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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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Die innern Zustände waren so verfault, das Ansehen des
Kaisers selbst so gering, daß Verordnungen nichts mehr halfen;
so gingen ganze Gemeinden zu Grunde, da sie die ihnen von
den Beamten zugemutheten Forderungen nicht erschwingen
konnten2.

Nicht einmal das in früheren Zeiten so sehr bevorzugte
Stammland des Reiches, Jtalien, erfreute sich noch der alten
Begünstigungen.

Jtalien vielmehr war vielleicht derjenige Theil des Staates,
welcher in Folge der Ungunst der späteren Kaiser, nach der
Verlegung der Residenz nach Constantinopel und nach der
Theilung des Reiches längst aufgehört hatte, Mittelpunkt des-
selben zu sein, und deßhalb, sowie durch die unaufhörlichen Einfälle
barbarischer Horden am meisten von seinem Wohlstande und
seiner Bedeutung verloren hatte. So theilte es das Schicksal
der übrigen Provinzen und nächst allen Uebeln, welche seit
Constantin's Zeit das Verderben des Reiches gefördert hatten,
neben Thronumwälzungen, Religionsverfolgungen, Angriffen
germanischer Völkerschaften, -- war es der cursus publicus, der
wie in den Provinzen, so auch in Jtalien die Unterthanen
nicht am wenigsten zur Verzweiflung brachte, sie nöthigte, von
Haus und Hof zu flüchten, und aus einer Einrichtung, welche
dem ganzen Reiche zum Segen hätte gereichen können, eine
Saat des Unfriedens und Unheils hervorwuchern ließ.

Die staatsöconomischen Begriffe der römischen Kaiser waren
nicht der Art, daß sie es verstanden, unter Wahrung des kaiser-
lichen Vortheils zu Gunsten der gedrückten Unterthanen die

2 Hudemann, Postwesen der römischen Kaiserzeit, Kiel 1866.

Die innern Zuſtände waren ſo verfault, das Anſehen des
Kaiſers ſelbſt ſo gering, daß Verordnungen nichts mehr halfen;
ſo gingen ganze Gemeinden zu Grunde, da ſie die ihnen von
den Beamten zugemutheten Forderungen nicht erſchwingen
konnten2.

Nicht einmal das in früheren Zeiten ſo ſehr bevorzugte
Stammland des Reiches, Jtalien, erfreute ſich noch der alten
Begünſtigungen.

Jtalien vielmehr war vielleicht derjenige Theil des Staates,
welcher in Folge der Ungunſt der ſpäteren Kaiſer, nach der
Verlegung der Reſidenz nach Conſtantinopel und nach der
Theilung des Reiches längſt aufgehört hatte, Mittelpunkt des-
ſelben zu ſein, und deßhalb, ſowie durch die unaufhörlichen Einfälle
barbariſcher Horden am meiſten von ſeinem Wohlſtande und
ſeiner Bedeutung verloren hatte. So theilte es das Schickſal
der übrigen Provinzen und nächſt allen Uebeln, welche ſeit
Constantin's Zeit das Verderben des Reiches gefördert hatten,
neben Thronumwälzungen, Religionsverfolgungen, Angriffen
germaniſcher Völkerſchaften, — war es der cursus publicus, der
wie in den Provinzen, ſo auch in Jtalien die Unterthanen
nicht am wenigſten zur Verzweiflung brachte, ſie nöthigte, von
Haus und Hof zu flüchten, und aus einer Einrichtung, welche
dem ganzen Reiche zum Segen hätte gereichen können, eine
Saat des Unfriedens und Unheils hervorwuchern ließ.

Die ſtaatsöconomiſchen Begriffe der römiſchen Kaiſer waren
nicht der Art, daß ſie es verſtanden, unter Wahrung des kaiſer-
lichen Vortheils zu Gunſten der gedrückten Unterthanen die

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[103/0116] Die innern Zuſtände waren ſo verfault, das Anſehen des Kaiſers ſelbſt ſo gering, daß Verordnungen nichts mehr halfen; ſo gingen ganze Gemeinden zu Grunde, da ſie die ihnen von den Beamten zugemutheten Forderungen nicht erſchwingen konnten 2. Nicht einmal das in früheren Zeiten ſo ſehr bevorzugte Stammland des Reiches, Jtalien, erfreute ſich noch der alten Begünſtigungen. Jtalien vielmehr war vielleicht derjenige Theil des Staates, welcher in Folge der Ungunſt der ſpäteren Kaiſer, nach der Verlegung der Reſidenz nach Conſtantinopel und nach der Theilung des Reiches längſt aufgehört hatte, Mittelpunkt des- ſelben zu ſein, und deßhalb, ſowie durch die unaufhörlichen Einfälle barbariſcher Horden am meiſten von ſeinem Wohlſtande und ſeiner Bedeutung verloren hatte. So theilte es das Schickſal der übrigen Provinzen und nächſt allen Uebeln, welche ſeit Constantin's Zeit das Verderben des Reiches gefördert hatten, neben Thronumwälzungen, Religionsverfolgungen, Angriffen germaniſcher Völkerſchaften, — war es der cursus publicus, der wie in den Provinzen, ſo auch in Jtalien die Unterthanen nicht am wenigſten zur Verzweiflung brachte, ſie nöthigte, von Haus und Hof zu flüchten, und aus einer Einrichtung, welche dem ganzen Reiche zum Segen hätte gereichen können, eine Saat des Unfriedens und Unheils hervorwuchern ließ. Die ſtaatsöconomiſchen Begriffe der römiſchen Kaiſer waren nicht der Art, daß ſie es verſtanden, unter Wahrung des kaiſer- lichen Vortheils zu Gunſten der gedrückten Unterthanen die 2 Hudemann, Poſtweſen der römiſchen Kaiſerzeit, Kiel 1866.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/116>, abgerufen am 24.11.2024.