Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

den Höfe, welche sich nach Ausweis und gegen taxmäßige Be-
zahlung der Anstalt bedienen durften.

10. Dagegen sind diese fremden Boten und Curiere ge-
halten, lediglich auf diesen Coursstraßen zu verbleiben, um
sich nicht und nirgends der etwa nöthigen Controlle zu ent-
ziehen. Deßhalb seien sie auch gehalten, sich beim Eintritt an
der Grenze einen Paß zu verschaffen etc. etc.

Nun folgen in der Verordnung verschiedene Verhaltungs-
maßregeln für die Kurierstallmeister, welche die strengste Ueber-
wachung der Reisenden und ihrer Effecten anordnet, ihnen
unter Umständen gestattet, die Effecten durchzusuchen, Corres-
pondenzen zu öffnen und zu untersuchen, ob nichts Staats-
gefährliches darin enthalten sei. -- Diese wenigen Punkte ge-
nügen, die Aehnlichkeit des Gedankens Ludwig XI. mit jenen
des Augustus nachzuweisen, auch hier haben wir eine Anstalt
vor uns, die nicht um des allgemeinen Jnteresses willen, nicht
zur Wohlfahrt des Volkes, nicht mit Bezug auf Hebung und
Förderung des Handels und Verkehrs geschaffen ist, sondern sie
ist lediglich wieder im Dienste der Polizei -- und ihr ruhiger
maschinenmäßiger Gang ist lediglich die trockene Frucht des
ausgeprägtesten Despotismus des Regenten.

Die weiteren Punkte der Verordnung §. 18--23 handeln
von den Pflichten des Groß-Couriermeisters, seinen Befugnissen
in der Wahl seiner Unterbeamten, seinen Einkünften; der Groß-
Couriermeister erhielt jährlich 800 livres sammt den Bezügen
seiner Hofcharge als conseiller d'etat nebst Emolumenten und
jährlich 1000 livres Pension.

Jeder Courierstallmeister erhielt 50, jeder Commis (eine
Charge zwischen dem Großcouriermeister und den Courier-

den Höfe, welche ſich nach Ausweis und gegen taxmäßige Be-
zahlung der Anſtalt bedienen durften.

10. Dagegen ſind dieſe fremden Boten und Curiere ge-
halten, lediglich auf dieſen Coursſtraßen zu verbleiben, um
ſich nicht und nirgends der etwa nöthigen Controlle zu ent-
ziehen. Deßhalb ſeien ſie auch gehalten, ſich beim Eintritt an
der Grenze einen Paß zu verſchaffen ꝛc. ꝛc.

Nun folgen in der Verordnung verſchiedene Verhaltungs-
maßregeln für die Kurierſtallmeiſter, welche die ſtrengſte Ueber-
wachung der Reiſenden und ihrer Effecten anordnet, ihnen
unter Umſtänden geſtattet, die Effecten durchzuſuchen, Corres-
pondenzen zu öffnen und zu unterſuchen, ob nichts Staats-
gefährliches darin enthalten ſei. — Dieſe wenigen Punkte ge-
nügen, die Aehnlichkeit des Gedankens Ludwig XI. mit jenen
des Augustus nachzuweiſen, auch hier haben wir eine Anſtalt
vor uns, die nicht um des allgemeinen Jntereſſes willen, nicht
zur Wohlfahrt des Volkes, nicht mit Bezug auf Hebung und
Förderung des Handels und Verkehrs geſchaffen iſt, ſondern ſie
iſt lediglich wieder im Dienſte der Polizei — und ihr ruhiger
maſchinenmäßiger Gang iſt lediglich die trockene Frucht des
ausgeprägteſten Deſpotismus des Regenten.

Die weiteren Punkte der Verordnung §. 18—23 handeln
von den Pflichten des Groß-Couriermeiſters, ſeinen Befugniſſen
in der Wahl ſeiner Unterbeamten, ſeinen Einkünften; der Groß-
Couriermeiſter erhielt jährlich 800 livres ſammt den Bezügen
ſeiner Hofcharge als conseiller d'etat nebſt Emolumenten und
jährlich 1000 livres Penſion.

