Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

versahen nicht bloß die nordischen Reiche, sondern auch Frank-
reich und England.

Dadurch aber, daß nun Portugiesen, Spanier, Holländer,
Engländer und Franzosen den Welthandel an sich rissen und
der Handel einen ganz andern Gang nahm, bereitete sich der
Sturz Venedigs und Genuas sowie der oberdeutschen Handels-
städte vor; die vielverzweigten Kaufmannszüge wurden immer
seltener, die Straßen, die mit der Fergung der Waaren belebt
waren, drohten neuerdings zu veröden, wenn nicht andere Er-
eignisse und Erfindungen zu mächtige Wirkungen auf das Ver-
kehrsleben geäußert hätten, als daß man die bisher bestandenen
Verbindungen hätte vermissen und aufgeben wollen und können.

Wir haben bereits erwähnt, durch welche innere politische
Gründe die Wirksamkeit der Hansa und ihre Verbindungen
ihrem Ende entgegenging; -- aber auch der Orden der deutschen
Herren-Ritter mit seinen vortrefflichen Postanstalten kam seinem
Ende nahe; nur 294 Jahre währte die Wichtigkeit und Dauer
seiner Ordensherrschaft. Geschwächt durch die Verheerungen
der ungezähmten Lithauer und die Fehden mit andern Nach-
barn, ja 1466 von den Polen zurückgedrängt bis an das Kö-
nigsberger Gebiet und nach und nach durch innere Verhältnisse
erschüttert, ging der Ordensbund seiner Auflösung entgegen.

Sigismund, der König von Polen vollführte sie durch den
Krakauer Friedensschluß vom 8. April 1525.

Mit der Auflösung des Ordens hatten auch ihre Post-
anstalten aufgehört; an ihre Stelle traten in Ostpreußen und
preußisch Lithauen die Verpflichtung der Dorfschulzen, die Cor-
respondenzen etc. der Obrigkeiten und Herren von Amt zu Amt

verſahen nicht bloß die nordiſchen Reiche, ſondern auch Frank-
reich und England.

Dadurch aber, daß nun Portugieſen, Spanier, Holländer,
Engländer und Franzoſen den Welthandel an ſich riſſen und
der Handel einen ganz andern Gang nahm, bereitete ſich der
Sturz Venedigs und Genuas ſowie der oberdeutſchen Handels-
ſtädte vor; die vielverzweigten Kaufmannszüge wurden immer
ſeltener, die Straßen, die mit der Fergung der Waaren belebt
waren, drohten neuerdings zu veröden, wenn nicht andere Er-
eigniſſe und Erfindungen zu mächtige Wirkungen auf das Ver-
kehrsleben geäußert hätten, als daß man die bisher beſtandenen
Verbindungen hätte vermiſſen und aufgeben wollen und können.

Wir haben bereits erwähnt, durch welche innere politiſche
Gründe die Wirkſamkeit der Hanſa und ihre Verbindungen
ihrem Ende entgegenging; — aber auch der Orden der deutſchen
Herren-Ritter mit ſeinen vortrefflichen Poſtanſtalten kam ſeinem
Ende nahe; nur 294 Jahre währte die Wichtigkeit und Dauer
ſeiner Ordensherrſchaft. Geſchwächt durch die Verheerungen
der ungezähmten Lithauer und die Fehden mit andern Nach-
barn, ja 1466 von den Polen zurückgedrängt bis an das Kö-
nigsberger Gebiet und nach und nach durch innere Verhältniſſe
erſchüttert, ging der Ordensbund ſeiner Auflöſung entgegen.

Sigismund, der König von Polen vollführte ſie durch den
Krakauer Friedensſchluß vom 8. April 1525.

