Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827.

Bild:
<< vorherige Seite

setzen. Es ermüdete mich; "nun, sollen wir
bald gehen?" rief ich voll Sehnsucht nach dem
Apostelkeller; "wie lange wollt Ihr noch an
Euren Gläschen hier aus- und einpacken?"

Der ernste Ton, in welchem ich dieß
sagte, schien ihm Muth zu machen. Ziemlich
bestimmt antwortete er, "es geht nicht, --
nein! heute geht es nicht mehr, Herr!"

Ich glaubte hierin einen jener gewöhnlichen
Kniffe zu sehen, womit Hausverwalter, Ca¬
stellane oder Kellermeister dem Fremden Geld
abzuzwacken suchen, drückte ihm ein hinläng¬
liches Geldstück in die Hand, und nahm ihn
beim Arm, ihn fortzuziehen.

"Nein, so war es nicht gemeint," ent¬
gegnete er, indem er das Geldstück zurückzu¬
schieben suchte; "so nicht, fremder Herr! ich
will es nur gerade heraus sagen; mich bringt
man nicht mehr in den Apostelkeller in dieser

ſetzen. Es ermuͤdete mich; „nun, ſollen wir
bald gehen?“ rief ich voll Sehnſucht nach dem
Apoſtelkeller; „wie lange wollt Ihr noch an
Euren Glaͤschen hier aus- und einpacken?“

Der ernſte Ton, in welchem ich dieß
ſagte, ſchien ihm Muth zu machen. Ziemlich
beſtimmt antwortete er, „es geht nicht, —
nein! heute geht es nicht mehr, Herr!“

Ich glaubte hierin einen jener gewoͤhnlichen
Kniffe zu ſehen, womit Hausverwalter, Ca¬
ſtellane oder Kellermeiſter dem Fremden Geld
abzuzwacken ſuchen, druͤckte ihm ein hinlaͤng¬
liches Geldſtuͤck in die Hand, und nahm ihn
beim Arm, ihn fortzuziehen.

„Nein, ſo war es nicht gemeint,“ ent¬
gegnete er, indem er das Geldſtuͤck zuruͤckzu¬
ſchieben ſuchte; „ſo nicht, fremder Herr! ich
will es nur gerade heraus ſagen; mich bringt
man nicht mehr in den Apoſtelkeller in dieſer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0024" n="18"/>
&#x017F;etzen. Es ermu&#x0364;dete mich; &#x201E;nun, &#x017F;ollen wir<lb/>
bald gehen?&#x201C; rief ich voll Sehn&#x017F;ucht nach dem<lb/>
Apo&#x017F;telkeller; &#x201E;wie lange wollt Ihr noch an<lb/>
Euren Gla&#x0364;schen hier aus- und einpacken?&#x201C;</p><lb/>
        <p>Der ern&#x017F;te Ton, in welchem ich dieß<lb/>
&#x017F;agte, &#x017F;chien ihm Muth zu machen. Ziemlich<lb/>
be&#x017F;timmt antwortete er, &#x201E;es geht nicht, &#x2014;<lb/>
nein! heute geht es nicht mehr, Herr!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Ich glaubte hierin einen jener gewo&#x0364;hnlichen<lb/>
Kniffe zu &#x017F;ehen, womit Hausverwalter, Ca¬<lb/>
&#x017F;tellane oder Kellermei&#x017F;ter dem Fremden Geld<lb/>
abzuzwacken &#x017F;uchen, dru&#x0364;ckte ihm ein hinla&#x0364;ng¬<lb/>
liches Geld&#x017F;tu&#x0364;ck in die Hand, und nahm ihn<lb/>
beim Arm, ihn fortzuziehen.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nein, &#x017F;o war es nicht gemeint,&#x201C; ent¬<lb/>
gegnete er, indem er das Geld&#x017F;tu&#x0364;ck zuru&#x0364;ckzu¬<lb/>
&#x017F;chieben &#x017F;uchte; &#x201E;&#x017F;o nicht, fremder Herr! ich<lb/>
will es nur gerade heraus &#x017F;agen; mich bringt<lb/>
man nicht mehr in den Apo&#x017F;telkeller in die&#x017F;er<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0024] ſetzen. Es ermuͤdete mich; „nun, ſollen wir bald gehen?“ rief ich voll Sehnſucht nach dem Apoſtelkeller; „wie lange wollt Ihr noch an Euren Glaͤschen hier aus- und einpacken?“ Der ernſte Ton, in welchem ich dieß ſagte, ſchien ihm Muth zu machen. Ziemlich beſtimmt antwortete er, „es geht nicht, — nein! heute geht es nicht mehr, Herr!“ Ich glaubte hierin einen jener gewoͤhnlichen Kniffe zu ſehen, womit Hausverwalter, Ca¬ ſtellane oder Kellermeiſter dem Fremden Geld abzuzwacken ſuchen, druͤckte ihm ein hinlaͤng¬ liches Geldſtuͤck in die Hand, und nahm ihn beim Arm, ihn fortzuziehen. „Nein, ſo war es nicht gemeint,“ ent¬ gegnete er, indem er das Geldſtuͤck zuruͤckzu¬ ſchieben ſuchte; „ſo nicht, fremder Herr! ich will es nur gerade heraus ſagen; mich bringt man nicht mehr in den Apoſtelkeller in dieſer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/24
Zitationshilfe: Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/24>, abgerufen am 18.12.2024.