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Hauptmann, Gerhart: Der Apostel. Bahnwärter Thiel. Novellistische Studien. Berlin, 1892.

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Zwei rote, runde Lichter durchdrangen wie
die Glotzaugen eines riesigen Ungetüms die
Dunkelheit. Ein blutiger Schein ging vor
ihnen her, der dir Regentropfen in seinem Be¬
reich in Blutstropfen verwandelte. Es war, als
fiele ein Blutregen vom Himmel.

Thiel fühlte ein Grauen, und je näher der
Zug kam, eine um so größere Angst; Traum
und Wirklichkeit verschmolzen ihm in eins.
Noch immer sah er das wandernde Weib
auf den Schienen, und seine Hand irrte nach
der Patronentasche, als habe er die Absicht, den
rasenden Zug zum Stehen zu bringen. Zum
Glück war es zu spät, denn schon flirrte es vor
Thiels Augen von Lichtern und der Zug raste
vorüber.

Den übrigen Teil der Nacht fand Thiel
wenig Ruhe mehr in seinem Dienst. Es drängte
ihn daheim zu sein. Er sehnte sich, Tobiäschen
wiederzusehen. Es war ihm zu Mute, als sei
er durch Jahre von ihm getrennt gewesen, zu¬
letzt war er in steigender Bekümmernis um das
Befinden des Jungen mehrmals versucht, den
Dienst zu verlassen.

Um die Zeit hinzubringen, beschloß Thiel,

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Zwei rote, runde Lichter durchdrangen wie
die Glotzaugen eines rieſigen Ungetüms die
Dunkelheit. Ein blutiger Schein ging vor
ihnen her, der dir Regentropfen in ſeinem Be¬
reich in Blutstropfen verwandelte. Es war, als
fiele ein Blutregen vom Himmel.

Thiel fühlte ein Grauen, und je näher der
Zug kam, eine um ſo größere Angſt; Traum
und Wirklichkeit verſchmolzen ihm in eins.
Noch immer ſah er das wandernde Weib
auf den Schienen, und ſeine Hand irrte nach
der Patronentaſche, als habe er die Abſicht, den
raſenden Zug zum Stehen zu bringen. Zum
Glück war es zu ſpät, denn ſchon flirrte es vor
Thiels Augen von Lichtern und der Zug raſte
vorüber.

Den übrigen Teil der Nacht fand Thiel
wenig Ruhe mehr in ſeinem Dienſt. Es drängte
ihn daheim zu ſein. Er ſehnte ſich, Tobiäſchen
wiederzuſehen. Es war ihm zu Mute, als ſei
er durch Jahre von ihm getrennt geweſen, zu¬
letzt war er in ſteigender Bekümmernis um das
Befinden des Jungen mehrmals verſucht, den
Dienſt zu verlaſſen.

Um die Zeit hinzubringen, beſchloß Thiel,

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[35/0047] Zwei rote, runde Lichter durchdrangen wie die Glotzaugen eines rieſigen Ungetüms die Dunkelheit. Ein blutiger Schein ging vor ihnen her, der dir Regentropfen in ſeinem Be¬ reich in Blutstropfen verwandelte. Es war, als fiele ein Blutregen vom Himmel. Thiel fühlte ein Grauen, und je näher der Zug kam, eine um ſo größere Angſt; Traum und Wirklichkeit verſchmolzen ihm in eins. Noch immer ſah er das wandernde Weib auf den Schienen, und ſeine Hand irrte nach der Patronentaſche, als habe er die Abſicht, den raſenden Zug zum Stehen zu bringen. Zum Glück war es zu ſpät, denn ſchon flirrte es vor Thiels Augen von Lichtern und der Zug raſte vorüber. Den übrigen Teil der Nacht fand Thiel wenig Ruhe mehr in ſeinem Dienſt. Es drängte ihn daheim zu ſein. Er ſehnte ſich, Tobiäſchen wiederzuſehen. Es war ihm zu Mute, als ſei er durch Jahre von ihm getrennt geweſen, zu¬ letzt war er in ſteigender Bekümmernis um das Befinden des Jungen mehrmals verſucht, den Dienſt zu verlaſſen. Um die Zeit hinzubringen, beſchloß Thiel, 3*

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Der Apostel. Bahnwärter Thiel. Novellistische Studien. Berlin, 1892, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_bahnwaerter_1892/47>, abgerufen am 22.11.2024.