Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

der Erstere seine Rechte und Privilegien als Reichs-Oberstpost-
meister, der andere als Hof-Oberpostmeister im möglichst wei-
testen Umfange auszubeuten bemüht war, gab zu unaufhörlichen
Streitigkeiten über die Distribuirung der kaiserlichen Corres-
spondenzen etc. und Erhebung des Portos, wovon wir weiter
unten sprechen wollen, Veranlassung.

Allein die Differenzen zwischen Taxis und Paar, die fort-
währenden Competenzconflicte -- denn Paar führte sein Hof-
postamt stets in der unmittelbarsten Umgebung des Kaisers und
gleich einer ambulanten Post -- waren noch lange nicht die
letzten Folgen der Belehnung des Paar, und resp. der dadurch
notorisch geschaffenen exempten Stellung der österreichischen
Landesposten.

Die Hauptsache war -- und das war es, warum die Taxis-
schen Posten nie zu der angestrebten Einheit gelangten --
daß das Beispiel der Kaiser in ihren doch auch zu Deutschland
gehörigen Erblanden eigene Posten zu halten und zwar mit
Ausschließung der Reichsposten eben nicht geeignet war, bei den
Reichsständen -- besonders jenen, welche eigene Posten unter-
hielten -- Folgsamkeit bei Aufnahme Taxis'scher Reichsposten
zu erwirken.

Die Reichsstände hielten und schätzten sich in ihrer Landes-
hoheit für ebenso unantastbar, wie dies der Kaiser, der als
Erzherzog von Oesterreich, also gegenüber seinen Landesposten
auch nur ein Reichsstand war -- für seine Landesposten gegen-
über den Reichsposten in Anspruch nahm.

Man wog daher solche Maßregeln des Kaisers sehr ängst-
lich und genau ab, und fand, daß man eigentlich gar nicht
gezwungen werden könne, Taxis'sche Posten im eigenen Gebiete

der Erſtere ſeine Rechte und Privilegien als Reichs-Oberſtpoſt-
meiſter, der andere als Hof-Oberpoſtmeiſter im möglichſt wei-
teſten Umfange auszubeuten bemüht war, gab zu unaufhörlichen
Streitigkeiten über die Distribuirung der kaiſerlichen Corres-
ſpondenzen ꝛc. und Erhebung des Portos, wovon wir weiter
unten ſprechen wollen, Veranlaſſung.

Allein die Differenzen zwiſchen Taxis und Paar, die fort-
währenden Competenzconflicte — denn Paar führte ſein Hof-
poſtamt ſtets in der unmittelbarſten Umgebung des Kaiſers und
gleich einer ambulanten Poſt — waren noch lange nicht die
letzten Folgen der Belehnung des Paar, und resp. der dadurch
notoriſch geſchaffenen exempten Stellung der öſterreichiſchen
Landespoſten.

Die Hauptſache war — und das war es, warum die Taxis-
ſchen Poſten nie zu der angeſtrebten Einheit gelangten —
daß das Beiſpiel der Kaiſer in ihren doch auch zu Deutſchland
gehörigen Erblanden eigene Poſten zu halten und zwar mit
Ausſchließung der Reichspoſten eben nicht geeignet war, bei den
Reichsſtänden — beſonders jenen, welche eigene Poſten unter-
hielten — Folgſamkeit bei Aufnahme Taxis'ſcher Reichspoſten
zu erwirken.

Die Reichsſtände hielten und ſchätzten ſich in ihrer Landes-
hoheit für ebenſo unantaſtbar, wie dies der Kaiſer, der als
Erzherzog von Oeſterreich, alſo gegenüber ſeinen Landespoſten
auch nur ein Reichsſtand war — für ſeine Landespoſten gegen-
über den Reichspoſten in Anſpruch nahm.

Man wog daher ſolche Maßregeln des Kaiſers ſehr ängſt-
lich und genau ab, und fand, daß man eigentlich gar nicht
gezwungen werden könne, Taxis'ſche Poſten im eigenen Gebiete

