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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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Kurz, es war ein ganzes Chaos von Oberbeamten, Unterbeamten
und Seitenbeamten, Alles wollte befehlen, Alles reiste, Niemand ge-
horchte und die armen Provincialen, die sich durch das Säbelregiment
der Beamten einschüchtern ließen, gingen verzweiflungsvoll zu
Grunde. Der cursus publicus sah ganze Schaaren von reisenden
Beamten, Soldaten und Geistlichen, von denen die Ersteren
durch Habsucht, Spionage und ungerechte Strenge sich verhaßt
machten, die Zweiten durch geschäftsmäßige Rohheit und Gewalt
sich die Mittel zu ihrer Weiterbeförderung verschafften, und die
Letzteren durch ihre häufigen Concilien und Synoden, meistens
mit tractoriae cum necessariis versehen, gleichfalls nicht
wenig zur Belästigung der Provincialen beitrugen, wenn man
auch das Urtheil des heidnischen Schriftstellers Ammianus1)
gerade nicht als maßgebend bezeichnen will, der der Geistlichkeit
sogar die Schuld beimißt, daß sie durch ihre häufigen Reisen
dem cursus publicus den Lebensnerv gelähmt hätten.

Auch Quien de la Neufville erwähnt dieses letzteren Mo-
mentes2).

1) Ammianus Marcellinus Lib. XXI. 16, 18. "Ut catervis
antistitum jumentis publicis ultro citroque discurrentibus per synodos
quas appellant, dum ritum omnem ad suum trahere conantur ar-
bitrium, rei vehiculariae succideret nervos."
2) Quien de la Neufville. Origine des postes pag. 54. "Dans
la suite des temps les Empereurs ont fait des usages bien differens
des chevaux et des charriots destines a la course publique. Con-
stance I. fut celui, qui s'en servit d'une maniere plus outree, lors'quen
360 il fit assembler un concile a Arimini, ville d'Italie sur la mer
Adriatique. Il s'y trouva plus de quatre cens prelats de l'Eglise
d'Occident, sans que cet Empereur eut aucun egard a leur age, a
leurs infirmites, ni a la longue distance du lieu de leur residence,
jusqu' a Arimini, puis qu'ils y vinrent d'Illyrie, d'Italie, d'Afrique,
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Kurz, es war ein ganzes Chaos von Oberbeamten, Unterbeamten
und Seitenbeamten, Alles wollte befehlen, Alles reiſte, Niemand ge-
horchte und die armen Provincialen, die ſich durch das Säbelregiment
der Beamten einſchüchtern ließen, gingen verzweiflungsvoll zu
Grunde. Der cursus publicus ſah ganze Schaaren von reiſenden
Beamten, Soldaten und Geiſtlichen, von denen die Erſteren
durch Habſucht, Spionage und ungerechte Strenge ſich verhaßt
machten, die Zweiten durch geſchäftsmäßige Rohheit und Gewalt
ſich die Mittel zu ihrer Weiterbeförderung verſchafften, und die
Letzteren durch ihre häufigen Concilien und Synoden, meiſtens
mit tractoriae cum necessariis verſehen, gleichfalls nicht
wenig zur Beläſtigung der Provincialen beitrugen, wenn man
auch das Urtheil des heidniſchen Schriftſtellers Ammianus1)
gerade nicht als maßgebend bezeichnen will, der der Geiſtlichkeit
ſogar die Schuld beimißt, daß ſie durch ihre häufigen Reiſen
dem cursus publicus den Lebensnerv gelähmt hätten.

Auch Quien de la Neufville erwähnt dieſes letzteren Mo-
mentes2).

1) Ammianus Marcellinus Lib. XXI. 16, 18. „Ut catervis
antistitum jumentis publicis ultro citroque discurrentibus per synodos
quas appellant, dum ritum omnem ad suum trahere conantur ar-
bitrium, rei vehiculariae succideret nervos.“
2) Quien de la Neufville. Origine des postes pag. 54. „Dans
la suite des temps les Empereurs ont fait des usages bien différens
des chevaux et des charriots destinés à la course publique. Con-
stance I. fut celui, qui s'en servit d'une maniére plus outrée, lors'quen
360 il fit assembler un concile à Arimini, ville d'Italie sur la mer
Adriatique. Il s'y trouva plus de quatre cens prélats de l'Eglise
d'Occident, sans que cet Empereur eut aucun égard à leur âge, à
leurs infirmites, ni à la longue distance du lieu de leur résidence,
jusqu' à Arimini, puis qu'ils y vinrent d'Illyrie, d'Italie, d'Afrique,
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[97/0110] Kurz, es war ein ganzes Chaos von Oberbeamten, Unterbeamten und Seitenbeamten, Alles wollte befehlen, Alles reiſte, Niemand ge- horchte und die armen Provincialen, die ſich durch das Säbelregiment der Beamten einſchüchtern ließen, gingen verzweiflungsvoll zu Grunde. Der cursus publicus ſah ganze Schaaren von reiſenden Beamten, Soldaten und Geiſtlichen, von denen die Erſteren durch Habſucht, Spionage und ungerechte Strenge ſich verhaßt machten, die Zweiten durch geſchäftsmäßige Rohheit und Gewalt ſich die Mittel zu ihrer Weiterbeförderung verſchafften, und die Letzteren durch ihre häufigen Concilien und Synoden, meiſtens mit tractoriae cum necessariis verſehen, gleichfalls nicht wenig zur Beläſtigung der Provincialen beitrugen, wenn man auch das Urtheil des heidniſchen Schriftſtellers Ammianus 1) gerade nicht als maßgebend bezeichnen will, der der Geiſtlichkeit ſogar die Schuld beimißt, daß ſie durch ihre häufigen Reiſen dem cursus publicus den Lebensnerv gelähmt hätten. Auch Quien de la Neufville erwähnt dieſes letzteren Mo- mentes 2). 1) Ammianus Marcellinus Lib. XXI. 16, 18. „Ut catervis antistitum jumentis publicis ultro citroque discurrentibus per synodos quas appellant, dum ritum omnem ad suum trahere conantur ar- bitrium, rei vehiculariae succideret nervos.“ 2) Quien de la Neufville. Origine des postes pag. 54. „Dans la suite des temps les Empereurs ont fait des usages bien différens des chevaux et des charriots destinés à la course publique. Con- stance I. fut celui, qui s'en servit d'une maniére plus outrée, lors'quen 360 il fit assembler un concile à Arimini, ville d'Italie sur la mer Adriatique. Il s'y trouva plus de quatre cens prélats de l'Eglise d'Occident, sans que cet Empereur eut aucun égard à leur âge, à leurs infirmites, ni à la longue distance du lieu de leur résidence, jusqu' à Arimini, puis qu'ils y vinrent d'Illyrie, d'Italie, d'Afrique, 7

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/110>, abgerufen am 23.11.2024.