Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

wegen weniger Briefe mußten die Kosten der Erhaltung der
Anstalt enorm sein!

Sollte da die Benützung der Anstalt wirklich so beschränkt
gewesen sein?

Historische Anhaltspunkte sind hierüber nicht da und was
läßt sich ohne solche behaupten!

Jedenfalls liegt auch hier ein Beweis vor, wie abgeschlossen
im Mittelalter jeder Kreis für sich selbst arbeitete und sorgte;
allenthalben zeigte und regte sich ein dringendes Bedürfniß nach
Verbindungen und nirgends war es möglich, eine staatlich ein-
heitliche Anstalt für den Verkehr zu errichten. Deßhalb sehen
wir überall nur einzelne Corporationen, seien es einzelne
Städte oder Städtebünde, einzelne Stifte, oder wie hier einen
ganzen weit verzweigten Orden, jeden für seine Zwecke sich
die benöthigten Verbindungen für seinen Verkehr herstellen.

Jn einzelnen, namentlich den süddeutschen Ländern war es
sogar eine einfache Zunft der bürgerlichen Gewerke, denen die
Geschäfte des Postdienstes aufgedrungen wurde; es war dies
die Zunft der Metzger.



Cap. II.
Die Metzgerposten.

So sonderbar und eigenthümlich die Erscheinung der Metz-
gerposten ist, so hat sie doch eine sehr natürliche Entstehung1).

Wie noch zum Theil heute, so war es schon im Mittelalter

1) Berlepsch, Chronik der Gewerke, St. Gallen, V. 72 und 73.

wegen weniger Briefe mußten die Koſten der Erhaltung der
Anſtalt enorm ſein!

Sollte da die Benützung der Anſtalt wirklich ſo beſchränkt
geweſen ſein?

Hiſtoriſche Anhaltspunkte ſind hierüber nicht da und was
läßt ſich ohne ſolche behaupten!

Jedenfalls liegt auch hier ein Beweis vor, wie abgeſchloſſen
im Mittelalter jeder Kreis für ſich ſelbſt arbeitete und ſorgte;
allenthalben zeigte und regte ſich ein dringendes Bedürfniß nach
Verbindungen und nirgends war es möglich, eine ſtaatlich ein-
heitliche Anſtalt für den Verkehr zu errichten. Deßhalb ſehen
wir überall nur einzelne Corporationen, ſeien es einzelne
Städte oder Städtebünde, einzelne Stifte, oder wie hier einen
ganzen weit verzweigten Orden, jeden für ſeine Zwecke ſich
die benöthigten Verbindungen für ſeinen Verkehr herſtellen.

Jn einzelnen, namentlich den ſüddeutſchen Ländern war es
ſogar eine einfache Zunft der bürgerlichen Gewerke, denen die
Geſchäfte des Poſtdienſtes aufgedrungen wurde; es war dies
die Zunft der Metzger.



Cap. II.
Die Metzgerpoſten.

So ſonderbar und eigenthümlich die Erſcheinung der Metz-
gerpoſten iſt, ſo hat ſie doch eine ſehr natürliche Entſtehung1).

Wie noch zum Theil heute, ſo war es ſchon im Mittelalter

1) Berlepsch, Chronik der Gewerke, St. Gallen, V. 72 und 73.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0209" n="196"/>
wegen weniger Briefe mußten die Ko&#x017F;ten der Erhaltung der<lb/>
An&#x017F;talt enorm &#x017F;ein!</p><lb/>
            <p>Sollte da die Benützung der An&#x017F;talt wirklich &#x017F;o be&#x017F;chränkt<lb/>
gewe&#x017F;en &#x017F;ein?</p><lb/>
            <p>Hi&#x017F;tori&#x017F;che Anhaltspunkte &#x017F;ind hierüber nicht da und was<lb/>
läßt &#x017F;ich ohne &#x017F;olche behaupten!</p><lb/>
            <p>Jedenfalls liegt auch hier ein Beweis vor, wie abge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
im Mittelalter jeder Kreis für &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t arbeitete und &#x017F;orgte;<lb/>
allenthalben zeigte und regte &#x017F;ich ein dringendes Bedürfniß nach<lb/>
Verbindungen und nirgends war es möglich, eine &#x017F;taatlich ein-<lb/>
heitliche An&#x017F;talt für den Verkehr zu errichten. Deßhalb &#x017F;ehen<lb/>
wir überall nur einzelne Corporationen, &#x017F;eien es einzelne<lb/>
Städte oder Städtebünde, einzelne Stifte, oder wie hier einen<lb/>
ganzen weit verzweigten Orden, jeden für &#x017F;eine Zwecke &#x017F;ich<lb/>
die benöthigten Verbindungen für &#x017F;einen Verkehr her&#x017F;tellen.</p><lb/>
            <p>Jn einzelnen, namentlich den &#x017F;üddeut&#x017F;chen Ländern war es<lb/>
&#x017F;ogar eine einfache Zunft der bürgerlichen Gewerke, denen die<lb/>
Ge&#x017F;chäfte des Po&#x017F;tdien&#x017F;tes aufgedrungen wurde; es war dies<lb/>
die Zunft der Metzger.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head>Cap. <hi rendition="#aq">II</hi>.<lb/><hi rendition="#b">Die Metzgerpo&#x017F;ten</hi>.</head><lb/>
            <p>So &#x017F;onderbar und eigenthümlich die Er&#x017F;cheinung der Metz-<lb/>
gerpo&#x017F;ten i&#x017F;t, &#x017F;o hat &#x017F;ie doch eine &#x017F;ehr natürliche Ent&#x017F;tehung<note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Berlepsch</hi>, Chronik der Gewerke, St. Gallen, <hi rendition="#aq">V</hi>. 72 und 73.</note>.</p><lb/>
            <p>Wie noch zum Theil heute, &#x017F;o war es &#x017F;chon im Mittelalter<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0209] wegen weniger Briefe mußten die Koſten der Erhaltung der Anſtalt enorm ſein! Sollte da die Benützung der Anſtalt wirklich ſo beſchränkt geweſen ſein? Hiſtoriſche Anhaltspunkte ſind hierüber nicht da und was läßt ſich ohne ſolche behaupten! Jedenfalls liegt auch hier ein Beweis vor, wie abgeſchloſſen im Mittelalter jeder Kreis für ſich ſelbſt arbeitete und ſorgte; allenthalben zeigte und regte ſich ein dringendes Bedürfniß nach Verbindungen und nirgends war es möglich, eine ſtaatlich ein- heitliche Anſtalt für den Verkehr zu errichten. Deßhalb ſehen wir überall nur einzelne Corporationen, ſeien es einzelne Städte oder Städtebünde, einzelne Stifte, oder wie hier einen ganzen weit verzweigten Orden, jeden für ſeine Zwecke ſich die benöthigten Verbindungen für ſeinen Verkehr herſtellen. Jn einzelnen, namentlich den ſüddeutſchen Ländern war es ſogar eine einfache Zunft der bürgerlichen Gewerke, denen die Geſchäfte des Poſtdienſtes aufgedrungen wurde; es war dies die Zunft der Metzger. Cap. II. Die Metzgerpoſten. So ſonderbar und eigenthümlich die Erſcheinung der Metz- gerpoſten iſt, ſo hat ſie doch eine ſehr natürliche Entſtehung 1). Wie noch zum Theil heute, ſo war es ſchon im Mittelalter 1) Berlepsch, Chronik der Gewerke, St. Gallen, V. 72 und 73.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/209
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/209>, abgerufen am 24.11.2024.