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Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Ratskeller. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 117–197. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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und bei der Seele umsonst anfragten, die einige Straßen weiter auf Unserer lieben Frauen Kirchhof nachtwandelte.

Aber das that mir wehe, daß mich die guten Gesellen für ein Murmelthier hielten und dem Drang nach Schlaf zuschrieben, was aus Freude am Wachen geschah. O nur du, ehrlicher Hermann, wußtest es mehr zu würdigen! Hörte ich denn nicht, wie du unten auf dem Domhof sagtest: Schlaf ist es nicht, denn seine Augen leuchten. Aber entweder hat er wieder zu viel oder zu wenig Wein getrunken, das heißt, er trinkt noch welchen und -- alleine.

Wer verlieh dir denn diese prophetische Kraft? oder konntest du ahnen, daß meine Augen wacker waren, weil sie heute Nacht alten Rheinwein schauen sollten? konntest du wissen, daß ich gerade heute von dem Patent und Erlaubnißschein, vom Rathe auf meine Person ausgestellt, Gebrauch machen werde, um die Rose und eure zwölf Apostel zu begrüßen? Und überdies, war denn heute nicht mein Schalttag?

Meines Erachtens ist es keine üble Gewohnheit, die ich von meinem Großvater angenommen, nämlich hie und da Einschnitte zu machen in den Baum des Jahres und sinnend dabei zu verweilen. Wenn der Mensch nur Neujahr und Ostern, nur Christfest oder Pfingsten feiert, so kommen ihm endlich diese Ruhepunkte in der Geschichte seines Lebens so alltäglich vor, daß er darüber hinweg gleitet ohne Erinnerung. Und doch ist

und bei der Seele umsonst anfragten, die einige Straßen weiter auf Unserer lieben Frauen Kirchhof nachtwandelte.

Aber das that mir wehe, daß mich die guten Gesellen für ein Murmelthier hielten und dem Drang nach Schlaf zuschrieben, was aus Freude am Wachen geschah. O nur du, ehrlicher Hermann, wußtest es mehr zu würdigen! Hörte ich denn nicht, wie du unten auf dem Domhof sagtest: Schlaf ist es nicht, denn seine Augen leuchten. Aber entweder hat er wieder zu viel oder zu wenig Wein getrunken, das heißt, er trinkt noch welchen und — alleine.

Wer verlieh dir denn diese prophetische Kraft? oder konntest du ahnen, daß meine Augen wacker waren, weil sie heute Nacht alten Rheinwein schauen sollten? konntest du wissen, daß ich gerade heute von dem Patent und Erlaubnißschein, vom Rathe auf meine Person ausgestellt, Gebrauch machen werde, um die Rose und eure zwölf Apostel zu begrüßen? Und überdies, war denn heute nicht mein Schalttag?

Meines Erachtens ist es keine üble Gewohnheit, die ich von meinem Großvater angenommen, nämlich hie und da Einschnitte zu machen in den Baum des Jahres und sinnend dabei zu verweilen. Wenn der Mensch nur Neujahr und Ostern, nur Christfest oder Pfingsten feiert, so kommen ihm endlich diese Ruhepunkte in der Geschichte seines Lebens so alltäglich vor, daß er darüber hinweg gleitet ohne Erinnerung. Und doch ist

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:05:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:05:53Z)

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Zitationshilfe: Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Ratskeller. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 117–197. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_ratskeller_1910/8>, abgerufen am 23.11.2024.