Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

der Handel sich über die Grenzen der städtischen und heimischen
Gebiete hinaus wagte, selbst auf die Gefahr hin, unterwegs
beraubt, geplündert und aufgefangen zu werden, -- wenn trotz
alledem die sich einmal entwickelten Regungen von Handel und
Verkehr immer mächtiger und mächtiger hervor wuchsen, so be-
weist dies nur die gewaltige Stärke der Strömungen der Zeit,
welche nie und zu keiner Zeit, selbst nicht durch anhaltende
Hindernisse in der Geschichte unterdrückt werden können. Es
war einmal für die freie Entwicklung, für die Selbstthätigkeit
des socialen Lebens der Anstoß gegeben und wahrlich die fort-
während zunehmende Ausbildung der Städte war die beste Ge-
währschaft, daß die junge Knospe einer kräftigen Entwicklung
entgegen reife.

Vor Allem blühte der Handel der italienischen Staaten,
unter diesen glänzte wieder Venedig als schönste Perle! Venedig
vermittelte den ostindischen Handel über Aegypten nach den
abendländischen Staaten.

Bereits fingen Wechselbriefe und Banken an, als wich-
tigster Ersatz des baaren Geldes zu dienen und Erleichterung
für die Saldirung zu gewähren.

Die Verbindungen der Städte unter sich wurden immer
vielseitiger, immer enger; es entstanden förmliche Bündnisse
benachbarter Städte, um sich gegenseitig zum Schutz zu ver-
pflichten.

Die Handelswelt begriff und fühlte wohl zunächst die ver-
derblichen Folgen ungeordneter und unsicherer politischer Ver-
hältnisse. Die mächtigen Städte fanden sich daher leicht zahl-
reich zu einem Bunde zusammen, durch den sie sich selbst Sicher-

12*

der Handel ſich über die Grenzen der ſtädtiſchen und heimiſchen
Gebiete hinaus wagte, ſelbſt auf die Gefahr hin, unterwegs
beraubt, geplündert und aufgefangen zu werden, — wenn trotz
alledem die ſich einmal entwickelten Regungen von Handel und
Verkehr immer mächtiger und mächtiger hervor wuchſen, ſo be-
weiſt dies nur die gewaltige Stärke der Strömungen der Zeit,
welche nie und zu keiner Zeit, ſelbſt nicht durch anhaltende
Hinderniſſe in der Geſchichte unterdrückt werden können. Es
war einmal für die freie Entwicklung, für die Selbſtthätigkeit
des ſocialen Lebens der Anſtoß gegeben und wahrlich die fort-
während zunehmende Ausbildung der Städte war die beſte Ge-
währſchaft, daß die junge Knospe einer kräftigen Entwicklung
entgegen reife.

Vor Allem blühte der Handel der italieniſchen Staaten,
unter dieſen glänzte wieder Venedig als ſchönſte Perle! Venedig
vermittelte den oſtindiſchen Handel über Aegypten nach den
abendländiſchen Staaten.

Bereits fingen Wechſelbriefe und Banken an, als wich-
tigſter Erſatz des baaren Geldes zu dienen und Erleichterung
für die Saldirung zu gewähren.

Die Verbindungen der Städte unter ſich wurden immer
vielſeitiger, immer enger; es entſtanden förmliche Bündniſſe
benachbarter Städte, um ſich gegenſeitig zum Schutz zu ver-
pflichten.

Die Handelswelt begriff und fühlte wohl zunächſt die ver-
derblichen Folgen ungeordneter und unſicherer politiſcher Ver-
hältniſſe. Die mächtigen Städte fanden ſich daher leicht zahl-
reich zu einem Bunde zuſammen, durch den ſie ſich ſelbſt Sicher-

