in der Aufgabe und dem Zwecke der Postanstalt nichts Anderes zu sehen vermögen, als die Einförmigkeit des täglich sich wieder- holenden Dienstes; ich sage vielmehr mit Stängel:
"Jst die Post eine Anstalt, welche in die socialen Ver- hältnisse tief eingreift, -- werden durch dieselbe Staatsver- waltung, Jndustrie, Handel und Civilisation wesentlich ge- fördert, -- ward die Bedeutsamkeit der Postanstalt seit ihrer Erfindung fort und fort erkannt, -- ward sie schon mit ihrem Beginne als ein wichtiges polizeiliches Jnstitut aufgefaßt und in dieser Eigenschaft zum Regal erhoben, -- so ergibt sich aus der Natur dieses Jnstituts von selbst, daß auch die Wissen- schaft mit demselben sich beschäftigte."
Aus demselben Grunde wird es sich rechtfertigen, wenn diese Materie trotz der mannigfachen Bearbeitungen, die es bisher fand, immer noch eine Feder findet, die es versucht, ihre geschichtliche Entwicklung nunmehr auch systematisch dar- zustellen. --
Werfen wir nemlich einen flüchtigen Blick über die ganze Entwicklungsgeschichte der Posten, so finden wir, daß sie von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart gleich einem Faden ein- gewebt ist in die große Culturgeschichte der menschlichen Gesell- schaft, und da die Postanstalten oder was immer für Ver- kehrsanstalten sonst an deren Stelle waren, als ein nothwendiges Produkt des menschlichen Verkehrs im Kleinen wie im Großen sich darstellen, so ist es natürlich, daß ihre Entwicklungsphasen genau in den Rahmen der Weltgeschichte sich einfügen.
Demgemäß zerfällt auch die Geschichte der Posten in jene drei großen Perioden, welche die allgemeine Geschichte mit dem
1*
in der Aufgabe und dem Zwecke der Poſtanſtalt nichts Anderes zu ſehen vermögen, als die Einförmigkeit des täglich ſich wieder- holenden Dienſtes; ich ſage vielmehr mit Stängel:
„Jſt die Poſt eine Anſtalt, welche in die ſocialen Ver- hältniſſe tief eingreift, — werden durch dieſelbe Staatsver- waltung, Jnduſtrie, Handel und Civiliſation weſentlich ge- fördert, — ward die Bedeutſamkeit der Poſtanſtalt ſeit ihrer Erfindung fort und fort erkannt, — ward ſie ſchon mit ihrem Beginne als ein wichtiges polizeiliches Jnſtitut aufgefaßt und in dieſer Eigenſchaft zum Regal erhoben, — ſo ergibt ſich aus der Natur dieſes Jnſtituts von ſelbſt, daß auch die Wiſſen- ſchaft mit demſelben ſich beſchäftigte.“
Aus demſelben Grunde wird es ſich rechtfertigen, wenn dieſe Materie trotz der mannigfachen Bearbeitungen, die es bisher fand, immer noch eine Feder findet, die es verſucht, ihre geſchichtliche Entwicklung nunmehr auch ſyſtematiſch dar- zuſtellen. —
Werfen wir nemlich einen flüchtigen Blick über die ganze Entwicklungsgeſchichte der Poſten, ſo finden wir, daß ſie von den älteſten Zeiten bis zur Gegenwart gleich einem Faden ein- gewebt iſt in die große Culturgeſchichte der menſchlichen Geſell- ſchaft, und da die Poſtanſtalten oder was immer für Ver- kehrsanſtalten ſonſt an deren Stelle waren, als ein nothwendiges Produkt des menſchlichen Verkehrs im Kleinen wie im Großen ſich darſtellen, ſo iſt es natürlich, daß ihre Entwicklungsphaſen genau in den Rahmen der Weltgeſchichte ſich einfügen.
