Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847.

Bild:
<< vorherige Seite

Sago, Tapioca, einfach gekochtes und gebratenes Rind-,
Kalb- oder Hammelfleisch, Hühner, weichgekochte
Eier, alle diese Speisen sind für einen Kindermagen
passend.

Enten, Gänse, Schweinefleisch, Käse, Gewürze,
Hautgout, Klöße, zu viel Kartoffeln, feste Mehl-
speisen und schlechtgebackenes Brod sind schwer zu
verdauen und auch sonst nicht zuträglich.

Backwerk und Zucker, womit ängstliche Mütter
so sehr freigiebig sind, dürfen dem Kinde gar nicht
gegeben werden; ersteres ist auch für den besten Magen
schwer zu verdauen und Zucker ist für die Zähne
reines Gift; auch Feigen und Rosinen greifen durch
ihren Zuckergehalt diese Vorposten des Verdauungs-
systemes an.

Der Magen wird sich bei der größten Regelmä-
ßigkeit im Genusse der Speisen, stets am Besten
befinden. Läßt man ihm zwischen den Mahlzeiten
eine gehörige Pause, so sammelt sich in der Ruhe
seine Erregbarkeit wieder an. Der Appetit wird sich
zur richtigen Zeit einstellen, und man kann versichert
sein, daß alle Functionen der Verdauung weit besser
vor sich gehen werden. Giebt man aber den Kin-
dern zwischendurch Butterbrod und Kuchen zu essen,
so fehlt der Appetit zur Zeit, wo er sich einstellen
und an einer nahrhaftern Kost sich sättigen sollte;
der Magen wird viel zu oft gereizt und Unregelmä-

Sago, Tapioca, einfach gekochtes und gebratenes Rind-,
Kalb- oder Hammelfleiſch, Hühner, weichgekochte
Eier, alle dieſe Speiſen ſind fuͤr einen Kindermagen
paſſend.

Enten, Gaͤnſe, Schweinefleiſch, Kaͤſe, Gewuͤrze,
Hautgout, Kloͤße, zu viel Kartoffeln, feſte Mehl-
ſpeiſen und ſchlechtgebackenes Brod ſind ſchwer zu
verdauen und auch ſonſt nicht zutraͤglich.

Backwerk und Zucker, womit aͤngſtliche Muͤtter
ſo ſehr freigiebig ſind, dürfen dem Kinde gar nicht
gegeben werden; erſteres iſt auch für den beſten Magen
ſchwer zu verdauen und Zucker iſt für die Zaͤhne
reines Gift; auch Feigen und Roſinen greifen durch
ihren Zuckergehalt dieſe Vorpoſten des Verdauungs-
ſyſtemes an.

