lassen, die voraussichtlich ein trauriges und sieches Leben herbeiführen müssen.
Aber indem wir durch eine richtige Leitung das Kind mit dem köstlichen Gute der körperlichen Gesundheit bereichern, geben wir ihm zugleich jene heitere fröhliche Stimmung, die der Tugend so zu- träglich ist und das Aufwachsen in allem Guten so sehr unterstützt. Der gewöhnliche Gemüthszustand eines gesunden Kindes ist wohlwollend, liebenswürdig und vergnügt; im Vollgefühl seines Glücks ist es freundlich gegen Jedermann; eine gleichmäßige, heitere Stimmung wird ihm zur Gewohnheit. Gegen das Ueberhandnehmen wie vieler verderblichen Affecte wird es nicht durch diese glückliche Grundstimmung geschützt!
Wenn ein heftiger Zornanfall die Verdauung plötzlich stört und den Menschen aller Vernunft beraubt, so macht anderseits eine besondere Reizbarkeit des Nervensystems zu diesem Affecte vorzüglich geneigt.
Reizbare Nerven können aber bei einer vernünftig geleiteten physischen Erziehung durchaus nicht vor- kommen, und somit wird der verderblichen Lei- denschaft des Zornes die stärkste Wurzel abge- schnitten.
Neid und Mißgunst können sich nur bei einem kränklichen Kinde zeigen. Wie! dieser muntere, roth- wangige Knabe, dieses fröhliche, gesunde Mädchen
laſſen, die vorausſichtlich ein trauriges und ſieches Leben herbeifuͤhren muͤſſen.
Aber indem wir durch eine richtige Leitung das Kind mit dem koͤſtlichen Gute der koͤrperlichen Geſundheit bereichern, geben wir ihm zugleich jene heitere froͤhliche Stimmung, die der Tugend ſo zu- traͤglich iſt und das Aufwachſen in allem Guten ſo ſehr unterſtuͤtzt. Der gewoͤhnliche Gemuͤthszuſtand eines geſunden Kindes iſt wohlwollend, liebenswuͤrdig und vergnuͤgt; im Vollgefuͤhl ſeines Gluͤcks iſt es freundlich gegen Jedermann; eine gleichmaͤßige, heitere Stimmung wird ihm zur Gewohnheit. Gegen das Ueberhandnehmen wie vieler verderblichen Affecte wird es nicht durch dieſe gluͤckliche Grundſtimmung geſchuͤtzt!
Wenn ein heftiger Zornanfall die Verdauung ploͤtzlich ſtoͤrt und den Menſchen aller Vernunft beraubt, ſo macht anderſeits eine beſondere Reizbarkeit des Nervenſyſtems zu dieſem Affecte vorzuͤglich geneigt.
Reizbare Nerven koͤnnen aber bei einer vernünftig geleiteten phyſiſchen Erziehung durchaus nicht vor- kommen, und ſomit wird der verderblichen Lei- denſchaft des Zornes die ſtaͤrkſte Wurzel abge- ſchnitten.
Neid und Mißgunſt koͤnnen ſich nur bei einem kraͤnklichen Kinde zeigen. Wie! dieſer muntere, roth- wangige Knabe, dieſes froͤhliche, geſunde Maͤdchen
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laſſen, die vorausſichtlich ein trauriges und ſieches
Leben herbeifuͤhren muͤſſen.
Aber indem wir durch eine richtige Leitung
das Kind mit dem koͤſtlichen Gute der koͤrperlichen
Geſundheit bereichern, geben wir ihm zugleich jene
heitere froͤhliche Stimmung, die der Tugend ſo zu-
traͤglich iſt und das Aufwachſen in allem Guten ſo
ſehr unterſtuͤtzt. Der gewoͤhnliche Gemuͤthszuſtand
eines geſunden Kindes iſt wohlwollend, liebenswuͤrdig
und vergnuͤgt; im Vollgefuͤhl ſeines Gluͤcks iſt es
freundlich gegen Jedermann; eine gleichmaͤßige, heitere
Stimmung wird ihm zur Gewohnheit. Gegen das
Ueberhandnehmen wie vieler verderblichen Affecte
wird es nicht durch dieſe gluͤckliche Grundſtimmung
geſchuͤtzt!
Wenn ein heftiger Zornanfall die Verdauung
ploͤtzlich ſtoͤrt und den Menſchen aller Vernunft beraubt,
ſo macht anderſeits eine beſondere Reizbarkeit des
Nervenſyſtems zu dieſem Affecte vorzuͤglich geneigt.
Reizbare Nerven koͤnnen aber bei einer vernünftig
geleiteten phyſiſchen Erziehung durchaus nicht vor-
kommen, und ſomit wird der verderblichen Lei-
denſchaft des Zornes die ſtaͤrkſte Wurzel abge-
ſchnitten.
Neid und Mißgunſt koͤnnen ſich nur bei einem
kraͤnklichen Kinde zeigen. Wie! dieſer muntere, roth-
wangige Knabe, dieſes froͤhliche, geſunde Maͤdchen
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Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/112>, abgerufen am 03.07.2024.
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