Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

machten aber Schwierigkeiten, wollten namentlich das Posthaus
nicht in die Stadt aufnehmen, sondern es sollte vor den Thoren
(im Gostenhof) bleiben, bis sie endlich in Folge einer Zuschrift
Lamorals von Taxis: "Sie wollten aber nicht gedenken, daß ich
darum gemeint sei, einige Neuerungen wider ihre Stadtboten
und alten Gebrauch einzuführen etc. etc." nachgaben.

Weiter legte der Postmeister Birchden von Frankfurt, mit
kaiserlichen Patenten und Empfehlungsschreiben des Churfürsten
von Mainz versehen, (1616) Posten von Frankfurt nach Fuld,
Erfurt, Naumburg und Leipzig an. Er ernannte in Erfurt
einen Postverwalter und den Botenmeister Johann Sieber zum
kaiserlichen Reichspostmeister in Leipzig. Sieber starb 1652.

Birchden begab sich von Leipzig nach Hamburg, errichtete
einen Botencours über Rothenburg a/W., Verden, Nienburg
und Minden nach Cöln, und trug so fleißig nicht blos zur
Erweiterung, sondern auch zur innern Verbesserung Vieles bei.
Der Postenlauf nach Prag erhielt 1618 durch Vervielfältigung
der Postwechsel die erforderliche Beschleunigung; der Zug ging
durch das Würzburgische. Die Würzburgischen Kanzleipakete
wurden kostenfrei geführt. Die Post nach Wien wurde von
Nürnberg über Augsburg, im Jahre 1620 aber wieder zur
Abkürzung der Zeit und des Weges über Regensburg geleitet.

Die Hamburger machten wie die Nürnberger Bedenklichkeiten
und ließen sich erst dann herbei, wenn dies "vorhabende neue
Postwesen" ihre bisherigen Privilegien und alten Herkommen
keinen Abbruch, den allgemeinen nothleidenden Commercien aber
beförderlich sein sollte! Birchden erhielt nun auch von den
churfürstlichen und fürstlichen Häusern Brandenburg, Braun-
schweig, Lüneburg, Anhalt und andern Ständen die Genehmigung,

machten aber Schwierigkeiten, wollten namentlich das Poſthaus
nicht in die Stadt aufnehmen, ſondern es ſollte vor den Thoren
(im Goſtenhof) bleiben, bis ſie endlich in Folge einer Zuſchrift
Lamorals von Taxis: „Sie wollten aber nicht gedenken, daß ich
darum gemeint ſei, einige Neuerungen wider ihre Stadtboten
und alten Gebrauch einzuführen ꝛc. ꝛc.“ nachgaben.

Weiter legte der Poſtmeiſter Birchden von Frankfurt, mit
kaiſerlichen Patenten und Empfehlungsſchreiben des Churfürſten
von Mainz verſehen, (1616) Poſten von Frankfurt nach Fuld,
Erfurt, Naumburg und Leipzig an. Er ernannte in Erfurt
einen Poſtverwalter und den Botenmeiſter Johann Sieber zum
kaiſerlichen Reichspoſtmeiſter in Leipzig. Sieber ſtarb 1652.

Birchden begab ſich von Leipzig nach Hamburg, errichtete
einen Botencours über Rothenburg a/W., Verden, Nienburg
und Minden nach Cöln, und trug ſo fleißig nicht blos zur
Erweiterung, ſondern auch zur innern Verbeſſerung Vieles bei.
Der Poſtenlauf nach Prag erhielt 1618 durch Vervielfältigung
der Poſtwechſel die erforderliche Beſchleunigung; der Zug ging
durch das Würzburgiſche. Die Würzburgiſchen Kanzleipakete
wurden koſtenfrei geführt. Die Poſt nach Wien wurde von
Nürnberg über Augsburg, im Jahre 1620 aber wieder zur
Abkürzung der Zeit und des Weges über Regensburg geleitet.

