Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

Geld aus dem Reiche ziehe1), Ausländer anstelle und der
fremden Sprache bei seiner Verwaltung sich bediene.

Kaiser Leopold that gleichwohl auch das Seinige, das Reichs-
Postwesen zu schützen; er erneuerte die seit Rudolph II. er-
gangenen allgemeinen Postmandate; allein sie hatten wenig
oder gar keinen Erfolg; so errichtete namentlich Hessen-Cassel
in Frankfurt a/M. neben dem Reichspostamte ein hessisches
Postamt, Sachsen-Weimar stellte eine eigene Landespost auf2).



Cap. VII.
Die Churbrandenburgische Staatspost.

Das sichere Auftreten des großen Churfürsten und der
Aufschwung der churbrandenburgischen Staatspost bezeichnen
in der Geschichte der Posten einen neuen Wendepunkt.

Die Grundsätze, nach welchen Friedrich Wilhelm seine
Posten geleitet wissen wollte, konnten andern Staaten nicht
verborgen bleiben, ihr segenbringender Hauch befruchtete auch
nach und nach das Leben der benachbarten Posteinrichtungen.

Während die regelmäßigen Beförderungs-Anstalten seiner
Vorfahren nur zu deren Hof- und Regierungszwecken bestimmt

1) Der Reichspostmeister Birchden sagt in seinem früher erwähn-
ten Memorial, welches 1646 so viel Aufsehen erregte, daß der Graf
Leonhard von Taxis zu ihm selbst geäußert habe, er zöge jährlich über
100,000 Ducaten Ueberschuß aus dem Postwesen, denn es war ein
solcher Brunnen, dahin alle Quellen zusammenliefen.
2) Moser a. a. O. 141, 142, 176--179.

Geld aus dem Reiche ziehe1), Ausländer anſtelle und der
fremden Sprache bei ſeiner Verwaltung ſich bediene.

Kaiſer Leopold that gleichwohl auch das Seinige, das Reichs-
Poſtweſen zu ſchützen; er erneuerte die ſeit Rudolph II. er-
gangenen allgemeinen Poſtmandate; allein ſie hatten wenig
oder gar keinen Erfolg; ſo errichtete namentlich Heſſen-Caſſel
in Frankfurt a/M. neben dem Reichspoſtamte ein heſſiſches
Poſtamt, Sachſen-Weimar ſtellte eine eigene Landespoſt auf2).



Cap. VII.
Die Churbrandenburgiſche Staatspoſt.

Das ſichere Auftreten des großen Churfürſten und der
Aufſchwung der churbrandenburgiſchen Staatspoſt bezeichnen
in der Geſchichte der Poſten einen neuen Wendepunkt.

Die Grundſätze, nach welchen Friedrich Wilhelm ſeine
Poſten geleitet wiſſen wollte, konnten andern Staaten nicht
verborgen bleiben, ihr ſegenbringender Hauch befruchtete auch
nach und nach das Leben der benachbarten Poſteinrichtungen.

Während die regelmäßigen Beförderungs-Anſtalten ſeiner
Vorfahren nur zu deren Hof- und Regierungszwecken beſtimmt