Jeder Courierſtallmeiſter erhielt 50, jeder Commis (eine
Charge zwiſchen dem Großcouriermeiſter und den Courier-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0243" n="230"/>
den Höfe, welche &#x017F;ich nach Ausweis und gegen taxmäßige Be-<lb/>
zahlung der An&#x017F;talt bedienen durften.</p><lb/>
            <p>10. Dagegen &#x017F;ind die&#x017F;e fremden Boten und Curiere ge-<lb/>
halten, lediglich auf die&#x017F;en Cours&#x017F;traßen zu verbleiben, um<lb/>
&#x017F;ich nicht und nirgends der etwa nöthigen Controlle zu ent-<lb/>
ziehen. Deßhalb &#x017F;eien &#x017F;ie auch gehalten, &#x017F;ich beim Eintritt an<lb/>
der Grenze einen Paß zu ver&#x017F;chaffen &#xA75B;c. &#xA75B;c.</p><lb/>
            <p>Nun folgen in der Verordnung ver&#x017F;chiedene Verhaltungs-<lb/>
maßregeln für die Kurier&#x017F;tallmei&#x017F;ter, welche die &#x017F;treng&#x017F;te Ueber-<lb/>
wachung der Rei&#x017F;enden und ihrer Effecten anordnet, ihnen<lb/>
unter Um&#x017F;tänden ge&#x017F;tattet, die Effecten durchzu&#x017F;uchen, Corres-<lb/>
pondenzen zu öffnen und zu unter&#x017F;uchen, ob nichts Staats-<lb/>
gefährliches darin enthalten &#x017F;ei. &#x2014; Die&#x017F;e wenigen Punkte ge-<lb/>
nügen, die Aehnlichkeit des Gedankens Ludwig <hi rendition="#aq">XI</hi>. mit jenen<lb/>
des <hi rendition="#aq">Augustus</hi> nachzuwei&#x017F;en, auch hier haben wir eine An&#x017F;talt<lb/>
vor uns, die nicht um des allgemeinen Jntere&#x017F;&#x017F;es willen, nicht<lb/>
zur Wohlfahrt des Volkes, nicht mit Bezug auf Hebung und<lb/>
Förderung des Handels und Verkehrs ge&#x017F;chaffen i&#x017F;t, &#x017F;ondern &#x017F;ie<lb/>
i&#x017F;t lediglich wieder im Dien&#x017F;te der Polizei &#x2014; und ihr ruhiger<lb/>
ma&#x017F;chinenmäßiger Gang i&#x017F;t lediglich die trockene Frucht des<lb/>
ausgeprägte&#x017F;ten De&#x017F;potismus des Regenten.</p><lb/>
            <p>Die weiteren Punkte der Verordnung §. 18&#x2014;23 handeln<lb/>
von den Pflichten des Groß-Couriermei&#x017F;ters, &#x017F;einen Befugni&#x017F;&#x017F;en<lb/>
in der Wahl &#x017F;einer Unterbeamten, &#x017F;einen Einkünften; der Groß-<lb/>
Couriermei&#x017F;ter erhielt jährlich 800 <hi rendition="#aq">livres</hi> &#x017F;ammt den Bezügen<lb/>
&#x017F;einer Hofcharge als <hi rendition="#aq">conseiller d'etat</hi> neb&#x017F;t Emolumenten und<lb/>
jährlich 1000 <hi rendition="#aq">livres</hi> Pen&#x017F;ion.</p><lb/>
            <p>Jeder Courier&#x017F;tallmei&#x017F;ter erhielt 50, jeder Commis (eine<lb/>
Charge zwi&#x017F;chen dem Großcouriermei&#x017F;ter und den Courier-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[230/0243] den Höfe, welche ſich nach Ausweis und gegen taxmäßige Be- zahlung der Anſtalt bedienen durften. 10. Dagegen ſind dieſe fremden Boten und Curiere ge- halten, lediglich auf dieſen Coursſtraßen zu verbleiben, um ſich nicht und nirgends der etwa nöthigen Controlle zu ent- ziehen. Deßhalb ſeien ſie auch gehalten, ſich beim Eintritt an der Grenze einen Paß zu verſchaffen ꝛc. ꝛc. Nun folgen in der Verordnung verſchiedene Verhaltungs- maßregeln für die Kurierſtallmeiſter, welche die ſtrengſte Ueber- wachung der Reiſenden und ihrer Effecten anordnet, ihnen unter Umſtänden geſtattet, die Effecten durchzuſuchen, Corres- pondenzen zu öffnen und zu unterſuchen, ob nichts Staats- gefährliches darin enthalten ſei. — Dieſe wenigen Punkte ge- nügen, die Aehnlichkeit des Gedankens Ludwig XI. mit jenen des Augustus nachzuweiſen, auch hier haben wir eine Anſtalt vor uns, die nicht um des allgemeinen Jntereſſes willen, nicht zur Wohlfahrt des Volkes, nicht mit Bezug auf Hebung und Förderung des Handels und Verkehrs geſchaffen iſt, ſondern ſie iſt lediglich wieder im Dienſte der Polizei — und ihr ruhiger maſchinenmäßiger Gang iſt lediglich die trockene Frucht des ausgeprägteſten Deſpotismus des Regenten. Die weiteren Punkte der Verordnung §. 18—23 handeln von den Pflichten des Groß-Couriermeiſters, ſeinen Befugniſſen in der Wahl ſeiner Unterbeamten, ſeinen Einkünften; der Groß- Couriermeiſter erhielt jährlich 800 livres ſammt den Bezügen ſeiner Hofcharge als conseiller d'etat nebſt Emolumenten und jährlich 1000 livres Penſion. Jeder Courierſtallmeiſter erhielt 50, jeder Commis (eine Charge zwiſchen dem Großcouriermeiſter und den Courier-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/243
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/243>, abgerufen am 28.04.2024.