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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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Duboulay spart in seinem großen Werke keine Mühe, den
Unterschied ihrer gegenseitigen Stellung und Privilegien fest-
zusetzen.

Es war demnach sowohl die Stellung der Hauptboten, ihre
Beschäftigung und ihre Verpflichtungen eine andere, als jene der
Beiboten, als auch die Privilegien Beider von einander ver-
schieden waren.

Die Hauptboten oder Großboten (grands messagers) waren
in Paris angesessene Bürger1) und ihre beschworenen Pflichten
bestanden hauptsächlich darin, den Angehörigen der Universität
gegen Caution die nöthigen Gelder, Tisch und Kleidung zu
verschaffen. Jedem einzelnen war die Aufgabe zugewiesen, auch
den Verkehr, die Correspondenz der Studenten zwischen Paris
und den entfernten Heimathsorten zu besorgen. Um nament-
lich Letzteres zu ermöglichen, hielten sich die Großboten ihre
Unterboten (Beiboten oder Kleinboten). Die Kleinboten wohnten
nicht in Paris, sondern in den Städten der Provinzen, letztere
kamen nach Paris zu den Großboten, erholten sich dort ihre
Aufträge und Correspondenzen und verbrachten sie in der Richt-
ung ihrer Route bis dahin, wo sie wieder von einem andern
abgelöst wurden. Das Jneinandergreifen dieser Verbindung
scheint sehr exact gewesen zu sein. -- Die Kleinboten waren
theilweise, vielleicht größerntheils beritten, wie aus einem im

1) Crevier VI. 64. Le vingt et un fevrier 1558. l'universite
porta un decret touchant ses messagers pour les attreindre a avoir
leur domicile dans Paris, et non dans les villes avec les quelles
leur ministere les met en correspondance. C'est l'ancienne in-
stitution.

Duboulay ſpart in ſeinem großen Werke keine Mühe, den
Unterſchied ihrer gegenſeitigen Stellung und Privilegien feſt-
zuſetzen.

Es war demnach ſowohl die Stellung der Hauptboten, ihre
Beſchäftigung und ihre Verpflichtungen eine andere, als jene der
Beiboten, als auch die Privilegien Beider von einander ver-
ſchieden waren.

Die Hauptboten oder Großboten (grands messagers) waren
in Paris angeſeſſene Bürger1) und ihre beſchworenen Pflichten
beſtanden hauptſächlich darin, den Angehörigen der Univerſität
gegen Caution die nöthigen Gelder, Tiſch und Kleidung zu
verſchaffen. Jedem einzelnen war die Aufgabe zugewieſen, auch
den Verkehr, die Correſpondenz der Studenten zwiſchen Paris
und den entfernten Heimathsorten zu beſorgen. Um nament-
lich Letzteres zu ermöglichen, hielten ſich die Großboten ihre
Unterboten (Beiboten oder Kleinboten). Die Kleinboten wohnten
nicht in Paris, ſondern in den Städten der Provinzen, letztere
kamen nach Paris zu den Großboten, erholten ſich dort ihre
Aufträge und Correſpondenzen und verbrachten ſie in der Richt-
ung ihrer Route bis dahin, wo ſie wieder von einem andern
abgelöſt wurden. Das Jneinandergreifen dieſer Verbindung
ſcheint ſehr exact geweſen zu ſein. — Die Kleinboten waren
theilweiſe, vielleicht größerntheils beritten, wie aus einem im

1) Crevier VI. 64. Le vingt et un fevrier 1558. l'université
porta un decret touchant ses messagers pour les attreindre à avoir
leur domicile dans Paris, et non dans les villes avec les quelles
leur ministére les met en correspondance. C'est l'ancienne in-
stitution.
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[208/0221] Duboulay ſpart in ſeinem großen Werke keine Mühe, den Unterſchied ihrer gegenſeitigen Stellung und Privilegien feſt- zuſetzen. Es war demnach ſowohl die Stellung der Hauptboten, ihre Beſchäftigung und ihre Verpflichtungen eine andere, als jene der Beiboten, als auch die Privilegien Beider von einander ver- ſchieden waren. Die Hauptboten oder Großboten (grands messagers) waren in Paris angeſeſſene Bürger 1) und ihre beſchworenen Pflichten beſtanden hauptſächlich darin, den Angehörigen der Univerſität gegen Caution die nöthigen Gelder, Tiſch und Kleidung zu verſchaffen. Jedem einzelnen war die Aufgabe zugewieſen, auch den Verkehr, die Correſpondenz der Studenten zwiſchen Paris und den entfernten Heimathsorten zu beſorgen. Um nament- lich Letzteres zu ermöglichen, hielten ſich die Großboten ihre Unterboten (Beiboten oder Kleinboten). Die Kleinboten wohnten nicht in Paris, ſondern in den Städten der Provinzen, letztere kamen nach Paris zu den Großboten, erholten ſich dort ihre Aufträge und Correſpondenzen und verbrachten ſie in der Richt- ung ihrer Route bis dahin, wo ſie wieder von einem andern abgelöſt wurden. Das Jneinandergreifen dieſer Verbindung ſcheint ſehr exact geweſen zu ſein. — Die Kleinboten waren theilweiſe, vielleicht größerntheils beritten, wie aus einem im 1) Crevier VI. 64. Le vingt et un fevrier 1558. l'université porta un decret touchant ses messagers pour les attreindre à avoir leur domicile dans Paris, et non dans les villes avec les quelles leur ministére les met en correspondance. C'est l'ancienne in- stitution.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/221>, abgerufen am 28.04.2024.