Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

ohne allen Zweifel die glänzenden Hoffnungen ihrer
Morgenröthe erfüllt, während sie nun als Opfer
einer verkehrten Treibhauserziehung untergehen.

Betrachten wir nun die Hauptzweige des Wis-
sens, die man auf Schulen lehrt; untersuchen wir
ob die Zeit der Schüler nicht vielleicht auf eine
zweckmäßigere Weise angewendet werden könnte --
ob es nicht möglich wäre, dem Geiste eine sehr hohe
Bildung zu geben, ohne daß die Gesundheit des
Körpers dabei zu kurz käme?

Niemand wird läugnen, daß das eigentliche
Studium der Geschichte weit über den kindlichen
Horizont hinausliegt. Die Entwickelung der Gründe,
welche die Größe und den Verfall der Völker ver-
anlassen; die Untersuchung des Ganges weltverän-
dernder Jdeen; die Betrachtung des Einflusses,
welchen wichtige Entdeckungen und hervorragende
Charactere auf die wechselnde politische Macht der
Nationen ausüben, dieses alles sind Gegenstände, welche
die Theilnahme des Kindes nicht in Anspruch nehmen
können, weil ihm der Maaßstab zu ihrer Würdigung fehlt.

Nur an einzelnen interessanten Situationen, an
Beispielen des Edelmuthes, der Tugend, der Selbstauf-
opferung, der Vaterlandsliebe, wird es Gefallen finden.

Es wird, um nur ein Beispiel anzuführen, die
Thaten eines Columbus mit Vergnügen erzählen hören;
wenn wir aber über den Einfluß der Entdeckung

ohne allen Zweifel die glaͤnzenden Hoffnungen ihrer
Morgenroͤthe erfüllt, waͤhrend ſie nun als Opfer
einer verkehrten Treibhauserziehung untergehen.

Betrachten wir nun die Hauptzweige des Wiſ-
ſens, die man auf Schulen lehrt; unterſuchen wir
ob die Zeit der Schuͤler nicht vielleicht auf eine
zweckmaͤßigere Weiſe angewendet werden koͤnnte —
ob es nicht moͤglich wäre, dem Geiſte eine ſehr hohe
Bildung zu geben, ohne daß die Geſundheit des
Koͤrpers dabei zu kurz käme?

Niemand wird laͤugnen, daß das eigentliche
Studium der Geſchichte weit uͤber den kindlichen
Horizont hinausliegt. Die Entwickelung der Gruͤnde,
welche die Groͤße und den Verfall der Voͤlker ver-
anlaſſen; die Unterſuchung des Ganges weltveraͤn-
dernder Jdeen; die Betrachtung des Einfluſſes,
welchen wichtige Entdeckungen und hervorragende
Charactere auf die wechſelnde politiſche Macht der
Nationen ausuͤben, dieſes alles ſind Gegenſtaͤnde, welche
die Theilnahme des Kindes nicht in Anſpruch nehmen
koͤnnen, weil ihm der Maaßſtab zu ihrer Wuͤrdigung fehlt.

Nur an einzelnen intereſſanten Situationen, an
Beiſpielen des Edelmuthes, der Tugend, der Selbſtauf-
opferung, der Vaterlandsliebe, wird es Gefallen finden.

