Folgen für die Gesundheit des Kindes höchst nach- theilig ausfallen müssen.
Jst das Kind überreizt ehe es zur Ruhe gebracht wird, so geht längere Zeit verloren, bevor der Sturm des Gefäßsystems und die Aufregung der Nerven sich legen, also bis die ruhige Circulation und das ruhige Athmen wieder eintreten, ohne welche die Reproduction des Körpers nicht vor sich gehen kann. Einem Kinde, das zu gehöriger Zeit sich zu Bette legt, dient eine jede Stunde der Nacht zur Ernäh- rung und Kräftigung des Körpers; für das über- reizte Kind aber geht diese kostbare Zeit halb verloren, ehe Gefäß- und Nervensystem ihr Gleichgewicht ge- winnen und Ernährung möglich wird.
Am folgenden Tage zeigen sich die schlimmen Folgen dieses überlangen Wachens; das müde Kind bleibt den halben Morgen im Bette liegen und kann nicht mit der gewöhnlichen Munterkeit spielen; es hat sich den Magen verdorben und der Appetit mangelt -- zuweilen ist der schädliche Effekt mehrere Tage sichtbar. Kein Wunder, daß Kinder, die öfter lange aufbleiben, bleich und kränklich aussehen, und daß auch die beste Nahrung bei ihnen nicht anschlagen will. Eltern, die viel Gesellschaft sehen, dürfen daher ja nicht ihre Kinder Antheil daran nehmen lassen, und wäre es auch nur, um sie nicht zu früh an künstliche Vergnügungen zu gewöhnen. Der Glanz
Folgen fuͤr die Geſundheit des Kindes hoͤchſt nach- theilig ausfallen muͤſſen.
Jſt das Kind überreizt ehe es zur Ruhe gebracht wird, ſo geht längere Zeit verloren, bevor der Sturm des Gefaͤßſyſtems und die Aufregung der Nerven ſich legen, alſo bis die ruhige Circulation und das ruhige Athmen wieder eintreten, ohne welche die Reproduction des Koͤrpers nicht vor ſich gehen kann. Einem Kinde, das zu gehoͤriger Zeit ſich zu Bette legt, dient eine jede Stunde der Nacht zur Ernaͤh- rung und Kraͤftigung des Koͤrpers; für das uͤber- reizte Kind aber geht dieſe koſtbare Zeit halb verloren, ehe Gefaͤß- und Nervenſyſtem ihr Gleichgewicht ge- winnen und Ernaͤhrung moͤglich wird.
Am folgenden Tage zeigen ſich die ſchlimmen Folgen dieſes überlangen Wachens; das muͤde Kind bleibt den halben Morgen im Bette liegen und kann nicht mit der gewoͤhnlichen Munterkeit ſpielen; es hat ſich den Magen verdorben und der Appetit mangelt — zuweilen iſt der ſchaͤdliche Effekt mehrere Tage ſichtbar. Kein Wunder, daß Kinder, die oͤfter lange aufbleiben, bleich und kraͤnklich ausſehen, und daß auch die beſte Nahrung bei ihnen nicht anſchlagen will. Eltern, die viel Geſellſchaft ſehen, duͤrfen daher ja nicht ihre Kinder Antheil daran nehmen laſſen, und wäre es auch nur, um ſie nicht zu fruͤh an kuͤnſtliche Vergnügungen zu gewoͤhnen. Der Glanz
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Folgen fuͤr die Geſundheit des Kindes hoͤchſt nach-
theilig ausfallen muͤſſen.
Jſt das Kind überreizt ehe es zur Ruhe gebracht
wird, ſo geht längere Zeit verloren, bevor der Sturm
des Gefaͤßſyſtems und die Aufregung der Nerven
ſich legen, alſo bis die ruhige Circulation und das
ruhige Athmen wieder eintreten, ohne welche die
Reproduction des Koͤrpers nicht vor ſich gehen kann.
Einem Kinde, das zu gehoͤriger Zeit ſich zu Bette
legt, dient eine jede Stunde der Nacht zur Ernaͤh-
rung und Kraͤftigung des Koͤrpers; für das uͤber-
reizte Kind aber geht dieſe koſtbare Zeit halb verloren,
ehe Gefaͤß- und Nervenſyſtem ihr Gleichgewicht ge-
winnen und Ernaͤhrung moͤglich wird.
Am folgenden Tage zeigen ſich die ſchlimmen
Folgen dieſes überlangen Wachens; das muͤde Kind
bleibt den halben Morgen im Bette liegen und kann
nicht mit der gewoͤhnlichen Munterkeit ſpielen; es
hat ſich den Magen verdorben und der Appetit mangelt
— zuweilen iſt der ſchaͤdliche Effekt mehrere Tage
ſichtbar. Kein Wunder, daß Kinder, die oͤfter lange
aufbleiben, bleich und kraͤnklich ausſehen, und daß
auch die beſte Nahrung bei ihnen nicht anſchlagen
will. Eltern, die viel Geſellſchaft ſehen, duͤrfen
daher ja nicht ihre Kinder Antheil daran nehmen
laſſen, und wäre es auch nur, um ſie nicht zu fruͤh
an kuͤnſtliche Vergnügungen zu gewoͤhnen. Der Glanz
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Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/105>, abgerufen am 16.02.2025.
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