Die Hamburger machten wie die Nürnberger Bedenklichkeiten
und ließen ſich erſt dann herbei, wenn dies „vorhabende neue
Poſtweſen“ ihre bisherigen Privilegien und alten Herkommen
keinen Abbruch, den allgemeinen nothleidenden Commercien aber
beförderlich ſein ſollte! Birchden erhielt nun auch von den
churfürſtlichen und fürſtlichen Häuſern Brandenburg, Braun-
ſchweig, Lüneburg, Anhalt und andern Ständen die Genehmigung,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0305" n="292"/>
machten aber Schwierigkeiten, wollten namentlich das Po&#x017F;thaus<lb/>
nicht in die Stadt aufnehmen, &#x017F;ondern es &#x017F;ollte vor den Thoren<lb/>
(im Go&#x017F;tenhof) bleiben, bis &#x017F;ie endlich in Folge einer Zu&#x017F;chrift<lb/>
Lamorals von Taxis: &#x201E;Sie wollten aber nicht gedenken, daß ich<lb/>
darum gemeint &#x017F;ei, einige Neuerungen wider ihre Stadtboten<lb/>
und alten Gebrauch einzuführen &#xA75B;c. &#xA75B;c.&#x201C; nachgaben.</p><lb/>
            <p>Weiter legte der Po&#x017F;tmei&#x017F;ter Birchden von Frankfurt, mit<lb/>
kai&#x017F;erlichen Patenten und Empfehlungs&#x017F;chreiben des Churfür&#x017F;ten<lb/>
von Mainz ver&#x017F;ehen, (1616) Po&#x017F;ten von Frankfurt nach Fuld,<lb/>
Erfurt, Naumburg und Leipzig an. Er ernannte in Erfurt<lb/>
einen Po&#x017F;tverwalter und den Botenmei&#x017F;ter Johann Sieber zum<lb/>
kai&#x017F;erlichen Reichspo&#x017F;tmei&#x017F;ter in Leipzig. Sieber &#x017F;tarb 1652.</p><lb/>
            <p>Birchden begab &#x017F;ich von Leipzig nach Hamburg, errichtete<lb/>
einen Botencours über Rothenburg a/W., Verden, Nienburg<lb/>
und Minden nach Cöln, und trug &#x017F;o fleißig nicht blos zur<lb/>
Erweiterung, &#x017F;ondern auch zur innern Verbe&#x017F;&#x017F;erung Vieles bei.<lb/>
Der Po&#x017F;tenlauf nach Prag erhielt 1618 durch Vervielfältigung<lb/>
der Po&#x017F;twech&#x017F;el die erforderliche Be&#x017F;chleunigung; der Zug ging<lb/>
durch das Würzburgi&#x017F;che. Die Würzburgi&#x017F;chen Kanzleipakete<lb/>
wurden ko&#x017F;tenfrei geführt. Die Po&#x017F;t nach Wien wurde von<lb/>
Nürnberg über Augsburg, im Jahre 1620 aber wieder zur<lb/>
Abkürzung der Zeit und des Weges über Regensburg geleitet.</p><lb/>
            <p>Die Hamburger machten wie die Nürnberger Bedenklichkeiten<lb/>
und ließen &#x017F;ich er&#x017F;t dann herbei, wenn dies &#x201E;vorhabende neue<lb/>
Po&#x017F;twe&#x017F;en&#x201C; ihre bisherigen Privilegien und alten Herkommen<lb/>
keinen Abbruch, den allgemeinen nothleidenden Commercien aber<lb/>
beförderlich &#x017F;ein &#x017F;ollte! Birchden erhielt nun auch von den<lb/>
churfür&#x017F;tlichen und für&#x017F;tlichen Häu&#x017F;ern Brandenburg, Braun-<lb/>
&#x017F;chweig, Lüneburg, Anhalt und andern Ständen die Genehmigung,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[292/0305] machten aber Schwierigkeiten, wollten namentlich das Poſthaus nicht in die Stadt aufnehmen, ſondern es ſollte vor den Thoren (im Goſtenhof) bleiben, bis ſie endlich in Folge einer Zuſchrift Lamorals von Taxis: „Sie wollten aber nicht gedenken, daß ich darum gemeint ſei, einige Neuerungen wider ihre Stadtboten und alten Gebrauch einzuführen ꝛc. ꝛc.“ nachgaben. Weiter legte der Poſtmeiſter Birchden von Frankfurt, mit kaiſerlichen Patenten und Empfehlungsſchreiben des Churfürſten von Mainz verſehen, (1616) Poſten von Frankfurt nach Fuld, Erfurt, Naumburg und Leipzig an. Er ernannte in Erfurt einen Poſtverwalter und den Botenmeiſter Johann Sieber zum kaiſerlichen Reichspoſtmeiſter in Leipzig. Sieber ſtarb 1652. Birchden begab ſich von Leipzig nach Hamburg, errichtete einen Botencours über Rothenburg a/W., Verden, Nienburg und Minden nach Cöln, und trug ſo fleißig nicht blos zur Erweiterung, ſondern auch zur innern Verbeſſerung Vieles bei. Der Poſtenlauf nach Prag erhielt 1618 durch Vervielfältigung der Poſtwechſel die erforderliche Beſchleunigung; der Zug ging durch das Würzburgiſche. Die Würzburgiſchen Kanzleipakete wurden koſtenfrei geführt. Die Poſt nach Wien wurde von Nürnberg über Augsburg, im Jahre 1620 aber wieder zur Abkürzung der Zeit und des Weges über Regensburg geleitet. Die Hamburger machten wie die Nürnberger Bedenklichkeiten und ließen ſich erſt dann herbei, wenn dies „vorhabende neue Poſtweſen“ ihre bisherigen Privilegien und alten Herkommen keinen Abbruch, den allgemeinen nothleidenden Commercien aber beförderlich ſein ſollte! Birchden erhielt nun auch von den churfürſtlichen und fürſtlichen Häuſern Brandenburg, Braun- ſchweig, Lüneburg, Anhalt und andern Ständen die Genehmigung,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/305
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/305>, abgerufen am 23.11.2024.