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Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827.

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Ohnegrund, kann es aber noch besser." Da
schickte der König auch nach Balthasar Ohne¬
grund, dem Knecht des Hauptmann Gutkunst,
und war der Herr schon blaß gewesen und ma¬
ger, so war es der Diener noch mehr, der ganz
aschenfarb aussah, als hätt' er sein Lebenlang
Wasser getrunken."

"Da ließ nun der König den Hauptmann
und Ohnegrund, den Reitknecht, in ein Zelt
setzen und einige Fäßlein alten Hochheimer
und Nierensteiner anfahren, und wollte haben,
die beiden sollten sich eichen lassen. Sie tran¬
ken von Morgens eilf Uhr bis Abends vier Uhr
ein Imi Hochheimer und anderthalb Imi Nie¬
rensteiner, und der König ging voll Verwunde¬
rung zu ihnen ins Zelt, um zu sehen, wie es
mit ihnen stehe. Die beiden Gesellen waren
aber wohl auf und der Hauptmann sagte: "so,
jetzt will ich einmal die Degenkuppel abschnal¬

Ohnegrund, kann es aber noch beſſer.“ Da
ſchickte der Koͤnig auch nach Balthaſar Ohne¬
grund, dem Knecht des Hauptmann Gutkunſt,
und war der Herr ſchon blaß geweſen und ma¬
ger, ſo war es der Diener noch mehr, der ganz
aſchenfarb ausſah, als haͤtt' er ſein Lebenlang
Waſſer getrunken.“

„Da ließ nun der Koͤnig den Hauptmann
und Ohnegrund, den Reitknecht, in ein Zelt
ſetzen und einige Faͤßlein alten Hochheimer
und Nierenſteiner anfahren, und wollte haben,
die beiden ſollten ſich eichen laſſen. Sie tran¬
ken von Morgens eilf Uhr bis Abends vier Uhr
ein Imi Hochheimer und anderthalb Imi Nie¬
renſteiner, und der Koͤnig ging voll Verwunde¬
rung zu ihnen ins Zelt, um zu ſehen, wie es
mit ihnen ſtehe. Die beiden Geſellen waren
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[79/0085] Ohnegrund, kann es aber noch beſſer.“ Da ſchickte der Koͤnig auch nach Balthaſar Ohne¬ grund, dem Knecht des Hauptmann Gutkunſt, und war der Herr ſchon blaß geweſen und ma¬ ger, ſo war es der Diener noch mehr, der ganz aſchenfarb ausſah, als haͤtt' er ſein Lebenlang Waſſer getrunken.“ „Da ließ nun der Koͤnig den Hauptmann und Ohnegrund, den Reitknecht, in ein Zelt ſetzen und einige Faͤßlein alten Hochheimer und Nierenſteiner anfahren, und wollte haben, die beiden ſollten ſich eichen laſſen. Sie tran¬ ken von Morgens eilf Uhr bis Abends vier Uhr ein Imi Hochheimer und anderthalb Imi Nie¬ renſteiner, und der Koͤnig ging voll Verwunde¬ rung zu ihnen ins Zelt, um zu ſehen, wie es mit ihnen ſtehe. Die beiden Geſellen waren aber wohl auf und der Hauptmann ſagte: „ſo, jetzt will ich einmal die Degenkuppel abſchnal¬

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Zitationshilfe: Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/85>, abgerufen am 04.05.2024.