Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

dem Staatskanzler Hardenberg überreichten Denkschrift über
die auf dem Wiener Congreß zu regulirende Postangelegenheit
niedergelegt hat, indem er sagte:
"So sehr man in frühern Zeiten gegen das Taxis'sche
Postwesen wegen dessen Anmassungen, statum in statu zu
bilden, geeifert hat, und so sehr jeder mächtige Reichsfürst
es sich selbst schuldig bleibt, das Postregal in seinem ganzen
Umfange auszuüben, so ist doch das Taxis'sche Postwesen
für die kleinen zersplitterten Länder sehr heil-
sam. Es wird daher darauf zu dringen sein, das
Taxis'sche Postwesen in demselben wieder ganz
herzustellen, weil es nach seinen Verhältnissen
und seiner Erfahrung am geeignetsten dazu ist.
"

Jn Folge des Artikels 17 der Bundesakte erhob das
fürstliche Haus Taxis gegen diejenigen Staaten, in welchen
zur Zeit des deutschen Reichs die kaiserliche Reichspost ihren
Lauf gehabt, Ansprüche auf die Vollziehung des gedachten
Artikels und erlangte sofort in einigen Staaten Entschädigung
durch Ueberlassung von Domänen, in andern Staaten aber den
Besitz und Genuß der Posten selbst.

So erhielt Fürst Alexander Karl Joseph von Taxis durch
Vertrag vom 11. und Patent vom 16. Juni 1816 das chur-
hessische Postwesen als ein Erb-Mannthronlehen und in
Birkenfeld die vom Herzog von Oldenburg; -- im November
die in Schwarzburg-Rudolstadt, im Altenburgischen und in
Sachsen-Coburg; am 31. März 1818 im Großherzogthum
Hessen-Darmstadt, -- durch den Postlehnvertrag vom 27. Juli
und die königliche Verordnung vom 9. September 1819 das
gesammte Postwesen im Königreich Württemberg mit der Würde

dem Staatskanzler Hardenberg überreichten Denkſchrift über
die auf dem Wiener Congreß zu regulirende Poſtangelegenheit
niedergelegt hat, indem er ſagte:
„So ſehr man in frühern Zeiten gegen das Taxis'ſche
Poſtweſen wegen deſſen Anmaſſungen, statum in statu zu
bilden, geeifert hat, und ſo ſehr jeder mächtige Reichsfürſt
es ſich ſelbſt ſchuldig bleibt, das Poſtregal in ſeinem ganzen
Umfange auszuüben, ſo iſt doch das Taxis'ſche Poſtweſen
für die kleinen zerſplitterten Länder ſehr heil-
ſam. Es wird daher darauf zu dringen ſein, das
Taxis'ſche Poſtweſen in demſelben wieder ganz
herzuſtellen, weil es nach ſeinen Verhältniſſen
und ſeiner Erfahrung am geeignetſten dazu iſt.

Jn Folge des Artikels 17 der Bundesakte erhob das
fürſtliche Haus Taxis gegen diejenigen Staaten, in welchen
zur Zeit des deutſchen Reichs die kaiſerliche Reichspoſt ihren
Lauf gehabt, Anſprüche auf die Vollziehung des gedachten
Artikels und erlangte ſofort in einigen Staaten Entſchädigung
durch Ueberlaſſung von Domänen, in andern Staaten aber den
Beſitz und Genuß der Poſten ſelbſt.

So erhielt Fürſt Alexander Karl Joſeph von Taxis durch
Vertrag vom 11. und Patent vom 16. Juni 1816 das chur-
heſſiſche Poſtweſen als ein Erb-Mannthronlehen und in
Birkenfeld die vom Herzog von Oldenburg; — im November
die in Schwarzburg-Rudolſtadt, im Altenburgiſchen und in
Sachſen-Coburg; am 31. März 1818 im Großherzogthum
Heſſen-Darmſtadt, — durch den Poſtlehnvertrag vom 27. Juli
und die königliche Verordnung vom 9. September 1819 das
geſammte Poſtweſen im Königreich Württemberg mit der Würde

