Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

am 20. Jänner 1612 starb auch Kaiser Rudolph II. Jhr
Hinscheiden besiegelte eine neue Epoche für die Entwicklung des
Postwesens.


Cap. IV.
Die deutsche Reichspost.

Rudolphs Nachfolger war sein ältester Bruder Mathias,
welcher am 24. Jänner desselben Jahres zu Frankfurt als
Kaiser gekrönt wurde.

Leonhards Nachfolger wurde dessen Sohn, Lamoral von
Taxis, welcher bislang die österreichischen Erblandposten in
Böhmen und Ungarn als Hofpostmeister geleitet hatte.

Mathias nahm sich nicht minder thätig um das Postwesen
an, wie Rudolph; Lamoral dagegen wußte die Jntentionen
seiner Vorfahren genau zu verfolgen und sah klar und deutlich
das Ziel vor sich, nach welchem er zu streben habe. Es war
die Befestigung der bisherigen Vorrechte seiner Familie, die
Ausdehnung von Amt und Würde und Wirkungskreis, die
Sicherstellung seiner Unternehmungen gegen alle Einsprachen
und Proteste von Seite der Landeshoheiten und Reichsstände
-- und vor Allem Beschränkung und Niederdrückung des bis-
herigen, seinem Postwesen zur größten Gefahr concurrirenden
Nebenbotenwesens, mit einem Worte, der Stern, der seinen
Hoffnungen vorleuchtete, war das Monopol der deutschen Posten
im alleinigen Besitze seiner Familie.

Das Glück goß sein ganzes Füllhorn über Lamorals

am 20. Jänner 1612 ſtarb auch Kaiſer Rudolph II. Jhr
Hinſcheiden beſiegelte eine neue Epoche für die Entwicklung des
Poſtweſens.


Cap. IV.
Die deutſche Reichspoſt.

Rudolphs Nachfolger war ſein älteſter Bruder Mathias,
welcher am 24. Jänner deſſelben Jahres zu Frankfurt als
Kaiſer gekrönt wurde.

Leonhards Nachfolger wurde deſſen Sohn, Lamoral von
Taxis, welcher bislang die öſterreichiſchen Erblandpoſten in
Böhmen und Ungarn als Hofpoſtmeiſter geleitet hatte.

Mathias nahm ſich nicht minder thätig um das Poſtweſen
an, wie Rudolph; Lamoral dagegen wußte die Jntentionen
ſeiner Vorfahren genau zu verfolgen und ſah klar und deutlich
das Ziel vor ſich, nach welchem er zu ſtreben habe. Es war
die Befeſtigung der bisherigen Vorrechte ſeiner Familie, die
Ausdehnung von Amt und Würde und Wirkungskreis, die
Sicherſtellung ſeiner Unternehmungen gegen alle Einſprachen
und Proteſte von Seite der Landeshoheiten und Reichsſtände
— und vor Allem Beſchränkung und Niederdrückung des bis-
herigen, ſeinem Poſtweſen zur größten Gefahr concurrirenden
Nebenbotenweſens, mit einem Worte, der Stern, der ſeinen
Hoffnungen vorleuchtete, war das Monopol der deutſchen Poſten
im alleinigen Beſitze ſeiner Familie.

