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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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Zeiten vorbehalten und die mittelalterliche Verkehrsweise erhielt
sich hier viel zäher, als drüben bei den romanischen Nachbarn.

Nachdem die Macht der Hansa gesunken war und demzu-
folge auch ihre Verbindungen gelöst waren, hörten auch ihre
Botenzüge auf und mit denselben eine große Anzahl von Seiten-
verbindungen, die sich allmählich selbstverständlich je nach den
Ortsbedürfnissen an die Hauptrouten angeschlossen hatten.

Das Botenwerk hatte sich aber schon längst zu einem für
Handel und Verkehr nothwendigen Jnstitut emporgeschwungen
und nun waren es die Obrigkeiten der einzelnen Städte selbst,
welche theils für sich, theils in Verbindung mit andern Städte-
obrigkeiten die Stadtbotenämter errichteten.

Die sehr bedeutende Briefgeldeinnahme ward allenthalben
zur Kammercasse eingezogen und die Kaufmannszunft wurde
als solche von jeder weitern Berechtigung zur Theilnahme an
solchen Unternehmungen ausgeschlossen.

Diese Stadtboten errichteten auch bald, gesichert durch den
Schutz und die Mitwirkung der Obrigkeiten, zur Erleichterung
ihres Fortkommens unterwegs Pferdewechsel in gewissen Ent-
fernungen, meistens von 5--5 Meilen; denn sie mußten nun
wegen der Menge der Briefpakete anfänglich zu Pferde, und
als sie auch kleine Pakete zur Bestellung mitnahmen, in einem
kleinen Wagen den Dienst verrichten.

Jn jenen Stationen fanden sie stets frisches Gespann und
neue Wagenführer und hielten für ihre Rechnung in den be-
deutenderen Orten auch Factoren, welche bis zu ihrer Ankunft
die abgehenden Sendungen ansammelten und die dahin mit-
gebrachten im Orte zur Bestellung brachten.

Zeiten vorbehalten und die mittelalterliche Verkehrsweiſe erhielt
ſich hier viel zäher, als drüben bei den romaniſchen Nachbarn.

Nachdem die Macht der Hanſa geſunken war und demzu-
folge auch ihre Verbindungen gelöſt waren, hörten auch ihre
Botenzüge auf und mit denſelben eine große Anzahl von Seiten-
verbindungen, die ſich allmählich ſelbſtverſtändlich je nach den
Ortsbedürfniſſen an die Hauptrouten angeſchloſſen hatten.

Das Botenwerk hatte ſich aber ſchon längſt zu einem für
Handel und Verkehr nothwendigen Jnſtitut emporgeſchwungen
und nun waren es die Obrigkeiten der einzelnen Städte ſelbſt,
welche theils für ſich, theils in Verbindung mit andern Städte-
obrigkeiten die Stadtbotenämter errichteten.

Die ſehr bedeutende Briefgeldeinnahme ward allenthalben
zur Kammercaſſe eingezogen und die Kaufmannszunft wurde
als ſolche von jeder weitern Berechtigung zur Theilnahme an
ſolchen Unternehmungen ausgeſchloſſen.

Dieſe Stadtboten errichteten auch bald, geſichert durch den
Schutz und die Mitwirkung der Obrigkeiten, zur Erleichterung
ihres Fortkommens unterwegs Pferdewechſel in gewiſſen Ent-
fernungen, meiſtens von 5—5 Meilen; denn ſie mußten nun
wegen der Menge der Briefpakete anfänglich zu Pferde, und
als ſie auch kleine Pakete zur Beſtellung mitnahmen, in einem
kleinen Wagen den Dienſt verrichten.

Jn jenen Stationen fanden ſie ſtets friſches Geſpann und
neue Wagenführer und hielten für ihre Rechnung in den be-
deutenderen Orten auch Factoren, welche bis zu ihrer Ankunft
die abgehenden Sendungen anſammelten und die dahin mit-
gebrachten im Orte zur Beſtellung brachten.

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[235/0248] Zeiten vorbehalten und die mittelalterliche Verkehrsweiſe erhielt ſich hier viel zäher, als drüben bei den romaniſchen Nachbarn. Nachdem die Macht der Hanſa geſunken war und demzu- folge auch ihre Verbindungen gelöſt waren, hörten auch ihre Botenzüge auf und mit denſelben eine große Anzahl von Seiten- verbindungen, die ſich allmählich ſelbſtverſtändlich je nach den Ortsbedürfniſſen an die Hauptrouten angeſchloſſen hatten. Das Botenwerk hatte ſich aber ſchon längſt zu einem für Handel und Verkehr nothwendigen Jnſtitut emporgeſchwungen und nun waren es die Obrigkeiten der einzelnen Städte ſelbſt, welche theils für ſich, theils in Verbindung mit andern Städte- obrigkeiten die Stadtbotenämter errichteten. Die ſehr bedeutende Briefgeldeinnahme ward allenthalben zur Kammercaſſe eingezogen und die Kaufmannszunft wurde als ſolche von jeder weitern Berechtigung zur Theilnahme an ſolchen Unternehmungen ausgeſchloſſen. Dieſe Stadtboten errichteten auch bald, geſichert durch den Schutz und die Mitwirkung der Obrigkeiten, zur Erleichterung ihres Fortkommens unterwegs Pferdewechſel in gewiſſen Ent- fernungen, meiſtens von 5—5 Meilen; denn ſie mußten nun wegen der Menge der Briefpakete anfänglich zu Pferde, und als ſie auch kleine Pakete zur Beſtellung mitnahmen, in einem kleinen Wagen den Dienſt verrichten. Jn jenen Stationen fanden ſie ſtets friſches Geſpann und neue Wagenführer und hielten für ihre Rechnung in den be- deutenderen Orten auch Factoren, welche bis zu ihrer Ankunft die abgehenden Sendungen anſammelten und die dahin mit- gebrachten im Orte zur Beſtellung brachten.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/248>, abgerufen am 27.04.2024.