Das eingenommene Brief- und Paketgeld wurde verrechnet und nach Abzug der verabredeten Belohnung (damals "zur Ergetzlichkeit" genannt) baar abgeliefert.
Die Vergrößerung der Städte, das Entstehen neuer, das Ausbreiten des Handels, die Verbindungen mit dem Auslande, die höhere Culturstufe der Vornehmen und Begüterten, die vielen Erfindungen und Entdeckungen, die Errichtung von Uni- versitäten, wie Prag, Heidelberg, Wien, Cöln, Erfurt, Würz- burg, Jngolstadt, Rostock, die lebhafte Bewegung des sich durch die Reformation aufklärenden Geistes, alles das waren Gründe, die, wie schon erwähnt, ein vermehrtes Bedürfniß nach Ver- bindungen in sich schlossen. --
Die Reichsstände und andere Fürsten und deren Landes- behörden schickten ihre Canzleiboten und Amtsdiener mit den Briefen an den Magistrat ihres Ortes oder der nächsten Stadt, welcher die weitere Beförderung durch seine Stadtboten besorgen ließ; so wurden die Correspondenzen von Stadt zu Stadt bis zum Bestimmungsort durch bald zu Fuß gehende, bald reitende Boten gebracht.
Die kaiserlichen reitenden Boten gingen nur vom Hof- lager aus, z. B. von Augsburg, Nürnberg, Frankfurt, Worms, Regensburg; diese hatten dann keine Abwechslung und wurden nur nach solchen Routen entsendet, wo eine fort- laufende Verbindung durch die Stadtboten nicht möglich oder der Umweg, der in diesem Falle zu machen gewesen wäre, zu groß war; auf jenen Routen dagegen, wo Stadtboten einen geregelten Cours unterhielten, be- nützten dieselben auch die Kaiser und wurde die
Das eingenommene Brief- und Paketgeld wurde verrechnet und nach Abzug der verabredeten Belohnung (damals „zur Ergetzlichkeit“ genannt) baar abgeliefert.
Die Vergrößerung der Städte, das Entſtehen neuer, das Ausbreiten des Handels, die Verbindungen mit dem Auslande, die höhere Culturſtufe der Vornehmen und Begüterten, die vielen Erfindungen und Entdeckungen, die Errichtung von Uni- verſitäten, wie Prag, Heidelberg, Wien, Cöln, Erfurt, Würz- burg, Jngolſtadt, Roſtock, die lebhafte Bewegung des ſich durch die Reformation aufklärenden Geiſtes, alles das waren Gründe, die, wie ſchon erwähnt, ein vermehrtes Bedürfniß nach Ver- bindungen in ſich ſchloſſen. —
Die Reichsſtände und andere Fürſten und deren Landes- behörden ſchickten ihre Canzleiboten und Amtsdiener mit den Briefen an den Magiſtrat ihres Ortes oder der nächſten Stadt, welcher die weitere Beförderung durch ſeine Stadtboten beſorgen ließ; ſo wurden die Correspondenzen von Stadt zu Stadt bis zum Beſtimmungsort durch bald zu Fuß gehende, bald reitende Boten gebracht.
