Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847.erschöpfen, wie ein Blitzstrahl das Auge unrettbar Töne sind für das Ohr, was das Licht für das Es ist bekannt genug, daß Kanoniere durch den erſchoͤpfen, wie ein Blitzſtrahl das Auge unrettbar Toͤne ſind fuͤr das Ohr, was das Licht fuͤr das Es iſt bekannt genug, daß Kanoniere durch den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0164" n="154"/> erſchoͤpfen, wie ein Blitzſtrahl das Auge unrettbar<lb/> blenden kann. Deßhalb darf man nie ein Kind durch<lb/> einen Schuß in der Naͤhe des Ohres erſchrecken, oder<lb/> es heftig auf dieſes Organ ſchlagen, oder an der<lb/> Seite des Kopfes es raſch in die Hoͤhe heben. Hat<lb/> man daher einen guten Freund, der viel von derar-<lb/> tigen practiſchen Spaͤßen haͤlt, ſo entferne man moͤg-<lb/> lichſt die Kinder, wenn er einen mit ſeinem Beſuche<lb/> beehrt.</p><lb/> <p>Toͤne ſind fuͤr das Ohr, was das Licht fuͤr das<lb/> Auge, alſo muß auch ihre unangemeſſene Einwirkung<lb/> dem Gehoͤrſinn ſchaden.</p><lb/> <p>Es iſt bekannt genug, daß Kanoniere durch den<lb/> Donner des Geſchuͤtzes taub werden, und daß mancher<lb/> Gloͤckner das Loos des Quaſimodo theilt; aber zu<lb/> wenig denkt man daran die Wirkung der Toͤne unter<lb/> gewoͤhnlichen Verhaͤltniſſen zu beobachten. Es iſt<lb/> gewiß, daß haͤufiger Wechſel von großer Stille zu<lb/> großem Geraͤuſch, vorzüglich bei ſchwachen Nerven<lb/> die Schaͤrfe des Gehoͤrs ſehr vermindern muß. Zu<lb/> lange fortgeſetzte muſicaliſche Uebungen werden eben-<lb/> falls durch Ueberreizung Gehoͤrſchwaͤche hervorbringen<lb/> (vielleicht lag hier der Grund der Taubheit unſeres<lb/> Beethoven). Reizt man hingegen das Ohr zu wenig,<lb/> ſo muͤſſen nothwendig deſſen Kraͤfte durch Mangel<lb/> an Uebung einſchlafen. Vorzuͤglich wichtig iſt die<lb/> ſtrenge Beobachtung der Ohrendiaͤtetik für angehende<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [154/0164]
erſchoͤpfen, wie ein Blitzſtrahl das Auge unrettbar
blenden kann. Deßhalb darf man nie ein Kind durch
einen Schuß in der Naͤhe des Ohres erſchrecken, oder
es heftig auf dieſes Organ ſchlagen, oder an der
Seite des Kopfes es raſch in die Hoͤhe heben. Hat
man daher einen guten Freund, der viel von derar-
tigen practiſchen Spaͤßen haͤlt, ſo entferne man moͤg-
lichſt die Kinder, wenn er einen mit ſeinem Beſuche
beehrt.
Toͤne ſind fuͤr das Ohr, was das Licht fuͤr das
Auge, alſo muß auch ihre unangemeſſene Einwirkung
dem Gehoͤrſinn ſchaden.
Es iſt bekannt genug, daß Kanoniere durch den
Donner des Geſchuͤtzes taub werden, und daß mancher
Gloͤckner das Loos des Quaſimodo theilt; aber zu
wenig denkt man daran die Wirkung der Toͤne unter
gewoͤhnlichen Verhaͤltniſſen zu beobachten. Es iſt
gewiß, daß haͤufiger Wechſel von großer Stille zu
großem Geraͤuſch, vorzüglich bei ſchwachen Nerven
die Schaͤrfe des Gehoͤrs ſehr vermindern muß. Zu
lange fortgeſetzte muſicaliſche Uebungen werden eben-
falls durch Ueberreizung Gehoͤrſchwaͤche hervorbringen
(vielleicht lag hier der Grund der Taubheit unſeres
Beethoven). Reizt man hingegen das Ohr zu wenig,
ſo muͤſſen nothwendig deſſen Kraͤfte durch Mangel
an Uebung einſchlafen. Vorzuͤglich wichtig iſt die
ſtrenge Beobachtung der Ohrendiaͤtetik für angehende
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