Das Glück goß ſein ganzes Füllhorn über Lamorals

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0301" n="288"/>
am 20. Jänner 1612 &#x017F;tarb auch Kai&#x017F;er Rudolph <hi rendition="#aq">II</hi>. Jhr<lb/>
Hin&#x017F;cheiden be&#x017F;iegelte eine neue Epoche für die Entwicklung des<lb/>
Po&#x017F;twe&#x017F;ens.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head>Cap. <hi rendition="#aq">IV</hi>.<lb/><hi rendition="#b">Die deut&#x017F;che Reichspo&#x017F;t</hi>.</head><lb/>
            <p>Rudolphs Nachfolger war &#x017F;ein älte&#x017F;ter Bruder Mathias,<lb/>
welcher am 24. Jänner de&#x017F;&#x017F;elben Jahres zu Frankfurt als<lb/>
Kai&#x017F;er gekrönt wurde.</p><lb/>
            <p>Leonhards Nachfolger wurde de&#x017F;&#x017F;en Sohn, Lamoral von<lb/>
Taxis, welcher bislang die ö&#x017F;terreichi&#x017F;chen Erblandpo&#x017F;ten in<lb/>
Böhmen und Ungarn als Hofpo&#x017F;tmei&#x017F;ter geleitet hatte.</p><lb/>
            <p>Mathias nahm &#x017F;ich nicht minder thätig um das Po&#x017F;twe&#x017F;en<lb/>
an, wie Rudolph; Lamoral dagegen wußte die Jntentionen<lb/>
&#x017F;einer Vorfahren genau zu verfolgen und &#x017F;ah klar und deutlich<lb/>
das Ziel vor &#x017F;ich, nach welchem er zu &#x017F;treben habe. Es war<lb/>
die Befe&#x017F;tigung der bisherigen Vorrechte &#x017F;einer Familie, die<lb/>
Ausdehnung von Amt und Würde und Wirkungskreis, die<lb/>
Sicher&#x017F;tellung &#x017F;einer Unternehmungen gegen alle Ein&#x017F;prachen<lb/>
und Prote&#x017F;te von Seite der Landeshoheiten und Reichs&#x017F;tände<lb/>
&#x2014; und vor Allem Be&#x017F;chränkung und Niederdrückung des bis-<lb/>
herigen, &#x017F;einem Po&#x017F;twe&#x017F;en zur größten Gefahr concurrirenden<lb/>
Nebenbotenwe&#x017F;ens, mit einem Worte, der Stern, der &#x017F;einen<lb/>
Hoffnungen vorleuchtete, war das Monopol der deut&#x017F;chen Po&#x017F;ten<lb/>
im alleinigen Be&#x017F;itze &#x017F;einer Familie.</p><lb/>
            <p>Das Glück goß &#x017F;ein ganzes Füllhorn über Lamorals<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[288/0301] am 20. Jänner 1612 ſtarb auch Kaiſer Rudolph II. Jhr Hinſcheiden beſiegelte eine neue Epoche für die Entwicklung des Poſtweſens. Cap. IV. Die deutſche Reichspoſt. Rudolphs Nachfolger war ſein älteſter Bruder Mathias, welcher am 24. Jänner deſſelben Jahres zu Frankfurt als Kaiſer gekrönt wurde. Leonhards Nachfolger wurde deſſen Sohn, Lamoral von Taxis, welcher bislang die öſterreichiſchen Erblandpoſten in Böhmen und Ungarn als Hofpoſtmeiſter geleitet hatte. Mathias nahm ſich nicht minder thätig um das Poſtweſen an, wie Rudolph; Lamoral dagegen wußte die Jntentionen ſeiner Vorfahren genau zu verfolgen und ſah klar und deutlich das Ziel vor ſich, nach welchem er zu ſtreben habe. Es war die Befeſtigung der bisherigen Vorrechte ſeiner Familie, die Ausdehnung von Amt und Würde und Wirkungskreis, die Sicherſtellung ſeiner Unternehmungen gegen alle Einſprachen und Proteſte von Seite der Landeshoheiten und Reichsſtände — und vor Allem Beſchränkung und Niederdrückung des bis- herigen, ſeinem Poſtweſen zur größten Gefahr concurrirenden Nebenbotenweſens, mit einem Worte, der Stern, der ſeinen Hoffnungen vorleuchtete, war das Monopol der deutſchen Poſten im alleinigen Beſitze ſeiner Familie. Das Glück goß ſein ganzes Füllhorn über Lamorals

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/301
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/301>, abgerufen am 13.05.2024.