Der Magen wird ſich bei der groͤßten Regelmaͤ-
ßigkeit im Genuſſe der Speiſen, ſtets am Beſten
befinden. Laͤßt man ihm zwiſchen den Mahlzeiten
eine gehoͤrige Pauſe, ſo ſammelt ſich in der Ruhe
ſeine Erregbarkeit wieder an. Der Appetit wird ſich
zur richtigen Zeit einſtellen, und man kann verſichert
ſein, daß alle Functionen der Verdauung weit beſſer
vor ſich gehen werden. Giebt man aber den Kin-
dern zwiſchendurch Butterbrod und Kuchen zu eſſen,
ſo fehlt der Appetit zur Zeit, wo er ſich einſtellen
und an einer nahrhaftern Koſt ſich ſaͤttigen ſollte;
der Magen wird viel zu oft gereizt und Unregelmaͤ-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0098" n="88"/>
Sago, Tapioca, einfach gekochtes und gebratenes Rind-,<lb/>
Kalb- oder Hammelflei&#x017F;ch, Hühner, weichgekochte<lb/>
Eier, alle die&#x017F;e Spei&#x017F;en &#x017F;ind fu&#x0364;r einen Kindermagen<lb/>
pa&#x017F;&#x017F;end.</p><lb/>
        <p>Enten, Ga&#x0364;n&#x017F;e, Schweineflei&#x017F;ch, Ka&#x0364;&#x017F;e, Gewu&#x0364;rze,<lb/>
Hautgout, Klo&#x0364;ße, zu viel Kartoffeln, fe&#x017F;te Mehl-<lb/>
&#x017F;pei&#x017F;en und &#x017F;chlechtgebackenes Brod &#x017F;ind &#x017F;chwer zu<lb/>
verdauen und auch &#x017F;on&#x017F;t nicht zutra&#x0364;glich.</p><lb/>
        <p>Backwerk und Zucker, womit a&#x0364;ng&#x017F;tliche Mu&#x0364;tter<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ehr freigiebig &#x017F;ind, dürfen dem Kinde gar nicht<lb/>
gegeben werden; er&#x017F;teres i&#x017F;t auch für den be&#x017F;ten Magen<lb/>
&#x017F;chwer zu verdauen und Zucker i&#x017F;t für die Za&#x0364;hne<lb/>
reines Gift; auch Feigen und Ro&#x017F;inen greifen durch<lb/>
ihren Zuckergehalt die&#x017F;e Vorpo&#x017F;ten des Verdauungs-<lb/>
&#x017F;y&#x017F;temes an.</p><lb/>
        <p>Der Magen wird &#x017F;ich bei der gro&#x0364;ßten Regelma&#x0364;-<lb/>
ßigkeit im Genu&#x017F;&#x017F;e der Spei&#x017F;en, &#x017F;tets am Be&#x017F;ten<lb/>
befinden. La&#x0364;ßt man ihm zwi&#x017F;chen den Mahlzeiten<lb/>
eine geho&#x0364;rige Pau&#x017F;e, &#x017F;o &#x017F;ammelt &#x017F;ich in der Ruhe<lb/>
&#x017F;eine Erregbarkeit wieder an. Der Appetit wird &#x017F;ich<lb/>
zur richtigen Zeit ein&#x017F;tellen, und man kann ver&#x017F;ichert<lb/>
&#x017F;ein, daß alle Functionen der Verdauung weit be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
vor &#x017F;ich gehen werden. Giebt man aber den Kin-<lb/>
dern zwi&#x017F;chendurch Butterbrod und Kuchen zu e&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;o fehlt der Appetit zur Zeit, wo er &#x017F;ich ein&#x017F;tellen<lb/>
und an einer nahrhaftern Ko&#x017F;t &#x017F;ich &#x017F;a&#x0364;ttigen &#x017F;ollte;<lb/>
der Magen wird viel zu oft gereizt und Unregelma&#x0364;-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0098] Sago, Tapioca, einfach gekochtes und gebratenes Rind-, Kalb- oder Hammelfleiſch, Hühner, weichgekochte Eier, alle dieſe Speiſen ſind fuͤr einen Kindermagen paſſend. Enten, Gaͤnſe, Schweinefleiſch, Kaͤſe, Gewuͤrze, Hautgout, Kloͤße, zu viel Kartoffeln, feſte Mehl- ſpeiſen und ſchlechtgebackenes Brod ſind ſchwer zu verdauen und auch ſonſt nicht zutraͤglich. Backwerk und Zucker, womit aͤngſtliche Muͤtter ſo ſehr freigiebig ſind, dürfen dem Kinde gar nicht gegeben werden; erſteres iſt auch für den beſten Magen ſchwer zu verdauen und Zucker iſt für die Zaͤhne reines Gift; auch Feigen und Roſinen greifen durch ihren Zuckergehalt dieſe Vorpoſten des Verdauungs- ſyſtemes an. Der Magen wird ſich bei der groͤßten Regelmaͤ- ßigkeit im Genuſſe der Speiſen, ſtets am Beſten befinden. Laͤßt man ihm zwiſchen den Mahlzeiten eine gehoͤrige Pauſe, ſo ſammelt ſich in der Ruhe ſeine Erregbarkeit wieder an. Der Appetit wird ſich zur richtigen Zeit einſtellen, und man kann verſichert ſein, daß alle Functionen der Verdauung weit beſſer vor ſich gehen werden. Giebt man aber den Kin- dern zwiſchendurch Butterbrod und Kuchen zu eſſen, ſo fehlt der Appetit zur Zeit, wo er ſich einſtellen und an einer nahrhaftern Koſt ſich ſaͤttigen ſollte; der Magen wird viel zu oft gereizt und Unregelmaͤ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/98
Zitationshilfe: Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/98>, abgerufen am 06.05.2024.