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Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847.

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die schwachen Beine biegen unter der ungewohnten
Last. Bei einem Kinde hingegen, das nach vernünf-
tigeren Grundsätzen erzogen wurde, und von Anfang
an nach Herzenslust Arme und Beine in der fri-
schen Luft bewegte, sind die normal entwickelten Glie-
der dem Gewichte der übrigen Theile vollkommen
gewachsen, und werden ohne allen Zweifel gerade
bleiben. Sollte man nicht nach allen jenen Vorkeh-
rungen meinen, daß die Natur die Absicht habe, uns
alle krummbeinig werden zu lassen, und daß die kunst-
reiche Hand und hohe Weisheit der Ammen und
Wärterinnen durchaus erforderlich sei, dieses Grund-
übel zu verhindern?

Ferner könnte man zur Beschönigung jenes
Gebrauches anführen, daß das eingewickelte Kind
nicht so viel Aufwartung bedarf. -- Dieser Grund
kann gelten, wenn Mütter damit einverstanden sind,
daß die Gesundheit ihrer Kleinen der eigenen Bequem-
lichkeit oder der einer Amme geopfert werden muß;
sonst aber möchte ich folgendes dagegen einwenden:

Alle Lebensverrichtungen gehen beim Kinde schneller
vor sich, sein Athmen, seine Circulation, seine Ver-
dauung, folglich auch seine Ausleerungen.

Die Gesundheit des Kindes eben so sehr wie das
Gefühl der Mutter (denn wie wird ein gebildetes
Frauenzimmer den Gedanken ertragen, daß ihr Kind
auch nur ein paar Minuten verunreinigt bleibe?)

die ſchwachen Beine biegen unter der ungewohnten
Laſt. Bei einem Kinde hingegen, das nach vernuͤnf-
tigeren Grundſaͤtzen erzogen wurde, und von Anfang
an nach Herzensluſt Arme und Beine in der fri-
ſchen Luft bewegte, ſind die normal entwickelten Glie-
der dem Gewichte der übrigen Theile vollkommen
gewachſen, und werden ohne allen Zweifel gerade
bleiben. Sollte man nicht nach allen jenen Vorkeh-
rungen meinen, daß die Natur die Abſicht habe, uns
alle krummbeinig werden zu laſſen, und daß die kunſt-
reiche Hand und hohe Weisheit der Ammen und
Waͤrterinnen durchaus erforderlich ſei, dieſes Grund-
uͤbel zu verhindern?

Ferner könnte man zur Beſchoͤnigung jenes
Gebrauches anfuͤhren, daß das eingewickelte Kind
nicht ſo viel Aufwartung bedarf. — Dieſer Grund
kann gelten, wenn Muͤtter damit einverſtanden ſind,
daß die Geſundheit ihrer Kleinen der eigenen Bequem-
lichkeit oder der einer Amme geopfert werden muß;
ſonſt aber moͤchte ich folgendes dagegen einwenden:

Alle Lebensverrichtungen gehen beim Kinde ſchneller
vor ſich, ſein Athmen, ſeine Circulation, ſeine Ver-
dauung, folglich auch ſeine Ausleerungen.

Die Geſundheit des Kindes eben ſo ſehr wie das
Gefuͤhl der Mutter (denn wie wird ein gebildetes
Frauenzimmer den Gedanken ertragen, daß ihr Kind
auch nur ein paar Minuten verunreinigt bleibe?)

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[68/0078] die ſchwachen Beine biegen unter der ungewohnten Laſt. Bei einem Kinde hingegen, das nach vernuͤnf- tigeren Grundſaͤtzen erzogen wurde, und von Anfang an nach Herzensluſt Arme und Beine in der fri- ſchen Luft bewegte, ſind die normal entwickelten Glie- der dem Gewichte der übrigen Theile vollkommen gewachſen, und werden ohne allen Zweifel gerade bleiben. Sollte man nicht nach allen jenen Vorkeh- rungen meinen, daß die Natur die Abſicht habe, uns alle krummbeinig werden zu laſſen, und daß die kunſt- reiche Hand und hohe Weisheit der Ammen und Waͤrterinnen durchaus erforderlich ſei, dieſes Grund- uͤbel zu verhindern? Ferner könnte man zur Beſchoͤnigung jenes Gebrauches anfuͤhren, daß das eingewickelte Kind nicht ſo viel Aufwartung bedarf. — Dieſer Grund kann gelten, wenn Muͤtter damit einverſtanden ſind, daß die Geſundheit ihrer Kleinen der eigenen Bequem- lichkeit oder der einer Amme geopfert werden muß; ſonſt aber moͤchte ich folgendes dagegen einwenden: Alle Lebensverrichtungen gehen beim Kinde ſchneller vor ſich, ſein Athmen, ſeine Circulation, ſeine Ver- dauung, folglich auch ſeine Ausleerungen. Die Geſundheit des Kindes eben ſo ſehr wie das Gefuͤhl der Mutter (denn wie wird ein gebildetes Frauenzimmer den Gedanken ertragen, daß ihr Kind auch nur ein paar Minuten verunreinigt bleibe?)

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Zitationshilfe: Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/78>, abgerufen am 25.11.2024.