Es wird, um nur ein Beiſpiel anzuführen, die
Thaten eines Columbus mit Vergnuͤgen erzaͤhlen hoͤren;
wenn wir aber uͤber den Einfluß der Entdeckung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0126" n="116"/>
ohne allen Zweifel die gla&#x0364;nzenden Hoffnungen ihrer<lb/>
Morgenro&#x0364;the erfüllt, wa&#x0364;hrend &#x017F;ie nun als Opfer<lb/>
einer verkehrten Treibhauserziehung untergehen.</p><lb/>
        <p>Betrachten wir nun die Hauptzweige des Wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ens, die man auf Schulen lehrt; unter&#x017F;uchen wir<lb/>
ob die Zeit der Schu&#x0364;ler nicht vielleicht auf eine<lb/>
zweckma&#x0364;ßigere Wei&#x017F;e angewendet werden ko&#x0364;nnte &#x2014;<lb/>
ob es nicht mo&#x0364;glich wäre, dem Gei&#x017F;te eine &#x017F;ehr hohe<lb/>
Bildung zu geben, ohne daß die Ge&#x017F;undheit des<lb/>
Ko&#x0364;rpers dabei zu kurz käme?</p><lb/>
        <p>Niemand wird la&#x0364;ugnen, daß das eigentliche<lb/>
Studium der Ge&#x017F;chichte weit u&#x0364;ber den kindlichen<lb/>
Horizont hinausliegt. Die Entwickelung der Gru&#x0364;nde,<lb/>
welche die Gro&#x0364;ße und den Verfall der Vo&#x0364;lker ver-<lb/>
anla&#x017F;&#x017F;en; die Unter&#x017F;uchung des Ganges weltvera&#x0364;n-<lb/>
dernder Jdeen; die Betrachtung des Einflu&#x017F;&#x017F;es,<lb/>
welchen wichtige Entdeckungen und hervorragende<lb/>
Charactere auf die wech&#x017F;elnde politi&#x017F;che Macht der<lb/>
Nationen ausu&#x0364;ben, die&#x017F;es alles &#x017F;ind Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde, welche<lb/>
die Theilnahme des Kindes nicht in An&#x017F;pruch nehmen<lb/>
ko&#x0364;nnen, weil ihm der Maaß&#x017F;tab zu ihrer Wu&#x0364;rdigung fehlt.</p><lb/>
        <p>Nur an einzelnen intere&#x017F;&#x017F;anten Situationen, an<lb/>
Bei&#x017F;pielen des Edelmuthes, der Tugend, der Selb&#x017F;tauf-<lb/>
opferung, der Vaterlandsliebe, wird es Gefallen finden.</p><lb/>
        <p>Es wird, um nur ein Bei&#x017F;piel anzuführen, die<lb/>
Thaten eines Columbus mit Vergnu&#x0364;gen erza&#x0364;hlen ho&#x0364;ren;<lb/>
wenn wir aber u&#x0364;ber den Einfluß der Entdeckung<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0126] ohne allen Zweifel die glaͤnzenden Hoffnungen ihrer Morgenroͤthe erfüllt, waͤhrend ſie nun als Opfer einer verkehrten Treibhauserziehung untergehen. Betrachten wir nun die Hauptzweige des Wiſ- ſens, die man auf Schulen lehrt; unterſuchen wir ob die Zeit der Schuͤler nicht vielleicht auf eine zweckmaͤßigere Weiſe angewendet werden koͤnnte — ob es nicht moͤglich wäre, dem Geiſte eine ſehr hohe Bildung zu geben, ohne daß die Geſundheit des Koͤrpers dabei zu kurz käme? Niemand wird laͤugnen, daß das eigentliche Studium der Geſchichte weit uͤber den kindlichen Horizont hinausliegt. Die Entwickelung der Gruͤnde, welche die Groͤße und den Verfall der Voͤlker ver- anlaſſen; die Unterſuchung des Ganges weltveraͤn- dernder Jdeen; die Betrachtung des Einfluſſes, welchen wichtige Entdeckungen und hervorragende Charactere auf die wechſelnde politiſche Macht der Nationen ausuͤben, dieſes alles ſind Gegenſtaͤnde, welche die Theilnahme des Kindes nicht in Anſpruch nehmen koͤnnen, weil ihm der Maaßſtab zu ihrer Wuͤrdigung fehlt. Nur an einzelnen intereſſanten Situationen, an Beiſpielen des Edelmuthes, der Tugend, der Selbſtauf- opferung, der Vaterlandsliebe, wird es Gefallen finden. Es wird, um nur ein Beiſpiel anzuführen, die Thaten eines Columbus mit Vergnuͤgen erzaͤhlen hoͤren; wenn wir aber uͤber den Einfluß der Entdeckung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/126
Zitationshilfe: Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/126>, abgerufen am 27.04.2024.