Die kaiſerlichen reitenden Boten gingen nur vom Hof- lager aus, z. B. von Augsburg, Nürnberg, Frankfurt, Worms, Regensburg; dieſe hatten dann keine Abwechslung und wurden nur nach ſolchen Routen entſendet, wo eine fort- laufende Verbindung durch die Stadtboten nicht möglich oder der Umweg, der in dieſem Falle zu machen geweſen wäre, zu groß war; auf jenen Routen dagegen, wo Stadtboten einen geregelten Cours unterhielten, be- nützten dieſelben auch die Kaiſer und wurde die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0249"n="236"/><p>Das eingenommene Brief- und Paketgeld wurde verrechnet<lb/>
und nach Abzug der verabredeten Belohnung (damals „zur<lb/>
Ergetzlichkeit“ genannt) baar abgeliefert.</p><lb/><p>Die Vergrößerung der Städte, das Entſtehen neuer, das<lb/>
Ausbreiten des Handels, die Verbindungen mit dem Auslande,<lb/>
die höhere Culturſtufe der Vornehmen und Begüterten, die<lb/>
vielen Erfindungen und Entdeckungen, die Errichtung von Uni-<lb/>
verſitäten, wie Prag, Heidelberg, Wien, Cöln, Erfurt, Würz-<lb/>
burg, Jngolſtadt, Roſtock, die lebhafte Bewegung des ſich durch<lb/>
die Reformation aufklärenden Geiſtes, alles das waren Gründe,<lb/>
die, wie ſchon erwähnt, ein vermehrtes Bedürfniß nach Ver-<lb/>
bindungen in ſich ſchloſſen. —</p><lb/><p>Die Reichsſtände und andere Fürſten und deren Landes-<lb/>
behörden ſchickten ihre Canzleiboten und Amtsdiener mit den<lb/>
Briefen an den Magiſtrat ihres Ortes oder der nächſten Stadt,<lb/>
welcher die weitere Beförderung durch ſeine Stadtboten beſorgen<lb/>
ließ; ſo wurden die Correspondenzen von Stadt zu Stadt bis<lb/>
zum Beſtimmungsort durch bald zu Fuß gehende, bald reitende<lb/>
Boten gebracht.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">kaiſerlichen</hi> reitenden Boten gingen nur vom Hof-<lb/>
lager aus, z. B. von Augsburg, Nürnberg, Frankfurt, Worms,<lb/>
Regensburg; dieſe hatten dann <hirendition="#g">keine Abwechslung</hi> und<lb/>
wurden nur nach <hirendition="#g">ſolchen Routen</hi> entſendet, wo eine <hirendition="#g">fort-<lb/>
laufende Verbindung durch die Stadtboten nicht<lb/>
möglich</hi> oder der Umweg, der in dieſem Falle zu machen<lb/>
geweſen wäre, zu groß war; auf jenen Routen dagegen, <hirendition="#g">wo<lb/>
Stadtboten einen geregelten Cours</hi> unterhielten, <hirendition="#g">be-<lb/>
nützten dieſelben auch die Kaiſer und wurde die<lb/></hi></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[236/0249]
Das eingenommene Brief- und Paketgeld wurde verrechnet
und nach Abzug der verabredeten Belohnung (damals „zur
Ergetzlichkeit“ genannt) baar abgeliefert.
Die Vergrößerung der Städte, das Entſtehen neuer, das
Ausbreiten des Handels, die Verbindungen mit dem Auslande,
die höhere Culturſtufe der Vornehmen und Begüterten, die
vielen Erfindungen und Entdeckungen, die Errichtung von Uni-
verſitäten, wie Prag, Heidelberg, Wien, Cöln, Erfurt, Würz-
burg, Jngolſtadt, Roſtock, die lebhafte Bewegung des ſich durch
die Reformation aufklärenden Geiſtes, alles das waren Gründe,
die, wie ſchon erwähnt, ein vermehrtes Bedürfniß nach Ver-
bindungen in ſich ſchloſſen. —
Die Reichsſtände und andere Fürſten und deren Landes-
behörden ſchickten ihre Canzleiboten und Amtsdiener mit den
Briefen an den Magiſtrat ihres Ortes oder der nächſten Stadt,
welcher die weitere Beförderung durch ſeine Stadtboten beſorgen
ließ; ſo wurden die Correspondenzen von Stadt zu Stadt bis
zum Beſtimmungsort durch bald zu Fuß gehende, bald reitende
Boten gebracht.
Die kaiſerlichen reitenden Boten gingen nur vom Hof-
lager aus, z. B. von Augsburg, Nürnberg, Frankfurt, Worms,
Regensburg; dieſe hatten dann keine Abwechslung und
wurden nur nach ſolchen Routen entſendet, wo eine fort-
laufende Verbindung durch die Stadtboten nicht
möglich oder der Umweg, der in dieſem Falle zu machen
geweſen wäre, zu groß war; auf jenen Routen dagegen, wo
Stadtboten einen geregelten Cours unterhielten, be-
nützten dieſelben auch die Kaiſer und wurde die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/249>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.