12*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0192" n="179"/>
der Handel &#x017F;ich über die Grenzen der &#x017F;tädti&#x017F;chen und heimi&#x017F;chen<lb/>
Gebiete hinaus wagte, &#x017F;elb&#x017F;t auf die Gefahr hin, unterwegs<lb/>
beraubt, geplündert und aufgefangen zu werden, &#x2014; wenn trotz<lb/>
alledem die &#x017F;ich einmal entwickelten Regungen von Handel und<lb/>
Verkehr immer mächtiger und mächtiger hervor wuch&#x017F;en, &#x017F;o be-<lb/>
wei&#x017F;t dies nur die gewaltige Stärke der Strömungen der Zeit,<lb/>
welche nie und zu keiner Zeit, &#x017F;elb&#x017F;t nicht durch anhaltende<lb/>
Hinderni&#x017F;&#x017F;e in der Ge&#x017F;chichte unterdrückt werden können. Es<lb/>
war einmal für die freie Entwicklung, für die Selb&#x017F;tthätigkeit<lb/>
des &#x017F;ocialen Lebens der An&#x017F;toß gegeben und wahrlich die fort-<lb/>
während zunehmende Ausbildung der Städte war die be&#x017F;te Ge-<lb/>
währ&#x017F;chaft, daß die junge Knospe einer kräftigen Entwicklung<lb/>
entgegen reife.</p><lb/>
            <p>Vor Allem blühte der Handel der italieni&#x017F;chen Staaten,<lb/>
unter die&#x017F;en glänzte wieder Venedig als &#x017F;chön&#x017F;te Perle! Venedig<lb/>
vermittelte den o&#x017F;tindi&#x017F;chen Handel über Aegypten nach den<lb/>
abendländi&#x017F;chen Staaten.</p><lb/>
            <p>Bereits fingen <hi rendition="#g">Wech&#x017F;elbriefe</hi> und Banken an, als wich-<lb/>
tig&#x017F;ter Er&#x017F;atz des baaren Geldes zu dienen und Erleichterung<lb/>
für die Saldirung zu gewähren.</p><lb/>
            <p>Die Verbindungen der Städte unter &#x017F;ich wurden immer<lb/>
viel&#x017F;eitiger, immer enger; es ent&#x017F;tanden förmliche Bündni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
benachbarter Städte, um &#x017F;ich gegen&#x017F;eitig zum Schutz zu ver-<lb/>
pflichten.</p><lb/>
            <p>Die Handelswelt begriff und fühlte wohl zunäch&#x017F;t die ver-<lb/>
derblichen Folgen ungeordneter und un&#x017F;icherer politi&#x017F;cher Ver-<lb/>
hältni&#x017F;&#x017F;e. Die mächtigen Städte fanden &#x017F;ich daher leicht zahl-<lb/>
reich zu einem Bunde zu&#x017F;ammen, durch den &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t Sicher-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">12*</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[179/0192] der Handel ſich über die Grenzen der ſtädtiſchen und heimiſchen Gebiete hinaus wagte, ſelbſt auf die Gefahr hin, unterwegs beraubt, geplündert und aufgefangen zu werden, — wenn trotz alledem die ſich einmal entwickelten Regungen von Handel und Verkehr immer mächtiger und mächtiger hervor wuchſen, ſo be- weiſt dies nur die gewaltige Stärke der Strömungen der Zeit, welche nie und zu keiner Zeit, ſelbſt nicht durch anhaltende Hinderniſſe in der Geſchichte unterdrückt werden können. Es war einmal für die freie Entwicklung, für die Selbſtthätigkeit des ſocialen Lebens der Anſtoß gegeben und wahrlich die fort- während zunehmende Ausbildung der Städte war die beſte Ge- währſchaft, daß die junge Knospe einer kräftigen Entwicklung entgegen reife. Vor Allem blühte der Handel der italieniſchen Staaten, unter dieſen glänzte wieder Venedig als ſchönſte Perle! Venedig vermittelte den oſtindiſchen Handel über Aegypten nach den abendländiſchen Staaten. Bereits fingen Wechſelbriefe und Banken an, als wich- tigſter Erſatz des baaren Geldes zu dienen und Erleichterung für die Saldirung zu gewähren. Die Verbindungen der Städte unter ſich wurden immer vielſeitiger, immer enger; es entſtanden förmliche Bündniſſe benachbarter Städte, um ſich gegenſeitig zum Schutz zu ver- pflichten. Die Handelswelt begriff und fühlte wohl zunächſt die ver- derblichen Folgen ungeordneter und unſicherer politiſcher Ver- hältniſſe. Die mächtigen Städte fanden ſich daher leicht zahl- reich zu einem Bunde zuſammen, durch den ſie ſich ſelbſt Sicher- 12*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/192
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/192>, abgerufen am 03.05.2024.