Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Ratskeller. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 117–197. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Was? schrie der Hölzerne und trank im Zorn einige Maß Wein, was? mit dem jungen Fant von 1726 willst du dich abgeben, Röschen? Pfui, schäme dich; was mein nacktes Kostüm betrifft, Herr Naseweis, so kann ich eben so gut, wie Er, eine Perrücke aufsetzen, einen Degen an die Seite stecken; aber ich trage mich so, weil ich Feuer im Leibe habe und mich nicht friert im Keller. Und was Sie da sagt, Jungfer Rose, mit den Französinnen, so ist es gänzlich erlogen. Besucht habe ich sie zuweilen und mich an ihrem Geiste erlustirt, aber weiter gar nichts; dir bin ich treu, liebster Schatz, und dir gehört mein Herz. Eine schöne Treue, Gott erbarm's! erwiderte die Dame, was hört man nur aus Spanien, wie Ihr es dort mit dem Frauenzimmer habt? Von der süßlichen Metze, der Teres, will ich gar nichts sagen, das ist eine bekannte Geschichte, aber wie ist es denn mit der Jungfer Dentilla di Rota und mit der von San Lucas? Und dann mit der Sennora Ximenes? Alle Teufel, ihr treibt die Eifersucht auch gar zu weit! rief er ärgerlich, man kann doch alte Verbindungen nicht ganz aufgeben. Und was die Sennora Ximenes betrifft, so seid Ihr sehr ungerecht, ich besuche sie ja nur aus Freundschaft für Euch, weil sie Eure Verwandte ist. Was macht Ihr da für Fabeln? unsere Verwandte? murmelten Rose und die Zwölfe untereinander, wie das? Was? schrie der Hölzerne und trank im Zorn einige Maß Wein, was? mit dem jungen Fant von 1726 willst du dich abgeben, Röschen? Pfui, schäme dich; was mein nacktes Kostüm betrifft, Herr Naseweis, so kann ich eben so gut, wie Er, eine Perrücke aufsetzen, einen Degen an die Seite stecken; aber ich trage mich so, weil ich Feuer im Leibe habe und mich nicht friert im Keller. Und was Sie da sagt, Jungfer Rose, mit den Französinnen, so ist es gänzlich erlogen. Besucht habe ich sie zuweilen und mich an ihrem Geiste erlustirt, aber weiter gar nichts; dir bin ich treu, liebster Schatz, und dir gehört mein Herz. Eine schöne Treue, Gott erbarm's! erwiderte die Dame, was hört man nur aus Spanien, wie Ihr es dort mit dem Frauenzimmer habt? Von der süßlichen Metze, der Teres, will ich gar nichts sagen, das ist eine bekannte Geschichte, aber wie ist es denn mit der Jungfer Dentilla di Rota und mit der von San Lucas? Und dann mit der Señora Ximenes? Alle Teufel, ihr treibt die Eifersucht auch gar zu weit! rief er ärgerlich, man kann doch alte Verbindungen nicht ganz aufgeben. Und was die Señora Ximenes betrifft, so seid Ihr sehr ungerecht, ich besuche sie ja nur aus Freundschaft für Euch, weil sie Eure Verwandte ist. Was macht Ihr da für Fabeln? unsere Verwandte? murmelten Rose und die Zwölfe untereinander, wie das? <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="3"> <pb facs="#f0042"/> <p>Was? schrie der Hölzerne und trank im Zorn einige Maß Wein, was? mit dem jungen Fant von 1726 willst du dich abgeben, Röschen? Pfui, schäme dich; was mein nacktes Kostüm betrifft, Herr Naseweis, so kann ich eben so gut, wie Er, eine Perrücke aufsetzen, einen Degen an die Seite stecken; aber ich trage mich so, weil ich Feuer im Leibe habe und mich nicht friert im Keller. Und was Sie da sagt, Jungfer Rose, mit den Französinnen, so ist es gänzlich erlogen. Besucht habe ich sie zuweilen und mich an ihrem Geiste erlustirt, aber weiter gar nichts; dir bin ich treu, liebster Schatz, und dir gehört mein Herz.</p><lb/> <p>Eine schöne Treue, Gott erbarm's! erwiderte die Dame, was hört man nur aus Spanien, wie Ihr es dort mit dem Frauenzimmer habt? Von der süßlichen Metze, der Teres, will ich gar nichts sagen, das ist eine bekannte Geschichte, aber wie ist es denn mit der Jungfer Dentilla di Rota und mit der von San Lucas? Und dann mit der Señora Ximenes?</p><lb/> <p>Alle Teufel, ihr treibt die Eifersucht auch gar zu weit! rief er ärgerlich, man kann doch alte Verbindungen nicht ganz aufgeben. Und was die Señora Ximenes betrifft, so seid Ihr sehr ungerecht, ich besuche sie ja nur aus Freundschaft für Euch, weil sie Eure Verwandte ist.</p><lb/> <p>Was macht Ihr da für Fabeln? unsere Verwandte? murmelten Rose und die Zwölfe untereinander, wie das?</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0042]
Was? schrie der Hölzerne und trank im Zorn einige Maß Wein, was? mit dem jungen Fant von 1726 willst du dich abgeben, Röschen? Pfui, schäme dich; was mein nacktes Kostüm betrifft, Herr Naseweis, so kann ich eben so gut, wie Er, eine Perrücke aufsetzen, einen Degen an die Seite stecken; aber ich trage mich so, weil ich Feuer im Leibe habe und mich nicht friert im Keller. Und was Sie da sagt, Jungfer Rose, mit den Französinnen, so ist es gänzlich erlogen. Besucht habe ich sie zuweilen und mich an ihrem Geiste erlustirt, aber weiter gar nichts; dir bin ich treu, liebster Schatz, und dir gehört mein Herz.
Eine schöne Treue, Gott erbarm's! erwiderte die Dame, was hört man nur aus Spanien, wie Ihr es dort mit dem Frauenzimmer habt? Von der süßlichen Metze, der Teres, will ich gar nichts sagen, das ist eine bekannte Geschichte, aber wie ist es denn mit der Jungfer Dentilla di Rota und mit der von San Lucas? Und dann mit der Señora Ximenes?
Alle Teufel, ihr treibt die Eifersucht auch gar zu weit! rief er ärgerlich, man kann doch alte Verbindungen nicht ganz aufgeben. Und was die Señora Ximenes betrifft, so seid Ihr sehr ungerecht, ich besuche sie ja nur aus Freundschaft für Euch, weil sie Eure Verwandte ist.
Was macht Ihr da für Fabeln? unsere Verwandte? murmelten Rose und die Zwölfe untereinander, wie das?
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Zitationshilfe: | Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Ratskeller. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 117–197. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_ratskeller_1910/42>, abgerufen am 22.07.2024. |