharf zuſehen will, ein ebenfalls goldnes Pincenez zu Hülfe, welches er meiſt hinter den Brillengläſern aufſetzt; er ſtellt einen intelli- genten Typus dar. Siebenhaar tritt, in der Rechten einen Blechleuchter mit unangezündetem Licht und ein Schlüſſelbund, gegen die offene Stubenthür und ſpäht, die Linke über die empfindlichen Augen haltend, herein. Iſt Henſchel ſchon da? Henſchel. Jawull, Herr Siebenhar! Siebenhaar. Na, Sie eſſen ja grade. Ich habe im Keller was zu thun. Wir können das ja dann nachher beſprechen. Henſchel. Nee, nee, wegen menner! Vor mir! Ich bin fertig.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_henschel_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_henschel_1899/20
Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_henschel_1899/20>, abgerufen am 27.12.2024.