Mit der Auflöſung des Ordens hatten auch ihre Poſt-
anſtalten aufgehört; an ihre Stelle traten in Oſtpreußen und
preußiſch Lithauen die Verpflichtung der Dorfſchulzen, die Cor-
reſpondenzen ꝛc. der Obrigkeiten und Herren von Amt zu Amt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0235" n="222"/>
ver&#x017F;ahen nicht bloß die nordi&#x017F;chen Reiche, &#x017F;ondern auch Frank-<lb/>
reich und England.</p><lb/>
            <p>Dadurch aber, daß nun Portugie&#x017F;en, Spanier, Holländer,<lb/>
Engländer und Franzo&#x017F;en den Welthandel an &#x017F;ich ri&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
der Handel einen ganz andern Gang nahm, bereitete &#x017F;ich der<lb/>
Sturz Venedigs und Genuas &#x017F;owie der oberdeut&#x017F;chen Handels-<lb/>
&#x017F;tädte vor; die vielverzweigten Kaufmannszüge wurden immer<lb/>
&#x017F;eltener, die Straßen, die mit der Fergung der Waaren belebt<lb/>
waren, drohten neuerdings zu veröden, wenn nicht andere Er-<lb/>
eigni&#x017F;&#x017F;e und Erfindungen zu mächtige Wirkungen auf das Ver-<lb/>
kehrsleben geäußert hätten, als daß man die bisher be&#x017F;tandenen<lb/>
Verbindungen hätte vermi&#x017F;&#x017F;en und aufgeben wollen und können.</p><lb/>
            <p>Wir haben bereits erwähnt, durch welche innere politi&#x017F;che<lb/>
Gründe die Wirk&#x017F;amkeit der Han&#x017F;a und ihre Verbindungen<lb/>
ihrem Ende entgegenging; &#x2014; aber auch der Orden der deut&#x017F;chen<lb/>
Herren-Ritter mit &#x017F;einen vortrefflichen Po&#x017F;tan&#x017F;talten kam &#x017F;einem<lb/>
Ende nahe; nur 294 Jahre währte die Wichtigkeit und Dauer<lb/>
&#x017F;einer Ordensherr&#x017F;chaft. Ge&#x017F;chwächt durch die Verheerungen<lb/>
der ungezähmten Lithauer und die Fehden mit andern Nach-<lb/>
barn, ja 1466 von den Polen zurückgedrängt bis an das Kö-<lb/>
nigsberger Gebiet und nach und nach durch innere Verhältni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
er&#x017F;chüttert, ging der Ordensbund &#x017F;einer Auflö&#x017F;ung entgegen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Sigismund</hi>, der König von Polen vollführte &#x017F;ie durch den<lb/>
Krakauer Friedens&#x017F;chluß vom 8. April 1525.</p><lb/>
            <p>Mit der Auflö&#x017F;ung des Ordens hatten auch ihre Po&#x017F;t-<lb/>
an&#x017F;talten aufgehört; an ihre Stelle traten in O&#x017F;tpreußen und<lb/>
preußi&#x017F;ch Lithauen die Verpflichtung der Dorf&#x017F;chulzen, die Cor-<lb/>
re&#x017F;pondenzen &#xA75B;c. der Obrigkeiten und Herren von Amt zu Amt<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[222/0235] verſahen nicht bloß die nordiſchen Reiche, ſondern auch Frank- reich und England. Dadurch aber, daß nun Portugieſen, Spanier, Holländer, Engländer und Franzoſen den Welthandel an ſich riſſen und der Handel einen ganz andern Gang nahm, bereitete ſich der Sturz Venedigs und Genuas ſowie der oberdeutſchen Handels- ſtädte vor; die vielverzweigten Kaufmannszüge wurden immer ſeltener, die Straßen, die mit der Fergung der Waaren belebt waren, drohten neuerdings zu veröden, wenn nicht andere Er- eigniſſe und Erfindungen zu mächtige Wirkungen auf das Ver- kehrsleben geäußert hätten, als daß man die bisher beſtandenen Verbindungen hätte vermiſſen und aufgeben wollen und können. Wir haben bereits erwähnt, durch welche innere politiſche Gründe die Wirkſamkeit der Hanſa und ihre Verbindungen ihrem Ende entgegenging; — aber auch der Orden der deutſchen Herren-Ritter mit ſeinen vortrefflichen Poſtanſtalten kam ſeinem Ende nahe; nur 294 Jahre währte die Wichtigkeit und Dauer ſeiner Ordensherrſchaft. Geſchwächt durch die Verheerungen der ungezähmten Lithauer und die Fehden mit andern Nach- barn, ja 1466 von den Polen zurückgedrängt bis an das Kö- nigsberger Gebiet und nach und nach durch innere Verhältniſſe erſchüttert, ging der Ordensbund ſeiner Auflöſung entgegen. Sigismund, der König von Polen vollführte ſie durch den Krakauer Friedensſchluß vom 8. April 1525. Mit der Auflöſung des Ordens hatten auch ihre Poſt- anſtalten aufgehört; an ihre Stelle traten in Oſtpreußen und preußiſch Lithauen die Verpflichtung der Dorfſchulzen, die Cor- reſpondenzen ꝛc. der Obrigkeiten und Herren von Amt zu Amt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/235
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/235>, abgerufen am 24.11.2024.