Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

und herlaufen und einschenken, denn der Wein
verschwand von dem Tisch als wäre er in den
Sand gegossen worden. So geschah es, daß
die Gäste nacheinander den ganzen Rath unter
den Tisch tranken bis auf Einen."

"Dieser Eine aber war ein großer starker
Mann, mit Namens Walther, von wel¬
chem man allerlei sprach in Bremen, und
wäre er nicht im Rath gesessen, man hätte
ihn längst böser Künste und Zauberei ange¬
klagt. Herr Walther war seines Zeichens ei¬
gentlich ein Zirkelschmidt gewesen, hatte sich
aber hervorgethan in seiner Gilde, war unter
die Aeltermänner gekommen und nachher in
den Senat. Dieser hielt aus bei den Gästen,
trank zweimal soviel als beide, so daß ihnen
ganz unheimlich wurde, denn er war so ver¬
ständig, wie zuvor, während der Hauptmann
schon trübe Augen bekam und glaubte, es gehe
ihm ein Rad im Kopf herum. So oft der

und herlaufen und einſchenken, denn der Wein
verſchwand von dem Tiſch als waͤre er in den
Sand gegoſſen worden. So geſchah es, daß
die Gaͤſte nacheinander den ganzen Rath unter
den Tiſch tranken bis auf Einen.“

„Dieſer Eine aber war ein großer ſtarker
Mann, mit Namens Walther, von wel¬
chem man allerlei ſprach in Bremen, und
waͤre er nicht im Rath geſeſſen, man haͤtte
ihn laͤngſt boͤſer Kuͤnſte und Zauberei ange¬
klagt. Herr Walther war ſeines Zeichens ei¬
gentlich ein Zirkelſchmidt geweſen, hatte ſich
aber hervorgethan in ſeiner Gilde, war unter
die Aeltermaͤnner gekommen und nachher in
den Senat. Dieſer hielt aus bei den Gaͤſten,
trank zweimal ſoviel als beide, ſo daß ihnen
ganz unheimlich wurde, denn er war ſo ver¬
ſtaͤndig, wie zuvor, waͤhrend der Hauptmann
ſchon truͤbe Augen bekam und glaubte, es gehe
ihm ein Rad im Kopf herum. So oft der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0090" n="84"/>
und herlaufen und ein&#x017F;chenken, denn der Wein<lb/>
ver&#x017F;chwand von dem Ti&#x017F;ch als wa&#x0364;re er in den<lb/>
Sand gego&#x017F;&#x017F;en worden. So ge&#x017F;chah es, daß<lb/>
die Ga&#x0364;&#x017F;te nacheinander den ganzen Rath unter<lb/>
den Ti&#x017F;ch tranken bis auf Einen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Die&#x017F;er Eine aber war ein großer &#x017F;tarker<lb/>
Mann, mit Namens <hi rendition="#g">Walther</hi>, von wel¬<lb/>
chem man allerlei &#x017F;prach in Bremen, und<lb/>
wa&#x0364;re er nicht im Rath ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en, man ha&#x0364;tte<lb/>
ihn la&#x0364;ng&#x017F;t bo&#x0364;&#x017F;er Ku&#x0364;n&#x017F;te und Zauberei ange¬<lb/>
klagt. Herr Walther war &#x017F;eines Zeichens ei¬<lb/>
gentlich ein Zirkel&#x017F;chmidt gewe&#x017F;en, hatte &#x017F;ich<lb/>
aber hervorgethan in &#x017F;einer Gilde, war unter<lb/>
die Aelterma&#x0364;nner gekommen und nachher in<lb/>
den Senat. Die&#x017F;er hielt aus bei den Ga&#x0364;&#x017F;ten,<lb/>
trank zweimal &#x017F;oviel als beide, &#x017F;o daß ihnen<lb/>
ganz unheimlich wurde, denn er war &#x017F;o ver¬<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndig, wie zuvor, wa&#x0364;hrend der Hauptmann<lb/>
&#x017F;chon tru&#x0364;be Augen bekam und glaubte, es gehe<lb/>
ihm ein Rad im Kopf herum. So oft der<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0090] und herlaufen und einſchenken, denn der Wein verſchwand von dem Tiſch als waͤre er in den Sand gegoſſen worden. So geſchah es, daß die Gaͤſte nacheinander den ganzen Rath unter den Tiſch tranken bis auf Einen.“ „Dieſer Eine aber war ein großer ſtarker Mann, mit Namens Walther, von wel¬ chem man allerlei ſprach in Bremen, und waͤre er nicht im Rath geſeſſen, man haͤtte ihn laͤngſt boͤſer Kuͤnſte und Zauberei ange¬ klagt. Herr Walther war ſeines Zeichens ei¬ gentlich ein Zirkelſchmidt geweſen, hatte ſich aber hervorgethan in ſeiner Gilde, war unter die Aeltermaͤnner gekommen und nachher in den Senat. Dieſer hielt aus bei den Gaͤſten, trank zweimal ſoviel als beide, ſo daß ihnen ganz unheimlich wurde, denn er war ſo ver¬ ſtaͤndig, wie zuvor, waͤhrend der Hauptmann ſchon truͤbe Augen bekam und glaubte, es gehe ihm ein Rad im Kopf herum. So oft der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/90
Zitationshilfe: Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/90>, abgerufen am 04.05.2024.