Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

Posten übernehmen, mithin das ganze Regale cum suo onere
behalten wolle, worauf auch alsbald die Bereitwilligkeit zur
Uebernahme von der Gräfin von Taxis erfolgte.

§. 2.
Das Gutachten des churfürstlichen Collegiums über das
Nebenbotenwerk.

Die Fortdauer des Kriegslärms, die häufigen Eingriffe der
schwedischen Generale in das bestehende Postwesen, die durch
die Schweden erfolgte Vertreibung des einen oder andern Post-
meisters (z. B. Sieber in Leipzig 1631) und Besetzung der
Aemter mit schwedischen Bediensteten, welche sehr wahrscheinlich
von den bisherigen Einrichtungen nichts verstanden, die fort-
währenden Uebergriffe des Botenwesens etc. etc., dies Alles rüt-
telte indeß mächtig an dem festen Bestande der Taxis'schen
Posten.

Kaiser Ferdinand II. that jedoch Alles, um die gräfliche
Familie von Taxis bei der Nutzung ihres Lehens zu schützen.

So erneuerte er 1635 die bereits 1627 ergangenen Ver-
ordnungen wegen Abschaffung der Metzgerposten1). Jm fol-
genden Jahre 1636 ließ der Kaiser selbst das churfürstliche
Collegium ersuchen, die bei dem Postwesen im heiligen römi-
schen Reich nun von vielen Jahren her eingerissenen schweren
Mängel und Gebrechen in reife Berathschlagung zu ziehen
und sein Gutachten zu eröffnen: auf was Weise und Maaß

1) Lünig, Reichsarchiv p. g. p. 451 und 459.

Poſten übernehmen, mithin das ganze Regale cum suo onere
behalten wolle, worauf auch alsbald die Bereitwilligkeit zur
Uebernahme von der Gräfin von Taxis erfolgte.

§. 2.
Das Gutachten des churfürſtlichen Collegiums über das
Nebenbotenwerk.

Die Fortdauer des Kriegslärms, die häufigen Eingriffe der
ſchwediſchen Generale in das beſtehende Poſtweſen, die durch
die Schweden erfolgte Vertreibung des einen oder andern Poſt-
meiſters (z. B. Sieber in Leipzig 1631) und Beſetzung der
Aemter mit ſchwediſchen Bedienſteten, welche ſehr wahrſcheinlich
von den bisherigen Einrichtungen nichts verſtanden, die fort-
währenden Uebergriffe des Botenweſens ꝛc. ꝛc., dies Alles rüt-
telte indeß mächtig an dem feſten Beſtande der Taxis'ſchen
Poſten.

Kaiſer Ferdinand II. that jedoch Alles, um die gräfliche
Familie von Taxis bei der Nutzung ihres Lehens zu ſchützen.

So erneuerte er 1635 die bereits 1627 ergangenen Ver-
ordnungen wegen Abſchaffung der Metzgerpoſten1). Jm fol-
genden Jahre 1636 ließ der Kaiſer ſelbſt das churfürſtliche
Collegium erſuchen, die bei dem Poſtweſen im heiligen römi-
ſchen Reich nun von vielen Jahren her eingeriſſenen ſchweren
Mängel und Gebrechen in reife Berathſchlagung zu ziehen
und ſein Gutachten zu eröffnen: auf was Weiſe und Maaß