Demgemäß zerfällt auch die Geſchichte der Poſten in jene drei großen Perioden, welche die allgemeine Geſchichte mit dem
1*
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0016"n="3"/>
in der Aufgabe und dem Zwecke der Poſtanſtalt nichts Anderes<lb/>
zu ſehen vermögen, als die Einförmigkeit des täglich ſich wieder-<lb/>
holenden Dienſtes; ich ſage vielmehr mit <hirendition="#aq">Stängel</hi>:</p><lb/><p>„Jſt die Poſt eine Anſtalt, welche in die ſocialen Ver-<lb/>
hältniſſe tief eingreift, — werden durch dieſelbe Staatsver-<lb/>
waltung, Jnduſtrie, Handel und Civiliſation weſentlich ge-<lb/>
fördert, — ward die Bedeutſamkeit der Poſtanſtalt ſeit ihrer<lb/>
Erfindung fort und fort erkannt, — ward ſie ſchon mit ihrem<lb/>
Beginne als ein wichtiges polizeiliches Jnſtitut aufgefaßt und<lb/>
in dieſer Eigenſchaft zum Regal erhoben, —ſo ergibt ſich<lb/>
aus der Natur dieſes Jnſtituts von ſelbſt, daß auch die Wiſſen-<lb/>ſchaft mit demſelben ſich beſchäftigte.“</p><lb/><p>Aus demſelben Grunde wird es ſich rechtfertigen, wenn<lb/>
dieſe Materie trotz der mannigfachen Bearbeitungen, die es<lb/>
bisher fand, immer noch eine Feder findet, die es verſucht,<lb/>
ihre geſchichtliche Entwicklung nunmehr auch <hirendition="#g">ſyſtematiſch</hi> dar-<lb/>
zuſtellen. —</p><lb/><p>Werfen wir nemlich einen flüchtigen Blick über die ganze<lb/>
Entwicklungsgeſchichte der Poſten, ſo finden wir, daß ſie von<lb/>
den älteſten Zeiten bis zur Gegenwart gleich einem Faden ein-<lb/>
gewebt iſt in die große Culturgeſchichte der menſchlichen Geſell-<lb/>ſchaft, und da die Poſtanſtalten oder <hirendition="#g">was immer für Ver-<lb/>
kehrsanſtalten ſonſt an deren Stelle waren</hi>, als<lb/>
ein nothwendiges Produkt des menſchlichen Verkehrs im Kleinen<lb/>
wie im Großen ſich darſtellen, ſo iſt es natürlich, daß ihre<lb/>
Entwicklungsphaſen genau in den Rahmen der Weltgeſchichte<lb/>ſich einfügen.</p><lb/><p>Demgemäß zerfällt auch die Geſchichte der Poſten in jene<lb/>
drei großen Perioden, welche die allgemeine Geſchichte mit dem<lb/><fwplace="bottom"type="sig">1*</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[3/0016]
in der Aufgabe und dem Zwecke der Poſtanſtalt nichts Anderes
zu ſehen vermögen, als die Einförmigkeit des täglich ſich wieder-
holenden Dienſtes; ich ſage vielmehr mit Stängel:
„Jſt die Poſt eine Anſtalt, welche in die ſocialen Ver-
hältniſſe tief eingreift, — werden durch dieſelbe Staatsver-
waltung, Jnduſtrie, Handel und Civiliſation weſentlich ge-
fördert, — ward die Bedeutſamkeit der Poſtanſtalt ſeit ihrer
Erfindung fort und fort erkannt, — ward ſie ſchon mit ihrem
Beginne als ein wichtiges polizeiliches Jnſtitut aufgefaßt und
in dieſer Eigenſchaft zum Regal erhoben, — ſo ergibt ſich
aus der Natur dieſes Jnſtituts von ſelbſt, daß auch die Wiſſen-
ſchaft mit demſelben ſich beſchäftigte.“
Aus demſelben Grunde wird es ſich rechtfertigen, wenn
dieſe Materie trotz der mannigfachen Bearbeitungen, die es
bisher fand, immer noch eine Feder findet, die es verſucht,
ihre geſchichtliche Entwicklung nunmehr auch ſyſtematiſch dar-
zuſtellen. —
Werfen wir nemlich einen flüchtigen Blick über die ganze
Entwicklungsgeſchichte der Poſten, ſo finden wir, daß ſie von
den älteſten Zeiten bis zur Gegenwart gleich einem Faden ein-
gewebt iſt in die große Culturgeſchichte der menſchlichen Geſell-
ſchaft, und da die Poſtanſtalten oder was immer für Ver-
kehrsanſtalten ſonſt an deren Stelle waren, als
ein nothwendiges Produkt des menſchlichen Verkehrs im Kleinen
wie im Großen ſich darſtellen, ſo iſt es natürlich, daß ihre
Entwicklungsphaſen genau in den Rahmen der Weltgeſchichte
ſich einfügen.
Demgemäß zerfällt auch die Geſchichte der Poſten in jene
drei großen Perioden, welche die allgemeine Geſchichte mit dem
1*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/16>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.