1) Der Reichspoſtmeiſter Birchden ſagt in ſeinem früher erwähn-
ten Memorial, welches 1646 ſo viel Aufſehen erregte, daß der Graf
Leonhard von Taxis zu ihm ſelbſt geäußert habe, er zöge jährlich über
100,000 Ducaten Ueberſchuß aus dem Poſtweſen, denn es war ein
ſolcher Brunnen, dahin alle Quellen zuſammenliefen.
2) Moser a. a. O. 141, 142, 176—179.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0339" n="326"/>
Geld aus dem Reiche ziehe<note place="foot" n="1)">Der Reichspo&#x017F;tmei&#x017F;ter Birchden &#x017F;agt in &#x017F;einem früher erwähn-<lb/>
ten Memorial, welches 1646 &#x017F;o viel Auf&#x017F;ehen erregte, daß der Graf<lb/>
Leonhard von Taxis zu ihm &#x017F;elb&#x017F;t geäußert habe, er zöge jährlich über<lb/>
100,000 Ducaten Ueber&#x017F;chuß aus dem Po&#x017F;twe&#x017F;en, denn es war ein<lb/>
&#x017F;olcher Brunnen, dahin alle Quellen zu&#x017F;ammenliefen.</note>, Ausländer an&#x017F;telle und der<lb/>
fremden Sprache bei &#x017F;einer Verwaltung &#x017F;ich bediene.</p><lb/>
              <p>Kai&#x017F;er Leopold that gleichwohl auch das Seinige, das Reichs-<lb/>
Po&#x017F;twe&#x017F;en zu &#x017F;chützen; er erneuerte die &#x017F;eit Rudolph <hi rendition="#aq">II</hi>. er-<lb/>
gangenen allgemeinen Po&#x017F;tmandate; allein &#x017F;ie hatten wenig<lb/>
oder gar keinen Erfolg; &#x017F;o errichtete namentlich He&#x017F;&#x017F;en-Ca&#x017F;&#x017F;el<lb/>
in Frankfurt a/M. neben dem Reichspo&#x017F;tamte ein he&#x017F;&#x017F;i&#x017F;ches<lb/>
Po&#x017F;tamt, Sach&#x017F;en-Weimar &#x017F;tellte eine eigene Landespo&#x017F;t auf<note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Moser</hi> a. a. O. 141, 142, 176&#x2014;179.</note>.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head>Cap. <hi rendition="#aq">VII</hi>.<lb/><hi rendition="#b">Die Churbrandenburgi&#x017F;che Staatspo&#x017F;t.</hi></head><lb/>
            <p>Das &#x017F;ichere Auftreten des großen Churfür&#x017F;ten und der<lb/>
Auf&#x017F;chwung der churbrandenburgi&#x017F;chen Staatspo&#x017F;t bezeichnen<lb/>
in der Ge&#x017F;chichte der Po&#x017F;ten einen neuen Wendepunkt.</p><lb/>
            <p>Die Grund&#x017F;ätze, nach welchen Friedrich Wilhelm &#x017F;eine<lb/>
Po&#x017F;ten geleitet wi&#x017F;&#x017F;en wollte, konnten andern Staaten nicht<lb/>
verborgen bleiben, ihr &#x017F;egenbringender Hauch befruchtete auch<lb/>
nach und nach das Leben der benachbarten Po&#x017F;teinrichtungen.</p><lb/>
            <p>Während die regelmäßigen Beförderungs-An&#x017F;talten &#x017F;einer<lb/>
Vorfahren nur zu deren Hof- und Regierungszwecken be&#x017F;timmt<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[326/0339] Geld aus dem Reiche ziehe 1), Ausländer anſtelle und der fremden Sprache bei ſeiner Verwaltung ſich bediene. Kaiſer Leopold that gleichwohl auch das Seinige, das Reichs- Poſtweſen zu ſchützen; er erneuerte die ſeit Rudolph II. er- gangenen allgemeinen Poſtmandate; allein ſie hatten wenig oder gar keinen Erfolg; ſo errichtete namentlich Heſſen-Caſſel in Frankfurt a/M. neben dem Reichspoſtamte ein heſſiſches Poſtamt, Sachſen-Weimar ſtellte eine eigene Landespoſt auf 2). Cap. VII. Die Churbrandenburgiſche Staatspoſt. Das ſichere Auftreten des großen Churfürſten und der Aufſchwung der churbrandenburgiſchen Staatspoſt bezeichnen in der Geſchichte der Poſten einen neuen Wendepunkt. Die Grundſätze, nach welchen Friedrich Wilhelm ſeine Poſten geleitet wiſſen wollte, konnten andern Staaten nicht verborgen bleiben, ihr ſegenbringender Hauch befruchtete auch nach und nach das Leben der benachbarten Poſteinrichtungen. Während die regelmäßigen Beförderungs-Anſtalten ſeiner Vorfahren nur zu deren Hof- und Regierungszwecken beſtimmt 1) Der Reichspoſtmeiſter Birchden ſagt in ſeinem früher erwähn- ten Memorial, welches 1646 ſo viel Aufſehen erregte, daß der Graf Leonhard von Taxis zu ihm ſelbſt geäußert habe, er zöge jährlich über 100,000 Ducaten Ueberſchuß aus dem Poſtweſen, denn es war ein ſolcher Brunnen, dahin alle Quellen zuſammenliefen. 2) Moser a. a. O. 141, 142, 176—179.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/339
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/339>, abgerufen am 12.05.2024.