1) Lünig, Reichsarchiv p. g. p. 451 und 459.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0316" n="303"/>
Po&#x017F;ten übernehmen, mithin das ganze Regale <hi rendition="#aq">cum suo onere</hi><lb/>
behalten wolle, worauf auch alsbald die Bereitwilligkeit zur<lb/>
Uebernahme von der Gräfin von Taxis erfolgte.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">§. 2.<lb/>
Das Gutachten des churfür&#x017F;tlichen Collegiums über das<lb/>
Nebenbotenwerk.</hi> </head><lb/>
              <p>Die Fortdauer des Kriegslärms, die häufigen Eingriffe der<lb/>
&#x017F;chwedi&#x017F;chen Generale in das be&#x017F;tehende Po&#x017F;twe&#x017F;en, die durch<lb/>
die Schweden erfolgte Vertreibung des einen oder andern Po&#x017F;t-<lb/>
mei&#x017F;ters (z. B. Sieber in Leipzig 1631) und Be&#x017F;etzung der<lb/>
Aemter mit &#x017F;chwedi&#x017F;chen Bedien&#x017F;teten, welche &#x017F;ehr wahr&#x017F;cheinlich<lb/>
von den bisherigen Einrichtungen nichts ver&#x017F;tanden, die fort-<lb/>
währenden Uebergriffe des Botenwe&#x017F;ens &#xA75B;c. &#xA75B;c., dies Alles rüt-<lb/>
telte indeß mächtig an dem fe&#x017F;ten Be&#x017F;tande der Taxis'&#x017F;chen<lb/>
Po&#x017F;ten.</p><lb/>
              <p>Kai&#x017F;er Ferdinand <hi rendition="#aq">II</hi>. that jedoch Alles, um die gräfliche<lb/>
Familie von Taxis bei der Nutzung ihres Lehens zu &#x017F;chützen.</p><lb/>
              <p>So erneuerte er 1635 die bereits 1627 ergangenen Ver-<lb/>
ordnungen wegen Ab&#x017F;chaffung der Metzgerpo&#x017F;ten<note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Lünig</hi>, Reichsarchiv <hi rendition="#aq">p. g. p.</hi> 451 und 459.</note>. Jm fol-<lb/>
genden Jahre 1636 ließ der Kai&#x017F;er &#x017F;elb&#x017F;t das churfür&#x017F;tliche<lb/>
Collegium er&#x017F;uchen, die bei dem Po&#x017F;twe&#x017F;en im heiligen römi-<lb/>
&#x017F;chen Reich nun von vielen Jahren her eingeri&#x017F;&#x017F;enen &#x017F;chweren<lb/>
Mängel und Gebrechen in reife Berath&#x017F;chlagung zu ziehen<lb/>
und &#x017F;ein Gutachten zu eröffnen: auf was Wei&#x017F;e und Maaß<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[303/0316] Poſten übernehmen, mithin das ganze Regale cum suo onere behalten wolle, worauf auch alsbald die Bereitwilligkeit zur Uebernahme von der Gräfin von Taxis erfolgte. §. 2. Das Gutachten des churfürſtlichen Collegiums über das Nebenbotenwerk. Die Fortdauer des Kriegslärms, die häufigen Eingriffe der ſchwediſchen Generale in das beſtehende Poſtweſen, die durch die Schweden erfolgte Vertreibung des einen oder andern Poſt- meiſters (z. B. Sieber in Leipzig 1631) und Beſetzung der Aemter mit ſchwediſchen Bedienſteten, welche ſehr wahrſcheinlich von den bisherigen Einrichtungen nichts verſtanden, die fort- währenden Uebergriffe des Botenweſens ꝛc. ꝛc., dies Alles rüt- telte indeß mächtig an dem feſten Beſtande der Taxis'ſchen Poſten. Kaiſer Ferdinand II. that jedoch Alles, um die gräfliche Familie von Taxis bei der Nutzung ihres Lehens zu ſchützen. So erneuerte er 1635 die bereits 1627 ergangenen Ver- ordnungen wegen Abſchaffung der Metzgerpoſten 1). Jm fol- genden Jahre 1636 ließ der Kaiſer ſelbſt das churfürſtliche Collegium erſuchen, die bei dem Poſtweſen im heiligen römi- ſchen Reich nun von vielen Jahren her eingeriſſenen ſchweren Mängel und Gebrechen in reife Berathſchlagung zu ziehen und ſein Gutachten zu eröffnen: auf was Weiſe und Maaß 1) Lünig, Reichsarchiv p. g. p. 451 und 459.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/316
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/316>, abgerufen am 23.11.2024.