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Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827.

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hölzernen Küperhämmer zur Hand und be¬
gleite jenen mit der Trommel."

Ich staunte und bequemte mich; war aber
schon meine Trommel etwas außergewöhnlich,
so war Balthasars Instrument noch auffallen¬
der. Er hielt nämlich einen eisernen Hahnen
von einem achtfuderigen Faß an Mund, wie
ein Klarinett. Neben mich setzten sich noch
Bartholomäus und Jacobus mit ungeheuern
Weintrichtern, die sie als Trompeten hand¬
habten und warteten des Zeichens, der Tisch
wurde auf die Seite gerückt, Rose und Bachus
stellten sich zum Tanze. Er winkte und eine
schreckliche, quickende, mißtönende Janitscha¬
ren-Musik brach los, zu der ich im sechsachtel
Tact auf mein Faß als Tambour aufschle¬
gelte. Der Hahn, den Balthasar blies, tönte
wie eine Nachtwächter-Tute und wechselte nur
zwischen zwei Tönen, Grundton und abscheu¬
lich hohem Falsett, die beiden Trichtertrompe¬

hoͤlzernen Kuͤperhaͤmmer zur Hand und be¬
gleite jenen mit der Trommel.“

Ich ſtaunte und bequemte mich; war aber
ſchon meine Trommel etwas außergewoͤhnlich,
ſo war Balthaſars Inſtrument noch auffallen¬
der. Er hielt naͤmlich einen eiſernen Hahnen
von einem achtfuderigen Faß an Mund, wie
ein Klarinett. Neben mich ſetzten ſich noch
Bartholomaͤus und Jacobus mit ungeheuern
Weintrichtern, die ſie als Trompeten hand¬
habten und warteten des Zeichens, der Tiſch
wurde auf die Seite geruͤckt, Roſe und Bachus
ſtellten ſich zum Tanze. Er winkte und eine
ſchreckliche, quickende, mißtoͤnende Janitſcha¬
ren-Muſik brach los, zu der ich im ſechsachtel
Tact auf mein Faß als Tambour aufſchle¬
gelte. Der Hahn, den Balthaſar blies, toͤnte
wie eine Nachtwaͤchter-Tute und wechſelte nur
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[123/0129] hoͤlzernen Kuͤperhaͤmmer zur Hand und be¬ gleite jenen mit der Trommel.“ Ich ſtaunte und bequemte mich; war aber ſchon meine Trommel etwas außergewoͤhnlich, ſo war Balthaſars Inſtrument noch auffallen¬ der. Er hielt naͤmlich einen eiſernen Hahnen von einem achtfuderigen Faß an Mund, wie ein Klarinett. Neben mich ſetzten ſich noch Bartholomaͤus und Jacobus mit ungeheuern Weintrichtern, die ſie als Trompeten hand¬ habten und warteten des Zeichens, der Tiſch wurde auf die Seite geruͤckt, Roſe und Bachus ſtellten ſich zum Tanze. Er winkte und eine ſchreckliche, quickende, mißtoͤnende Janitſcha¬ ren-Muſik brach los, zu der ich im ſechsachtel Tact auf mein Faß als Tambour aufſchle¬ gelte. Der Hahn, den Balthaſar blies, toͤnte wie eine Nachtwaͤchter-Tute und wechſelte nur zwiſchen zwei Toͤnen, Grundton und abſcheu¬ lich hohem Falſett, die beiden Trichtertrompe¬

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Zitationshilfe: Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/129>, abgerufen am 24.11.2024.