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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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Zwecken des Herrschers; sie diente dazu, die politischen Be-
wegungen des Reiches zu überwachen und die Stimmung der
Völker zu controlliren, -- ob diese Anstalt aber nicht im Ver-
laufe der Zeit eine volksthümliche Ausdehnung erlangt hat
und erlangen mußte, das läßt sich aus der Geschichte nicht
beweisen, wenn nicht vielleicht darin eine Andeutung hiefür
liegt, daß sich die Anstalt noch erhalten hatte, als der Kaiser
Justinian mit dem neupersischen Reich einen Vertrag über die
gegenseitige Benützung der Postanstalten abschloß.1)

Freilich ereifert sich gar mancher Schriftsteller in der Be-
hauptung, daß diese persischen Anstalten keine Posten waren
im heutigen Sinne des Wortes,2) allein das Letztere wird
auch Niemand behaupten wollen.

Wenn aber dieselben Autoren das Wesen der Post
in die "stationsweise Beförderung", in das Vorhandensein der
"unterlegten Pferde" etc. etc. gelegt wissen wollen, dann schlagen
sie sich mit ihren eigenen Behauptungen; denn daß die
persischen Posten gerade diese äußern Einrichtungen hatten,
das ist ja das Einzige, was man überhaupt von ihnen weiß.

An dem Namen des Kindes braucht man sich nicht zu
stoßen; es ist schon in der Einleitung erwähnt, daß der Name
"Post" erst einer sehr späten Zeit angehört, aber die Sache,
den Zweck in Berücksichtigung gezogen, so waren es "Posten",
so gut als die Nürnberger Eier, welche Peter Heel erfand,
nicht weniger Uhren waren, als die jetzigen Chronometer
oder Regulatoren. --

1) Hudemann, Postwesen der römischen Kaiserzeit, Kiel 1866.
2) Matthias, über Posten und Postregal, Bd. 1. Cap. 7.

Zwecken des Herrſchers; ſie diente dazu, die politiſchen Be-
wegungen des Reiches zu überwachen und die Stimmung der
Völker zu controlliren, — ob dieſe Anſtalt aber nicht im Ver-
laufe der Zeit eine volksthümliche Ausdehnung erlangt hat
und erlangen mußte, das läßt ſich aus der Geſchichte nicht
beweiſen, wenn nicht vielleicht darin eine Andeutung hiefür
liegt, daß ſich die Anſtalt noch erhalten hatte, als der Kaiſer
Juſtinian mit dem neuperſiſchen Reich einen Vertrag über die
gegenſeitige Benützung der Poſtanſtalten abſchloß.1)

Freilich ereifert ſich gar mancher Schriftſteller in der Be-
hauptung, daß dieſe perſiſchen Anſtalten keine Poſten waren
im heutigen Sinne des Wortes,2) allein das Letztere wird
auch Niemand behaupten wollen.

Wenn aber dieſelben Autoren das Weſen der Poſt
in die „ſtationsweiſe Beförderung“, in das Vorhandenſein der
„unterlegten Pferde“ ꝛc. ꝛc. gelegt wiſſen wollen, dann ſchlagen
ſie ſich mit ihren eigenen Behauptungen; denn daß die
perſiſchen Poſten gerade dieſe äußern Einrichtungen hatten,
das iſt ja das Einzige, was man überhaupt von ihnen weiß.

An dem Namen des Kindes braucht man ſich nicht zu
ſtoßen; es iſt ſchon in der Einleitung erwähnt, daß der Name
„Poſt“ erſt einer ſehr ſpäten Zeit angehört, aber die Sache,
den Zweck in Berückſichtigung gezogen, ſo waren es „Poſten“,
ſo gut als die Nürnberger Eier, welche Peter Heel erfand,
nicht weniger Uhren waren, als die jetzigen Chronometer
oder Regulatoren. —

1) Hudemann, Poſtweſen der römiſchen Kaiſerzeit, Kiel 1866.
2) Matthias, über Poſten und Poſtregal, Bd. 1. Cap. 7.
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[20/0033] Zwecken des Herrſchers; ſie diente dazu, die politiſchen Be- wegungen des Reiches zu überwachen und die Stimmung der Völker zu controlliren, — ob dieſe Anſtalt aber nicht im Ver- laufe der Zeit eine volksthümliche Ausdehnung erlangt hat und erlangen mußte, das läßt ſich aus der Geſchichte nicht beweiſen, wenn nicht vielleicht darin eine Andeutung hiefür liegt, daß ſich die Anſtalt noch erhalten hatte, als der Kaiſer Juſtinian mit dem neuperſiſchen Reich einen Vertrag über die gegenſeitige Benützung der Poſtanſtalten abſchloß. 1) Freilich ereifert ſich gar mancher Schriftſteller in der Be- hauptung, daß dieſe perſiſchen Anſtalten keine Poſten waren im heutigen Sinne des Wortes, 2) allein das Letztere wird auch Niemand behaupten wollen. Wenn aber dieſelben Autoren das Weſen der Poſt in die „ſtationsweiſe Beförderung“, in das Vorhandenſein der „unterlegten Pferde“ ꝛc. ꝛc. gelegt wiſſen wollen, dann ſchlagen ſie ſich mit ihren eigenen Behauptungen; denn daß die perſiſchen Poſten gerade dieſe äußern Einrichtungen hatten, das iſt ja das Einzige, was man überhaupt von ihnen weiß. An dem Namen des Kindes braucht man ſich nicht zu ſtoßen; es iſt ſchon in der Einleitung erwähnt, daß der Name „Poſt“ erſt einer ſehr ſpäten Zeit angehört, aber die Sache, den Zweck in Berückſichtigung gezogen, ſo waren es „Poſten“, ſo gut als die Nürnberger Eier, welche Peter Heel erfand, nicht weniger Uhren waren, als die jetzigen Chronometer oder Regulatoren. — 1) Hudemann, Poſtweſen der römiſchen Kaiſerzeit, Kiel 1866. 2) Matthias, über Poſten und Poſtregal, Bd. 1. Cap. 7.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/33>, abgerufen am 29.03.2024.