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0389" n="376"/>
dem Staatskanzler Hardenberg überreichten Denk&#x017F;chrift über<lb/>
die auf dem Wiener Congreß zu regulirende Po&#x017F;tangelegenheit<lb/>
niedergelegt hat, indem er &#x017F;agte:<lb/><cit><quote>&#x201E;So &#x017F;ehr man in frühern Zeiten gegen das Taxis'&#x017F;che<lb/>
Po&#x017F;twe&#x017F;en wegen de&#x017F;&#x017F;en Anma&#x017F;&#x017F;ungen, <hi rendition="#aq">statum in statu</hi> zu<lb/>
bilden, geeifert hat, und &#x017F;o &#x017F;ehr jeder <hi rendition="#g">mächtige Reichsfür&#x017F;t</hi><lb/>
es &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chuldig bleibt, das Po&#x017F;tregal in &#x017F;einem ganzen<lb/>
Umfange auszuüben, &#x017F;o i&#x017F;t doch das <hi rendition="#g">Taxis'&#x017F;che Po&#x017F;twe&#x017F;en<lb/>
für die kleinen zer&#x017F;plitterten Länder &#x017F;ehr heil-<lb/>
&#x017F;am. Es wird daher darauf zu dringen &#x017F;ein, das<lb/>
Taxis'&#x017F;che Po&#x017F;twe&#x017F;en in dem&#x017F;elben wieder ganz<lb/>
herzu&#x017F;tellen, weil es nach &#x017F;einen Verhältni&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und &#x017F;einer Erfahrung am geeignet&#x017F;ten dazu i&#x017F;t.</hi>&#x201C;</quote></cit></p><lb/>
              <p>Jn Folge des Artikels 17 der Bundesakte erhob das<lb/>
für&#x017F;tliche Haus Taxis gegen diejenigen Staaten, in welchen<lb/>
zur Zeit des deut&#x017F;chen Reichs die kai&#x017F;erliche Reichspo&#x017F;t ihren<lb/>
Lauf gehabt, An&#x017F;prüche auf die Vollziehung des gedachten<lb/>
Artikels und erlangte &#x017F;ofort in einigen Staaten Ent&#x017F;chädigung<lb/>
durch Ueberla&#x017F;&#x017F;ung von Domänen, in andern Staaten aber den<lb/>
Be&#x017F;itz und Genuß der Po&#x017F;ten &#x017F;elb&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>So erhielt Für&#x017F;t Alexander Karl Jo&#x017F;eph von Taxis durch<lb/>
Vertrag vom 11. und Patent vom 16. Juni 1816 das chur-<lb/>
he&#x017F;&#x017F;i&#x017F;che Po&#x017F;twe&#x017F;en als ein Erb-Mannthronlehen und in<lb/>
Birkenfeld die vom Herzog von Oldenburg; &#x2014; im November<lb/>
die in Schwarzburg-Rudol&#x017F;tadt, im Altenburgi&#x017F;chen und in<lb/>
Sach&#x017F;en-Coburg; am 31. März 1818 im Großherzogthum<lb/>
He&#x017F;&#x017F;en-Darm&#x017F;tadt, &#x2014; durch den Po&#x017F;tlehnvertrag vom 27. Juli<lb/>
und die königliche Verordnung vom 9. September 1819 das<lb/>
ge&#x017F;ammte Po&#x017F;twe&#x017F;en im Königreich Württemberg mit der Würde<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[376/0389] dem Staatskanzler Hardenberg überreichten Denkſchrift über die auf dem Wiener Congreß zu regulirende Poſtangelegenheit niedergelegt hat, indem er ſagte: „So ſehr man in frühern Zeiten gegen das Taxis'ſche Poſtweſen wegen deſſen Anmaſſungen, statum in statu zu bilden, geeifert hat, und ſo ſehr jeder mächtige Reichsfürſt es ſich ſelbſt ſchuldig bleibt, das Poſtregal in ſeinem ganzen Umfange auszuüben, ſo iſt doch das Taxis'ſche Poſtweſen für die kleinen zerſplitterten Länder ſehr heil- ſam. Es wird daher darauf zu dringen ſein, das Taxis'ſche Poſtweſen in demſelben wieder ganz herzuſtellen, weil es nach ſeinen Verhältniſſen und ſeiner Erfahrung am geeignetſten dazu iſt.“ Jn Folge des Artikels 17 der Bundesakte erhob das fürſtliche Haus Taxis gegen diejenigen Staaten, in welchen zur Zeit des deutſchen Reichs die kaiſerliche Reichspoſt ihren Lauf gehabt, Anſprüche auf die Vollziehung des gedachten Artikels und erlangte ſofort in einigen Staaten Entſchädigung durch Ueberlaſſung von Domänen, in andern Staaten aber den Beſitz und Genuß der Poſten ſelbſt. So erhielt Fürſt Alexander Karl Joſeph von Taxis durch Vertrag vom 11. und Patent vom 16. Juni 1816 das chur- heſſiſche Poſtweſen als ein Erb-Mannthronlehen und in Birkenfeld die vom Herzog von Oldenburg; — im November die in Schwarzburg-Rudolſtadt, im Altenburgiſchen und in Sachſen-Coburg; am 31. März 1818 im Großherzogthum Heſſen-Darmſtadt, — durch den Poſtlehnvertrag vom 27. Juli und die königliche Verordnung vom 9. September 1819 das geſammte Poſtweſen im Königreich Württemberg mit der Würde

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/389
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/389>, abgerufen am 10.05.2024.