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0313" n="300"/>
der Er&#x017F;tere &#x017F;eine Rechte und Privilegien als Reichs-Ober&#x017F;tpo&#x017F;t-<lb/>
mei&#x017F;ter, der andere als Hof-Oberpo&#x017F;tmei&#x017F;ter im möglich&#x017F;t wei-<lb/>
te&#x017F;ten Umfange auszubeuten bemüht war, gab zu unaufhörlichen<lb/>
Streitigkeiten über die Distribuirung der kai&#x017F;erlichen Corres-<lb/>
&#x017F;pondenzen &#xA75B;c. und Erhebung des Portos, wovon wir weiter<lb/>
unten &#x017F;prechen wollen, Veranla&#x017F;&#x017F;ung.</p><lb/>
              <p>Allein die Differenzen zwi&#x017F;chen Taxis und Paar, die fort-<lb/>
währenden Competenzconflicte &#x2014; denn Paar führte &#x017F;ein Hof-<lb/>
po&#x017F;tamt &#x017F;tets in der unmittelbar&#x017F;ten Umgebung des Kai&#x017F;ers und<lb/>
gleich einer ambulanten Po&#x017F;t &#x2014; waren noch lange nicht die<lb/>
letzten Folgen der Belehnung des Paar, und <hi rendition="#aq">resp</hi>. der dadurch<lb/>
notori&#x017F;ch ge&#x017F;chaffenen exempten Stellung der ö&#x017F;terreichi&#x017F;chen<lb/>
Landespo&#x017F;ten.</p><lb/>
              <p>Die Haupt&#x017F;ache war &#x2014; und das war es, warum die Taxis-<lb/>
&#x017F;chen Po&#x017F;ten <hi rendition="#g">nie</hi> zu der ange&#x017F;trebten Einheit gelangten &#x2014;<lb/>
daß das Bei&#x017F;piel der Kai&#x017F;er in ihren doch auch zu Deut&#x017F;chland<lb/>
gehörigen Erblanden eigene Po&#x017F;ten zu halten und zwar mit<lb/>
Aus&#x017F;chließung der Reichspo&#x017F;ten eben nicht geeignet war, bei den<lb/>
Reichs&#x017F;tänden &#x2014; be&#x017F;onders jenen, welche eigene Po&#x017F;ten unter-<lb/>
hielten &#x2014; Folg&#x017F;amkeit bei Aufnahme Taxis'&#x017F;cher Reichspo&#x017F;ten<lb/>
zu erwirken.</p><lb/>
              <p>Die Reichs&#x017F;tände hielten und &#x017F;chätzten &#x017F;ich in ihrer Landes-<lb/>
hoheit für eben&#x017F;o unanta&#x017F;tbar, wie dies der Kai&#x017F;er, der als<lb/>
Erzherzog von Oe&#x017F;terreich, al&#x017F;o gegenüber &#x017F;einen Landespo&#x017F;ten<lb/>
auch nur ein Reichs&#x017F;tand war &#x2014; für &#x017F;eine Landespo&#x017F;ten gegen-<lb/>
über den Reichspo&#x017F;ten in An&#x017F;pruch nahm.</p><lb/>
              <p>Man wog daher &#x017F;olche Maßregeln des Kai&#x017F;ers &#x017F;ehr äng&#x017F;t-<lb/>
lich und genau ab, und fand, daß man eigentlich gar nicht<lb/>
gezwungen werden könne, Taxis'&#x017F;che Po&#x017F;ten im eigenen Gebiete<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[300/0313] der Erſtere ſeine Rechte und Privilegien als Reichs-Oberſtpoſt- meiſter, der andere als Hof-Oberpoſtmeiſter im möglichſt wei- teſten Umfange auszubeuten bemüht war, gab zu unaufhörlichen Streitigkeiten über die Distribuirung der kaiſerlichen Corres- ſpondenzen ꝛc. und Erhebung des Portos, wovon wir weiter unten ſprechen wollen, Veranlaſſung. Allein die Differenzen zwiſchen Taxis und Paar, die fort- währenden Competenzconflicte — denn Paar führte ſein Hof- poſtamt ſtets in der unmittelbarſten Umgebung des Kaiſers und gleich einer ambulanten Poſt — waren noch lange nicht die letzten Folgen der Belehnung des Paar, und resp. der dadurch notoriſch geſchaffenen exempten Stellung der öſterreichiſchen Landespoſten. Die Hauptſache war — und das war es, warum die Taxis- ſchen Poſten nie zu der angeſtrebten Einheit gelangten — daß das Beiſpiel der Kaiſer in ihren doch auch zu Deutſchland gehörigen Erblanden eigene Poſten zu halten und zwar mit Ausſchließung der Reichspoſten eben nicht geeignet war, bei den Reichsſtänden — beſonders jenen, welche eigene Poſten unter- hielten — Folgſamkeit bei Aufnahme Taxis'ſcher Reichspoſten zu erwirken. Die Reichsſtände hielten und ſchätzten ſich in ihrer Landes- hoheit für ebenſo unantaſtbar, wie dies der Kaiſer, der als Erzherzog von Oeſterreich, alſo gegenüber ſeinen Landespoſten auch nur ein Reichsſtand war — für ſeine Landespoſten gegen- über den Reichspoſten in Anſpruch nahm. Man wog daher ſolche Maßregeln des Kaiſers ſehr ängſt- lich und genau ab, und fand, daß man eigentlich gar nicht gezwungen werden könne, Taxis'ſche Poſten im eigenen Gebiete

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/313
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/313>, abgerufen am 25.11.2024.